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Haben Sie gedient?
Nein, schade, leider nicht. Als mich das Kreiswehrersatzamt vor zehn Jahren per Einschreiben an meine Wehrpflicht erinnerte, galt für den gymnasialen Ehrenmann noch die Devise: Wer zum Bund geht, ist zu doof, sich eine Verweigerung aus dem Internet zusammenzukopieren. Dreizehn Monate Dienst am eingekoteten Gesäß waren angesagt. Zivildienst, natürlich! Wir waren neunzehn, desorientiert und hatten ein gestörtes Verhältnis zu weichen Rauchdrogen, unseren Mitmenschen, zum anderen und eigenen Geschlecht. Retrospektiv hatten wir ein paar charakterbildende Monate in Behindertenfahrdienst und Altenheim wirklich bitter nötig.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jetzt, Herr Bundesverteidigungsminister, müssen Sie Geld sparen bei Ihrer olivgrünen Gurkentruppe. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie die Wehrpflicht kippen und mit ihr die sympathische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Zivildienst. Im Ernst, Herr Minister, ich bin strikt gegen eine Abschaffung oder auch nur die Verkürzung der Wehrpflicht! Des Zivildienstes zuliebe. Wenn Sie keine Kohle mehr haben, jungen Männern im Rahmen einer ehrlichen soldatischen Grundausbildung das ordentliche Bettenmachen, disziplinierte Eierschaukeln auf der Stube oder das gute alte Kasernenkekswichsen zu lehren, führen Sie doch stattdessen die Zivildienstpflicht ein. Zwölf Monate Wohlfahrtsverband für jeden männlichen Schulabgänger, bezahlt von den stinkreichen deutschen Krankenversicherern oder den Pflegebedürftigen selbst. Wer lieber Menschen kaputtballern möchte, kann ja eine Zivildienstverweigerung schreiben und begründen, warum er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, in der Geriatrie Ballonkatheder zu spülen und Liegemale zu versorgen. Sicher haben Sie die berechtigte Angst, dass sich Deutschland ohne große Wehrpflichtigenarmee, wie so oft in seiner Geschichte, völlig schutzlos einem überfallartigen Angriff seiner feindseligen Nachbarn ausgeliefert sähe. Aber unterschätzen Sie nicht die wehrkraftstärkenden Nebenwirkungen des Zivildienstes. Wem beim Festschnallen ihres Rollstuhls im Behindertenbus schon einmal eine demente Seniorin in den Nacken gekotzt hat, der wird sich furchtlos jedem Feuergefecht stellen und ist auch für nächtliche Patrouillen rund um Mazar-I-Sharif bestens gerüstet. Denken Sie doch mal drüber nach.