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"Sind Sie zufrieden mit der Deutschen Bahn?"

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Huch, verehrter Bahnchef Grube, wie lieb, dass Sie fragen - ausgerechnet im 175. Jubiläumsjahr der Deutschen Eisenbahn. Ja, ich bin zufrieden und so stolz wie ein Deutscher nur stolz sein kann auf die, neben Glühbirne, Fesselballon und Dampfmaschine, wohl deutscheste aller Erfindungen. Die Bahn, Herr Grube, ist für mich nicht bloß Verkehrsmittel. Sie ist unverzichtbar als Conversation Starter beim außerplanmäßigen, dreistündigen Aufenthalt zehn Kilometer vor Hamm (Westf.). Sie ist der komfortabelste Ort, um ins Koma getreten zu werden und Austragungsort, Pinkelbecken und Kotzeeimer für Kegelvereinsausflüge, soldatische Saufgelage und Realschulwandertage. Sie ist lebendige Geschichte. Während jenes heute als zwölfjährige Störung im deutschen Betriebsablauf verbuchten Zeitabschnitts zwischen 1933 und 1945 organisierte die ruhmreiche Deutsche Eisenbahn den sechsmillionenfachen Personenschaden im Osten. Ein logistisches Husarenstück, mit dem in Ihrer Unternehmenskommunikation siebzig Jahre später merkwürdig zurückhaltend umgegangen wird. Befürchten Sie die nachträgliche Anrechnung der Bahn-Comfort-Punkte für ein Millionen One-Way-Spartickets ins Generalgouvernement? Inzwischen, verehrter Herr Bahnchef, ist Ihr Unternehmen „endlich angekommen bei den Menschen.“ Stimmt. Noch 1991 wurde aus den Zügen der Deutschen Bahn volkstümlich auf die Gleise gekackt. Ich erinnere mich gut an das Schild: „WC bitte nur während der Fahrt benutzen!“ Als ob es einen Unterschied machte, ob der Kundenkot aus dem stehenden Zug in den Bahnhof purzelte oder sich bei voller Fahrt über den gesamten Bahndamm verteilte. Herr Bahnchef, wagen wir gemeinsam einen Blick in die Zukunft Ihrer AG: Die Menschheit hat den Mond erobert. Wird sie es auch schaffen, auf den fünfzehn Kilometern zwischen Solingen-Ohligs und Wuppertal einen halbwegs störungsfreien Mobiltelefonempfang oder gar eine Steckdose für jeden Fahrgast bereitzustellen? Bis dahin bewahren Sie Ruhe, wenn sich nörgelnde Passagiere am Servicepoint über den defensiven Kundenservice beschweren. Nie vergessen: Das größte Problem der Bahn sind die Menschen, die mit ihr fahren. Wer nicht mitfahren möchte, kann ja aussteigen. Im ICE zwischen Frankfurt und Köln neuerdings sogar während der Fahrt.

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