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Auch der allerbeste Job muss nicht glücklich machen, sagt Christian, 40, Radiomoderator aus Bayreuth
Was hast du gelernt oder studiert? Ich habe ein Volontariat beim Lokalradiosender in Bayreuth gemacht. Ein Geschichts- und Literaturstudium an der Fernuni Hagen habe ich im zweiten Semester abgebrochen. Wie oder warum hast du dich damals für den Weg entschieden? Eigentlich wollte ich ja zur Zeitung. Ich habe schon als kleiner Junge eigene Comic-Heftchen und Zeitungen veröffentlicht. Andererseits habe ich beim Kicken auf dem Bolzplatz schon meine Mitspieler mit Live-Reportagen der Marke Gerd Rubenbauer genervt. So komisch das klingt: Beides hat mir die Türen zu den lokalen Medien geöffnet. Als freier Mitarbeiter hatte ich am Ende sogar die Wahl zwischen einem Volontariat bei der renommierten Tageszeitung und beim noch recht jungen, lokalen Rundfunk. Weil ich werden wollte wie Gerd Rubenbauer bin ich beim Radio gelandet. Was machst du heute beruflich? In über 15 Jahren als Moderator der Morningshow bei Radio Mainwelle habe ich mir eine gepflegte Tränensack-Verwandtschaft mit Horst Tappert eingefangen. Die Palette meiner Arbeit reicht vom bekloppten Off-Air-Quatschmacher über den recherchierenden Redakteur bis hin zum Comedy-Produzenten und zur Werbeschlampe. Beim Lokalrundfunk ist fast alles möglich. Zum Beispiel auch, durch Zufall offizieller Moderator der Tennis-Showkämpfe von Boris Becker zu werden (seit 2002). Oder als Live-Reporter die Fußball-WM im eigenen Land kommentieren zu dürfen und über Spiele des FC Bayern München oder der Fußball-Bundesliga live zu berichten. Würdest du dich aus heutiger Sicht wieder so entscheiden? Ja! Okay, Zeitung ist toll. Zeitung ist natürlich viel subtiler. Aber Rundfunk ist immer noch eines der schnellsten und schönsten Medien: ungemein vielseitig, lebendig und spannend. Und der Rundfunk kann viele Türen öffnen. Dass ich einige Angebote von größeren Sendern und sogar TV-Stationen nicht genutzt habe, nervt mich ehrlicherweise im Nachhinein. Aber nur ein bisschen. Ich komme wirklich sehr viel herum: ob Tennis-Gala in der Schweiz, Quiz-Event auf Malle, Messe-Radio in Hannover, Modenschau in Hamburg oder Misswahl in Bayreuth. Mein Job ist nach wie vor „bunt“. Hin und wieder auch viel zu oberflächlich, aber nie wirklich langweilig. Und man lernt immer wieder neue tolle Leute kennen. Und wer weiß, was noch alles kommt. Welchen Rat würdest du Schülern mitgeben, die 2010 die Schule abschließen? Klar, die Zeiten sind härter geworden. Aber dennoch: gechillt bleiben. Nicht verkrampfen. Geduld haben. Notfalls über Umwege an den Traumjob ran gehen. Und niemals vergessen: Auch der allerbeste Job muss nicht unbedingt glücklich machen.