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Praktische Arbeitserfahrung wird immer wichtiger, glaubt Brendan, 25, Jurastudent in London
Was hast du gelernt oder studiert? Ich habe Jura und Deutsch am Trinity College in Dublin studiert, und habe dann ein Jahr als Erasmusstudent in Würzburg verbracht. Das waren zwei sehr unterschiedliche aber tolle Erfahrungen. In Dublin hatte ich viele Freunde, viele schon aus meiner Schulzeit. In Würzburg musste ich mir dann einen neuen Freundeskreis suchen, was schwierig aber natürlich auch spannend war. Auslandserfahrung öffnet einem immer mehr den Blick für andere Kulturen und neue Menschen. Wie oder warum hast du dich damals dafür entschieden? Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was ich studieren sollte. Aber da man in Irland mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften nicht nur Rechtsanwalt werden kann, sondern es genauso üblich ist, eine Karriere im Geschäftsbetrieb oder im Finanzbereich anzustreben, habe ich gedacht: Warum nicht – dann habe ich alle Wahlmöglichkeiten. Für Deutsch habe ich mich pragmatisch entschieden, weil man mit Fremdsprachenkenntnissen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Und noch viel wichtiger: Man kann ganz viele Skiurlaube in Österreich machen. Was machst du heute? Ich habe direkt nach dem Studium ein Jahr gejobbt und dann habe ich in Italien gearbeitet. Nein, nicht in der Rechtswissenschaft. Ich habe Pubcrawls, also Trink-Streifzüge für Touristen organisiert. Eine super Erfahrung, eine gute Auszeit vom Studium und anstrengend für meine Leber - so dass ich letztendlich entschied, mir eine andere Beschäftigung zu suchen. Danach wollte ich gleich anfangen als Jurist zu arbeiten, aber die Arbeitslage war nach der Krise in Irland alles andere als rosig. Und so habe ich mich letztes Jahr im Sommer dann doch entschieden, weiter zu studieren. Im Moment mache ich einen Master in Wirtschaftsrecht und Urheberrecht, das ist ein Gebiet der Rechtswissenschaft, das ich superspannend finde – im Gegensatz zu den Einführungsveranstaltungen im ersten Studienabschnitt. Im September fange ich dann mein Berufspraktikum in Irland an, das ist so etwas wie ein Referendariat. Danach werde ich Volljurist sein. Würdest du dich heute nochmal genauso entscheiden? Ja, aber vielleicht würde ich nicht noch einmal in Dublin studieren, dort musste ich nämlich bei meinen Eltern wohnen. Meine Eltern in allen Ehren, ich mag sie sehr gern - aber nach vier Jahren mit mir als Studenten an der Backe hatten sie mich nicht mehr ganz so lieb und es war schon mitunter stressig. Dein Tipp an alle Schulabgänger dieses Jahres? Ich denke, dass praktische Arbeitserfahrung wichtiger und wichtiger wird, weil immer mehr Kandidaten Hochschulabschlüsse haben. Besonders, weil es im Moment so aussieht, als ob immer weniger Arbeitsplätze angeboten würden. Überlegt euch auch jetzt schon, was ihr studieren wollt. Ich kenne einige Leute, die vier Jahre Jura studiert haben und danach entschieden haben, dass sie doch lieber Medizin studieren wollen. Das hat nicht nur sehr viel Geld gekostet, sondern auch viel Zeit vergeudet.