Startseite von "The Compensators*" mit den Seriennummern der gelöschten Zertifikate
Und eine Privatperson kann sich am Emissionshandel einfach so beteiligen?
Auf der Webseite der Emissionshandelsstelle in Deutschland steht explizit: Jeder kann am Handel mit Emissionszertifikaten teilnehmen. Wir haben aber festgestellt, dass es in der Praxis sehr schwer und kompliziert ist. Wenn jemand ein CO2-Zertifikat kaufen will, hätte er in der Regel alleine weder die Zeit noch das Geld dafür. Man muss zum Beispiel ein Konto bei der Emissionshandelsstelle aufmachen. Das kostet 200 Euro für die erste Handelsperiode bis 2007. Außerdem muss man wiederum Zugang zu einem Handelsplatz haben – einer Börse, an der die Zertifikate gehandelt werden. Manche Handelsplätze lassen aber gar keine Privatpersonen zu, andere verlangen dafür sehr hohe Beiträge. Deshalb dachten wir uns, es ist eine gute Idee, wenn wir die Organisation übernehmen.
Am Mittwoch will die Regierung die neue Emissionsobergrenze für 2008 bis 2012 beschließen. Macht es dann überhaupt noch Sinn, was ihr gerade macht?
Ja. Weil wir mit unserer Idee darauf hinweisen, dass zu viele Zertifikate auf dem Markt sind. Wir wollen klar machen: Auch wenn die Politik zu viele Zertifikate ausgibt, gibt es Kräfte, die sich dagegen wehren. Und wenn der neue Allokationsplan wieder zu viele Zertifikate ausgibt, ist es ja immer noch ein wirksames Mittel, um darauf aufmerksam zu machen.
Wie kriegt ihr die Leute zum Mitmachen?
Uns gibt es ja erst seit ein paar Tagen als eingetragenen Verein, aber wir haben schon über Berichte in den Medien viel positive Resonanz bekommen. Das ist sehr wichtig für uns, damit Leute auf uns aufmerksam werden. Gerade sind wir dabei, eine Online-Community aufzubauen, in der man sich mit anderen Menschen austauschen kann, wie man sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen könnte. Wir hoffen, dass so vielleicht auch neue Maßnahmen erfunden werden, was man gegen den Klimawandel machen kann.
Was habt ihr bisher erreicht?
Wir haben bis heute etwa 35 Zertifikate gelöscht, aber wir haben schon in den letzten Tagen gemerkt, dass uns immer mehr Menschen kennen lernen und hoffen, dass es bald mehr werden.
Wann könnt ihr nach Hause gehen?
Wenn EU-weit mindestens der ganze Überschuss an Zertifikaten weggekauft wäre. Das ist aber wahrscheinlich nicht zu realisieren. Wenn zum Beispiel jeder EU-Bürger ein Zertifikat kaufen würde, gäbe es weniger Zertifikate als gebraucht werden. Aber wenn durch unsere Aktion genug Aufmerksamkeit entsteht, muss man vielleicht gar keine so große Mengen kaufen, weil man Druck ausüben kann.
Wir schaffen durch unsere kleinen Aktionen hoffentlich ein großes Netzwerk an Leuten, die sich gegen den Klimawandel engagieren. Und sobald eine kritische Masse erreicht wird, hat man vielleicht auch Einfluss auf das große Bild. Jetzt natürlich noch nicht, aber viele kleine Ameisen können eine Menge bewegen.
Ist Basisarbeit manchmal frustrierend?
Bisher noch nicht. Es kommen zurzeit nur positive Rückmeldungen, was sehr motivierend ist, aber das ändert sich sicher bald. Ich bin gespannt, wann.
Euer Rat für Sesselrevoluzzer?
Das Wichtigste ist, Vertrauen in die eigene Idee zu haben und sich nicht von dem beirren zu lassen, was andere Leute sagen. Und vor allem nicht daran denken, dass das, was man macht, vielleicht albern sein könnte.