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„Berlinale, Alter!“ Der fünfte Tag, mit Keanu Reeves, dem „Knochenmann“ und Interview mit Hans-Christian Schmid
Gestern war ein schöner Tag in Berlin, auch wenn man von allen Seiten geblendet wurde. Von oben war es die Sonne, die einem bei jedem Gang aus dem Kino sanft das Gesicht getätschelt und für temporäre Tagblindheit gesorgt hat. Von hinten war es das Blitzlichtgewitter beim Auflaufen der Festival-Prominenz wie Julie Delpy, Ben Foster oder Woody Harrelson. Und von vorne vor allem das gottgleiche Antlitz solcher Schauspielerinnen wie Blake Lively und Robin Wright Penn für die Jungs sowie Woody Harrelson und Keanu Reeves für die Mädels.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Vor allem Keanu Reeves schien sich inmitten des reinen Frauenensembles von „The Private Lives Of Pippa Lee“ durchaus wohl zu fühlen, warf bei der Pressekonferenz mit Komplimenten um sich als sei es Konfetti und knüppelte immer mal wieder einen neckischen Gag in die kichernde Mädchenriege. Während er im Film von einem Jesus-Oberkörper-Tattoo entstellt ist, hat er sich im wahren Leben derweil einen zauseligen Gesichts-Flokati auf die Visage gepflastert. Auch ein Weg, sich die lüsterne Weiblichkeit vom Leib zu halten. Absolutes Highlight war jedoch „Der Knochenmann“, der neue Film von Wolfgang Murnberger („Komm, süßer Tod“, „Silentium“) mit Josef Hader. Nach eigenem Bekunden „Genre-unsauber“ und demzufolge eine Romantik-Thriller-Krimi-Komödie um den ehemaligen Polizisten Brenner, dem zwischen Wurstmaschine und Liebesglück der Tod im Nacken sitzt.
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Für viele bereits ein heißer Anwärter auf den goldenen Bären ist der deutsche Wettbewerbs-Beitrag „Sturm“ von Hans-Christian Schmid über die Aufklärung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Grund genug also, dem Regisseur über seinen schweren Film mal ein paar Fragen zu stellen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Thematik des Films über die Arbeit des UN-Tribunals in Den Haag ist ja sehr Komplex und aufgrund dieser Sperrigkeit eigentlich kein auf der Hand liegender Spielfilmstoff, oder?
Hans-Christian Schmid: Das stimmt, aber ich fand gerade den Umstand ungeheuer spannend, dieses sehr komplexe Thema für den Zuschauer verständlich, spannend und nachvollziehbar umzusetzen. Und wenn man es dann tatsächlich schafft, in diese Story einzusteigen, dann bekommt man nicht nur eine sehr private Geschichte erzählt, sondern auch eine Geschichte, die eine bestimmte Bedeutung in einem sozialen und politischen Kontext hat.
Der ganze Film ist aufgrund der schrecklichen Geschehnisse sehr schwer und düster. Am Ende, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet, geht jedoch noch einmal eine Tür auf, durch die ein bisschen Licht durchscheint. Wie wichtig war dir diese Wendung am Schluss?
Das ist die Haltung der Autoren zu dem Thema, die man am Ende der Geschichte noch einmal einzubringen versucht. Uns war es wichtig, diesen Funken Hoffnung zu entzünden. Wir fanden, dass sich die Hauptperson Hannah das aufgrund ihres Einsatzes für die gute Sache irgendwie verdient hat.
Hat deine Definition von Gerechtigkeit bei der Recherche für den Film gelitten?
Man macht sich in dieser Zeit auf alle Fälle Gedanken darüber, was das bedeutet. Mir ist aber klar geworden, dass es nur eine solide Basis für Gerechtigkeit gibt, solange ein Gericht versucht, einen möglichst großen Bereich der Wahrheit zu dokumentieren, die oft sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber wie gesagt: Ich habe ganz viel Hoffnung.
Zum Schluss der Film-Dialog des Tages, diesmal aus „Un Chat Un Chat“ von Sophie Fillières:
- „Ich plane eine Überraschungsparty für dich.“
- „Eine Überraschungsparty? Warum erzählst du mir das dann?“
- „Ansonsten hättest du dich vielleicht erschreckt.“
- „Kann sein. Und wann ist die?“
- „Das kann ich dir nicht sagen. Ist ja schließlich eine Überraschungsparty.“
Text: daniel-schieferdecker - Fotos: Reuters, afp