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Mit Delfinen tauchen - auf einem Auge blind

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Unter Wasser hört man ein Rülpsen. Also eigentlich nicht eins, sondern so viele, dass es wie ein einziges, langes Rülpsen klingt. Die Tauchanfänger sind im Pool, und Tauchanfänger schlucken dauernd Wasser, weil sie üben, den Atemregler aus dem Mund zu nehmen, ihn wieder einzusetzen, mit der Nase Wasser aus der vollgelaufenen Maske zu blasen und so weiter. Ich bin ein Tauchanfänger, und ich habe meine komplette erste Poolstunde hindurch in meine „Zweite Stufe“ gerülpst und Chlorwasser getrunken.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Schützen, was man kennt: Darf man mit Delfinen tauchen? Foto: photocase Ich möchte Delfine sehen. Unter Wasser. Das ist einer der Gründe, warum ich am Grund hänge. Zumindest ein Mal, in freier Wildbahn. Obwohl ich weiß, dass das ökologisch gesehen scheiße ist: Wie den meisten Wildtieren geht es Delfinen am besten, wenn man sie in Ruhe lässt und einfach für sich selbst irgendwo reinrülpst, wo sie es nicht hören. Und berühren darf man sie natürlich schon mal überhaupt nicht – habe ich auch nicht vor –, dabei können sie sich verletzen oder Krankheiten kriegen, denen sie nichts entgegenzusetzen haben. Die Menschen übrigens auch. Auf der anderen Seite ist es natürlich so: Menschen schützen, was sie kennen und lieben gelernt haben, oder? Und wenn ich beim Tauchen Delfine sehen würde, würde ich mit noch mehr Hingabe keinen Thunfisch mehr essen. Denke ich mir. Oder denke ich mir das schön? Wenn ich jetzt nicht wüsste, dass man Delfine besser in Ruhe lässt und dass das Jahr des Delfins gerade für ein zweites Jahr verlängert wurde, weil es ihnen nicht gut geht, dann könnte ich mit Delfinen tauchen, sie lieben lernen und hinterher auch noch etwas zu ihrem Schutz unternehmen. Und hätte dabei ein gutes Gefühl. So habe ich bei der Erfüllung meines Kindheitstraumes ein durchwachsenes Gefühl. Weil ich ja grundsätzlich versuche, bewusst zu sein und zu leben. Ein bisschen wie ein Vegetarier, der sich dauernd diesen Spackenkram anhören muss: „Aber Milch trinkst du und Schuhe aus Leder ziehst du auch an“, worauf ich, wenn ich denn Vegetarier wäre, nur antworten könnte „ja ja, mein schwachsinniger kleiner Freund, aber man muss ja auch nicht Genitalherpes haben, nur weil man ihn an der Lippe hat“ oder „man kann ja auch nur auf einem Auge blind sein, dann sieht man wenigstens ein bisschen was!“ Aber wenn man zwei gesunde Augen hat, dann muss man auch manchmal eins zudrücken. Oder denke ich mir das schön?

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