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Nur noch wenige Genehmigungen bis MÜNJING

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Keine Angst mehr haben und sich befreien! Das habe ich gedacht, als ich letzten Donnerstag Nachmittag, beim Auftakt von BUNNYHILL zum Thema Alter, die acht alten Leute beobachtet habe, die für Bunnyhill mit zwei Hildesheimer Künstlerinnen einen Stadtrundgang entwickelt haben, bei dem „In-Orte für Ätere“ gezeigt wurden. Sensationell! Plötzlich fahren 80-jährige Omis zum „Ich mag so gerne Schokoladeneis“–Song auf dem Tretroller durch die Münchner Zentrumsstraßen. Eine andere erzählt über ihren tragbaren Verstärker, dass wir uns gerade auf einer Fahrradtour von Pullach nach München an der Isar befinden. In Wirklichkeit stehen wir in der Einkaufspassage „Fünf Höfe“, um uns rum lauter gut gekleidete Einkäufer und die alte Dame erzählt lakonisch davon, dass wir uns gerade unter der Brudermühlbrücke befinden und dass wir keine Angst haben sollen vor all den Obdachlosen dort. Eine halbe Stunde später liegt einer der Alten als erschossener Kurt Eisner, Anführer der Novemberrevolution 1918 und erster Ministerpräsident des von ihm ausgerufenen „Freistaates“ Bayern, um die Ecke des Hotels „Bayerischer Hof“ und erzählt, dass ihn die Münchner Antisemiten umgebracht haben. Die Polizei fährt langsam vorbei, weil sie dem Auflauf nicht traut. Als dann auch noch die Speakers Corner vor dem „H&M“ in der Kaufinger Straße, Münchens Fußgängerzone, eröffnet war und die Alten ihre politischen Botschaften lautstark unters Volk gebracht haben, da war ich sehr gerührt und habe mich gefreut, dass diese Leute so einen Mut haben. Vielleicht macht Kunst die Menschen doch ein wenig freier und bringt sie mehr zu sich. In unserem Stück A – Angst essen Zentrum auf ist Herr Köppelmann, auch ein Senior, als Joseph Beuys verkleidet. Jeder ist ein Künstler, hat Beuys gesagt, und die Kunst kann den Menschen befreien, wenn er Kunst macht. Das, was all die Alten bei BUNNYHILL vollbringen, ist große Kunst. Die soziale Plastik wächst!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich glaube fest an die Vermischung sozialer und künstlerischer Wirklichkeit. Beides verändert sich dadurch. In der „Praxis Fassbinder“ in der Sendlinger Straße 50 haben letztes Wochenende zehn alte Menschen aus dem Münchner Stadtzentrum die Wohnung für zwei Tage besetzt gehalten und eine Art Betreuungspuff eröffnet. Die Regisseurin Christine Umpfenbach hat mit den Alten einen Abend zum Mitwohnen entwickelt: Man konnte immer fünf Minuten lang in eines der zwölf Zimmer gehen. In jedem Zimmer saß ein Senior oder eine Seniorin und hat einem etwas beigebracht (Kochen, Singen, Zuhören, Körpermaße ausmessen!). Oder es wurden einem Geschichten erzählt: Von 68 zum Beispiel oder von einer Reise in die Anden und einem Schulterbruch. Die Dame mit dem Schulterbruch verlangte von mir, mich mit simuliert gebrochener Schulter in ihr Zelt hineinzulegen, das sie in einem der Zimmer auf dem Bett aufgebaut hatte, und mich dann mit einem Arm in einen Schlafsack hineinzuwinden, den Reißverschluss zu schließen – und als ich dann so da lag, mit Klamotten, gebrochener Schulter, eingeschnürt in einen Schlafsack, in einem Zelt liegend, kroch sie auch ins Zelt und lachte und rief: „Und jetzt musst Du auch noch aufs Klo!!! So war meine Reise! Aber ich bin immer weiter! Also: Bewegung, Bewegung und bloß nicht einrosten.“ Nebenher hat der charmante Barkeeper 1a Drinks gemixt und um zehn Uhr haben sie „Guten Abend, gute Nacht“ zum nach Hause gehen gesungen. Jedenfalls: ich bin alten Menschen begegnet, habe mitbekommen, wie durchgedreht, wie liebevoll, wie freudvoll die waren. Und ich habe lange nicht mehr erlebt, dass sich Junge und Alte so intensiv miteinander beschäftigen. Außerdem habe ich gelernt, dass Elvis lebt. Als die Alten fertig waren, gab’s am Samstag Nacht noch ein Konzert mit dem Münchner Musiker Robert Merdzo (nächste Woche um 22.00 Uhr PeterLicht!) und Club mit der „Favorit Bar“ und am Sonntag noch was ganz Jugendliches: Schüler aus dem Hasenbergl haben in den Kammerspielen das Theaterstück „Katzelmacher“ von Fassbinder aufgeführt. Ansonsten läuft der Countdown für den Hafen, den wir für eine Woche im Münchner Zentrum aufbauen wollen. Es sieht ganz so aus, als würden wir es wirklich schaffen, ab dem 18. Mai acht riesige Seecontainer und vier große Bautafeln auf dem Münchner Stachus zu platzieren: MÜNJING - die BUNNYHILL-Metropole wird gebaut und München kriegt einen Hafen und wird gnadenlos urban.... Es fehlen nur noch wenige Genehmigungen.... Wer hätte das gedacht. Fotos: Gaby Schweer

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