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Mini-Gesellschafts-Essays mit Witzen drin

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Die Serie:

„Master of None“ hat drei Stärken. 

Erstens: die Ruhe.

Die Sitcom zeigt das Leben von Dev, einem indischstämmigen New Yorker Schauspieler Anfang 30, der in Werbespots spielt (aber natürlich lieber in Filmen spielen würde) und außerdem gerne eine Freundin hätte. Dev wird gespielt von Aziz Ansari, der die Serie auch erfunden und geschrieben hat und in den USA schon länger als Stand-up-Comedian erfolgreich ist. Das merkt man immer dann, wenn Dev mit seinen Freunden extrem schnelle und lustige Dialoge über Alltagsthemen führt. Ansonsten gilt: Ruhe. Streckenweise passiert einfach gar nichts. Die Folgen werden ohne Dramatik und Höhepunkte durcherzählt, und manchmal wirken einige der Darsteller auf eine seltsame Art hölzern und emotionslos. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Weil so anders erzählt wird als bei gewöhnlichen Sitcoms, schaut man besonders gerne und mit besonderem Interesse zu – und ist dabei besonders entspannt. 

Zweitens: die Abwechslung. 

Jede Folge hat ein anderes Thema, eine Art Leitfrage, die gesellschaftlich irgendwie relevant ist, vor allem aber auch von Menschen zwischen 20 und 40 beim Bier in der Kneipe diskutiert werden könnte: Was tun bei zu viel Routine in der Beziehung? In welcher Hinsicht haben Frauen es schwerer als Männer? Wie einsam sind alte Menschen? Kinder kriegen oder keine Kinder kriegen? Was ist eigentlich die Geschichte unserer Eltern? Und wie rassistisch ist die Filmbranche? Die Antworten darauf findet Dev vor allem in Gesprächen mit seinen Freunden. Und so ist jede Folge ein Art Mini-Gesellschafts-Essay. Mit Witzen drin.

Und drittens: die Diversität.

Dev hat indische Eltern, sein Freund Brian ist der Sohn taiwanesischer Einwanderer, seine Freundin Denise ist Afroamerikanerin und lesbisch und sein Freund Arnold ist ein riesenhafter Weißer mit einem allzu kindlichen Gemüt. 

Wo findest du die Serie?

Auf Netflix.

Der Zeitaufwand:

Bisher gibt es eine Staffel mit zehn Folgen, die zwischen 25 und 30 Minuten dauern – macht weniger als fünf Stunden. Schafft man an einem Abend.

Wo du Zeit sparen kannst:

Das ist Geschmacksache. Theoretisch ist keine Folge besonders wichtig für den Fortgang der Story, weil es keine richtige Story gibt. Einfacher hat man es allerdings, wenn man in jedem Fall „Indians on TV“ und „Nashville“ gesehen hat. Ein Skip-Kandidat hingegen könnte „Mornings“ sein, denn die Episode bedient etwas zu sehr gängige Pärchen-Klischees (wenn man allerdings grade Lust auf Rom-Com und Niedlichkeiten hat, sollte man sie anschauen).

Womit kannst du das vor deinem Gewissen rechtfertigen?

Aziz Ansari ist in diesem Jahr für den Emmy als bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie nominiert – also musst du die Serie natürlich schnell noch gucken, bevor er den Preis am 18. September vielleicht wirklich bekommt! Außerdem ist „Master of None“ durch seine essayistisch-lustige Erzählhaltung und das häufige, unverkrampfte Verhandeln von Themen wie Herkunft und Alltagsrassismus auf eine gute Art aktuell und lehrreich.

 

So fühlst du dich danach:

Gut. Es passiert halt nix Schlimmes, wird dabei aber auch nicht allzu seicht. Das macht beschwingt und man fühlt sich ein bisschen so, als säße man mit ein paar sehr netten, sehr klugen Freunden und Sommercocktails auf einer schönen Bar-Terrasse in New York.

 

Und jetzt?

Bis zur zweiten Staffel dauert es leider noch eine Weile, die kommt erst 2017. Vorher kann man sich aber auf Anzis Ansaris Buch „Modern Romance“ freuen, das am 19. September in deutscher Übersetzung erscheint. Darin untersucht er, gemeinsam mit dem Soziologen Eric Klinenberg, unser modernes Dating-Verhalten. Die beiden Autoren haben dafür unter anderem zahlreiche Gruppendiskussionen geleitet, Interviews mit Wissenschaftlern geführt und Daten von Dating-Webseiten ausgewertet.

 

Ansonsten wäre noch „Parks and Recreation“ zu empfehlen, die gefeierte Sitcom über das Grünflächenamt in einer fiktiven Stadt im US-Staat Indiana. Amy Poehler spielt als Leiterin des Amts die Hauptrolle. Zu ihrem Team gehört unter anderem der etwas eitle, in seinem Job nicht gerade überengagierte Tom Haverford – gespielt von Aziz Ansari.

Mehr Binge-Watching, falls es mal wieder regnet:

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