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"Halleluja!"

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Die Schriftstellerin Cecelia Ahern ist die Yvonne Catterfeld der Literatur. Catterfeld sitzt bei Auftritten mitunter auf einer Schaukel, schwingt durch das Land der Herzen und singt dazu Lieder in Herzform. Sie kann auch ihre wollenen Lippen in Herzform bringen, dass sich der Gedanke in den Kopf drängt: Erzählt die Form der Lippen etwas über den Durchmesser der romantischen Ader eines Menschen? Ahern hat gewöhnliche Lippen, was der Wucht ihrer Gefühlsader nicht abträglich zu sein scheint. Sie ist 25 und die Tochter des irischen Premierministers Bertie Ahern; sie schreibt Geschichten in Herzform, die zwischen Buchdeckel mit Aufdrucken wie „Für immer vielleicht“, „Zwischen Himmel und Liebe“ oder „P.S. Ich liebe dich“ gepresst werden. Jetzt sitzt und schreibt und lächelt Ahern in einer Buchhandlung in München, 17 Uhr, Teezeit. Ihr Autogramm wirkt, und das muss man sich nicht zurechtreimen, wie eine Reihung von Herzen. Ein Mann blickt über die Zuschauer hinweg und spricht gebrochenes deutsch. „Ist sie Doitse?“ fragt er. Aus Irland, bescheidet eine Betrachterin, die nicht ging, als sie ihre Unterschrift hatte. Sie ist eine von vielen Bleibern und stillen Geniessern, die sich in gemessener Entfernung zum Tisch aufhalten und eine Art Halbkreis bilden als stünden sie einem Altar gegenüber, an dem der Priester in diesem Moment Hostien und Wein verabreicht. Cecelia Ahern, Priesterin der Liebe. Der Mann spricht, von hinten, über die Schultern der Andächtigen: „Sieht aus wie Kind. Nicht so intelligent wie Schriftsteller.“ Die Andacht wird fast ausschließlich von Frauen besucht, die Aherns 450-Seiten-Werke wie Wärmflaschen an die Brust drücken. Der Mann wendet sich ab und ruft: „Halleluja“. Halleluja. Auf der Internetseite Literaturschock rezensieren Leser Aherns Schaffen und geben ihren Texten fast ausschließlich die volle Punktzahl in Form von fünf Leseratten. Rezensentin „Meggie“ schreibt zu „P.S. Ich liebe Dich“: „Ich gebe zu: ich lese nicht gerne Bücher, die mich traurig machen. [...] Dann aber wurde dieses Buch soo hoch gelobt, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Außerdem ist es ja von der Tochter des irischen Ministerpräsidenten geschrieben! Ich lieeebe Irland! Dann hatte ich es bestellt und war aber nicht zu hause als es geliefert wurde. Mein (zukünftiger) Mann hat einfach angefangen die ersten Seiten zu lesen (Frechheit!) und mir dann am Telefon erzählt, dass er direkt weinen musste... Und so ging es mir auch: ich habe viel geweint bei diesem Buch, es ist unglaublich ergreifend geschrieben. Und doch ist es zwischendurch wieder so leicht und die Seele wird gestreichelt [...]" Die Sätze dieser Rezension ließen sich leicht als eine Art Soundbett unter die Autogrammstunde legen. Cecelia Ahern tapeziert die Räume, in die sich ihre Leser an Sonntagnachmittagen verziehen, um der Realität den Mittelfinger gegenzustrecken. Die Autogrammstunde wirkt deshalb wie ein gegenseitiges Versichern. Alle lächeln, plaudern leise, als wollten sie bedeuten: Seien wir unbesorgt, es gibt dieses Nest, das Cecelia uns mit ihren Worten baute; in diesem Nest kann uns kein Arg etwas anhaben. Zufällig und doch wie drapiert stehen vier Mädchen nebeneinander, die das Unterschriften-Abendmahl andächtig verfolgen. Ein Mädchen trägt einen rosa Pullover, das nächste einen rosa Schal, es folgt ein Mädchen mit rosa Überwurf und noch eines mit rosa Pullover. Das kann Zufall sein oder Cecelia Ahern ist die Meisterin des Rosa. Ein Mädchen tritt an den Tisch. „How are you?” – “Fine!” Und es fällt schwer, zu entscheiden, wer von beiden aufgeregter ist. Die Backen von Cecelia Ahern werden, ja, rosa, und die Oberarme unter ihrem mit Pailletten besetzten schwarzen Oberteil machen es genauso. Das Mädchen vor dem Tisch streicht sich die Haare hinter die Ohren. Best Wishes, Cecelia Ahern. Am Boden, rechts neben dem Tisch steht ein Blumenstrauß in einer Vase. Die Blütenblätter sind rosa.

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