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Auf dem Banana Pancake Pfad 3: Die Hängengebliebenen

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Etwas roch streng; modrig, faulig, nach matschigen Mangos. Ich sah auf den kleinen Tisch, auf dem sich Bierflaschen drängten und um Platz mit einem Aschenbecher kämpften, in dem sich wiederum Zigarettenstummel drängten. Dann versuchte ich auf dem Boden etwas zu erkennen, das Licht war schwach, aber eine matschige Mango lag dort nicht. Bis auf diesen Mango-Matsch-Geruch war nämlich alles verdammt nah dran an der Perfektion. Links streckten sich die Ausläufer des Himalaya in die Höhe, rechts spiegelte ein großer See die vorüber ziehenden Wolken und überhaupt war der Himmel so nah, dass man Angst bekam, er können einem auf dem Kopf fallen. Wenn man zuviel geraucht hatte. In Liz’ Bar, die eigentlich mehr Garten als Bar war, saßen nur Leute, die zuviel rauchten. Ab und zu sagte einer: „Ah, der Himmel. Er ist so nah, hoffentlich fällt er nicht runter.“ Außerdem strich eine Katze um unsere Beine und wenn wo Katzen sind, ist es meistens gut.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Es war bereits der vierte Abend bei Liz. Liz lachte die ganze Zeit und hatte aber sehr schlechte Zähne. Der erste Abend war spannend gewesen. Am zweiten Abend saßen dieselben Leute rund um den kleinen Gartentisch. Am dritten Abend begrüßten wir uns mit Namen und am vierten war alles so, als hätten wir zusammen die Hälfte unseres Lebens hier verbracht. Da war Dylan, ein Australier mit meterlangen Dreads, der hier seit vier Jahren lebte. Ein Spanier, dessen Name ich vergessen habe, aber er hatte auch Dreads. Ein Amerikaner namens John, der seit zwei Jahren hier war und Matthias, ein Deutscher. Es gibt Plätze auf der Welt, die sind so perfekt, dass Reisende dort hängen bleiben. Zum Beispiel San Pedro, in Guatemala, Ko Phangan in Thailand früher mal, Indien ist sowieso voller solcher Plätze und eben auch Dali in Südwestchina. Es gibt an diesen Plätzen meistens einen See oder ein Gebirge – am besten beides. Die Landschaft ist so geil, dass man mehrere Stunden des Tages nur mit Schauen verbringen kann. Es muss billig sein, sonst kann man sich das Hängenbleiben nicht leisten und idealerweise sollten Cannabisprodukte im Überfluss erhältlich sein. (In Dali war das Business in den Händen alter Frauen, die in ihrer einheimischen Tracht und gebrochenen Englisch das Zeug an Touristen verkauften). Die Hängengebliebenen bilden dann eine kleine Community, die sich untereinander kennt, sich streitet und abwechselnd miteinander Beziehungen hat. Sie haben fast immer Dreads oder eine Glatze auf dem Kopf. Als Reisender auf solche Plätze zu treffen ist großes Glück. Von den Hängengebliebenen wird man nämlich sehr schnell aufgenommen. Sie sind ihrer kleinen Gruppe überdrüssig, lästern übereinander und sehen im Neuankömmling einen potenziellen Verbündeten. Die Hängengeblieben sind freilich ein wenig verlottert und ihre Synapsen vom THC verklebt, aber alles in allem handelt es sich fast immer um sehr freundliche, sympathische Zeitgenossen, die ein bisschen verrückt sind (aber das fällt einem immer erst später auf). Und alle haben eine besondere Geschichte. Matthias’ Geschichte ging so: Er arbeitet in Berlin als Psychotherapeut in einem Behindertenheim. Es läuft ganz gut, wie es eben läuft, wenn man ein paar Jahre denselben Job macht: ein bisschen gut, ein bisschen langweilig. Eines Tages kriegt er mit, dass ein geistig und körperlich behindertes Mädchen von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht wurde. Matthias kriegt einen Rappel, kommt selbst in die Psychiatrie und als er nach sechs Wochen wieder draußen ist, verkauft er alles, was er besitzt und geht los. Richtung Osten. Er geht zu Fuß sechs Monate durch Russland, die Mongolei und China. In Dali bleibt er schließlich hängen. Am Fuß des Berges hat er sich ein Haus gebaut, in dem lebt er seit fünf Jahren. Ab und zu verkauft er Schmuck an Touristen. Als Matthias mir von der schwierigen Beziehung von seinem Vater erzählen wollte, als er schon Tränen in den Augen hatte, kam Dylan und fragte, ob ich mitkommen wolle, in den „Bad Monkey“. Ich ging mit und auf dem Weg zu der Bar baumelten Dylans meterlange Dreads vor mir und ich wusste, was die ganzen vier Abende nach matschiger Mango gerochen hatte. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Folge 1 der Kolumne liest du hier: Die Gleicheit der Individualisten und Folge 2 der Kolumne liest du hier: Indien, Stahlbad der Backpacker

Text: philipp-mattheis - Illustrationen: katharina-bitzl

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