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Mein Danebenjob im Kirchbüro

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Ich habe bis vor kurzem zwei Tage die Woche neben der Schule beim Bürgerservice in einer kirchlichen Einrichtung gearbeitet und war eigentlich ganz zufrieden. Viel bezahlt wurde mir zwar nicht, aber es war eine gemeinnützige Arbeit, ich hatte einen sonnigen Arbeitsplatz, nette Kollegen und wurde häufig für meine Gewissenhaftigkeit gelobt. Einen Haken gab es aber von Anfang an: Der Kerl, der mit mir im Büro gesessen hat.

Der Mann war psychisch krank, depressiv und hat häufig über Kollegen gelästert. Ich habe jedoch versucht, mich da weitgehend herauszuhalten – er war schließlich krank. Er hat auch regelmäßig Antidepressiva eingenommen, die ihn müde gemacht haben. Das hat dazu geführt, dass er während der Arbeit oft eingeschlafen ist und dabei häufig laut geschnarcht hat. Das war zwar ein wenig nervig, aber eigentlich war ich immer ganz froh darüber, weil er dann wenigstens den Mund gehalten hat.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Irgendwann hat er sich dann in den Kopf gesetzt, ich würde ihm seinen Job wegnehmen wollen – vollkommener Quatsch natürlich. Im Zuge dessen fing er an, mich zu beleidigen und hinter meinem Rücken Lügen über mich zu erzählen. Ich habe gemerkt, wie die Leute um mich herum plötzlich anders wurden, wusste aber erst natürlich noch nichts von seinen Mobbing-Versuchen. Irgendwann habe ich es über eine ältere Frau, mit der ich mich immer ganz gut verstanden habe, mitbekommen und ihn daraufhin zur Rede gestellt. Erst hat er alles abgestritten, aber dann doch zugegeben, dass er schlecht über mich gesprochen hat. Er hat sich dann auch bei mir entschuldigt, aber mein Ruf war natürlich ruiniert.  

Kurz darauf hat mich dann meine Chefin zu sich zitiert und mir mitgeteilt, ich solle von nun an im Keller arbeiten und nicht mehr wie bisher im Büro: ohne Tageslicht, mit Ungeziefer um mich herum und mit einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 13 Grad (ich habe an einem Tag mal ein Thermometer mitgenommen). Ich wurde also quasi strafversetzt und habe sie nach dem Grund dafür gefragt. Sie meinte, sie wüsste, dass an den Geschichten von meinem Kollegen nichts dran wäre, dass er aber krank sei und ihm nicht zuzumuten sei, weiterhin mit mir zusammenzuarbeiten. Der Höhepunkt war aber, als sie zu mir gesagt hat, ich würde meinen Kollegen beim Schlafen stören. Beim Schlafen! Am Arbeitsplatz! Er wäre eben krank und bräuchte seine Ruhe.

Ich war natürlich perplex und wusste nichts mehr darauf zu sagen. Drei Tage habe ich tatsächlich in diesem Keller gearbeitet, bis ich wieder bei Sinnen war. Dann habe ich eine Kündigung geschrieben, sie meiner Chefin auf den Schreibtisch gelegt und bin ohne ein Wort des Abschieds gegangen. Ich kann das bis heute noch nicht glauben, dass die das wirklich ernst gemeint hat. Und das bei einer kirchlichen Einrichtung! Aber jetzt weiß ich zumindest, was damit gemeint ist, wenn jemand sein Geld im Schlaf verdient.

Text: daniel-schieferdecker - Illustration: Katharina Bitzl

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