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Jacques Palminger und das Prinzip Backstageraum
Im fahlen Licht, dazu eine Batterie Flaschenbier. So findet man sie zumeist, die Backstageräume. Das war schon so, als wir Anfang der 80er-Jahre auf Tour gingen. Wir, das waren damals die Waltons. Unweit der holländischen Grenze, in Borken, sammelten wir uns. Wurden aber dann schnell, mit unserem Verschnitt aus Heavy-Metal und Country, nach Berlin gespült – wo wir dazumal gerne unsere Instrumente über den Eisernen Vorhang wuchteten, um den Ostteil der Stadt zu bespielen – und hernach in den Rest der Bundesrepublik.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jaques Palminger and the Kings of DubRock Aggressiv, regressiv und beleidigend war auch zu dieser Zeit der kahle, in Neonlicht getauchte Backstageraum in der Stuttgarter Röhre, einem Club am Fuße des dortigen Schlossparks. Es war eine Baustelle, gespickt mit fürchterlichen Schmierereien. Regelrecht bedrängt kamen wir uns in dieser Spelunke vor. Wir, nicht faul, sind dann auch erst mal los zum nächsten Baumarkt, um dort Farbe zu klauen. Diese ostentative Albernheit zurückzuzahlen – und den Backstageraum hernach in strahlend weiße Kunstharzdispersion zu tauchen. Mittlerweile sind mir ja schale Backstageräume einerlei. Was stört es denn die alte Eiche, wenn sich eine Sau daran reibt? Wenn sich jemand da über die schmalen Schnittchen hinter der Bühne mokiert, ist der arme Tropf eben einfach auch sonst nicht ganz bei Trost. Dabei können solch karge Katakomben als wahre Refugien oder Katalysatoren dienen, je nachdem, in welcher Konstitution und Struktur sich eine Band dort gerade niederlässt. Das kommt dann vom Backstageraum:
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Einmal gastierte ich mit meiner Bande Studio Braun in der Leipziger Schaubühne Lindenfels. Und auf diesem elendig langem Wege, von den Toiletten zum Backstagebereich, mit seinem wieder mal diffusen Lichte, wurde mir doch gewahr, dieser Korridor hier ist wahrhaftig wie ich: dunkel und kompliziert. Doch von all der Tristesse dort werde ich mittlerweile gar nicht mehr berührt. Vielleicht, weil ich mit meinem aktuellen Werk und meiner Entourage nun genau da angekommen bin, wohin ich mich immer sehnte: bei mir selbst. Und so ziehe ich mich kurz vor den Auftritten immer zurück. In meine eigenen vier Wände. Der unvergleichliche Jacques ist auch auf Tour: 18.Dez.2008 Conne Island, Leipzig 19.Dez.2008 Groovestation, Dresden 20.Dez.2008 Literarisches Zentrum, Göttingen 08.Jan.2009 Jakobshof, Aachen 09.Jan.2009 Mousonturm, Frankfurt 10.Jan.2009 Zakk, Düsseldorf 21.Jan.2009 Warenannahme, Hannover 22.Jan.2009 Festsaal Kreuzberg, Berlin 23.Jan.2009 Waschhaus, Potsdam 24.Jan.2009 Interclub, Rostock