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Scrabble soll jetzt „Buchstaben-YOLO“ heißen?!

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Update vom 27. September 2018: Die Pressesprecherin Mattels hat nun doch eingeräumt, dass das ganze ein PR-Stunt war. Scrabble werde auch weiterhin Scrabble heißen.

Wir können es eigentlich noch immer nicht glauben. Auch ein offizielles Werbevideo, zwei E-Mails, ein Telefonat und eine Pressemitteilung später nicht: Die Firma Mattel will „Scrabble“ umbennen.

Das ist nicht nur deshalb so unglaublich, weil dieses Spiel Generationen von Brettspielern begleitet hat. Oder deshalb, weil das Wort „Scrabble“ (kommt von „to scrabble“, was so viel heißt wie „wühlen“) dieses herrliche Gefühl, die Finger tief in den Beutel mit Buchstaben-Plättchen zu graben, so perfekt beschreibt. Es ist vor allem deshalb unglaublich, weil der Name, der es ersetzen soll, so furchtbar peinlich ist: „Buchstaben-YOLO“ soll das Spiel anlässlich seines 70. Jubiläums schon bald heißen.

Im Werbevideo vergibt MC Fitti für 14 Punkte „fette Props“

Im Werbevideo dazu wird das Ausmaß der Peinlichkeit dann erst richtig deutlich: Darin tritt Rapper MC Fitti auf und benutzt Worte, die man bei Mattel wohl unter Jugendsprache verorten würden. Er fragt, ob „kein Fun am Start“ sei, sagt der Mutter der Familie, sie habe „Swag, kleine Maus“ und vergibt für 14 Punkte „fette Props“. Sein Fazit: „Scrabble heißt jetzt Buchstaben-YOLO. Gönnung für die ganze Familie.“

Mit der Umbenennung will das Unternehmen offenbar zeigen, dass es „mit der Zeit geht“ und außerdem „einen mutigen Schritt wagen“. So steht es in der Pressemitteilung. Ähnliches wird jetzt am Telefon gesagt. Dass zumindest viele der Worte aus dem Video nur von den allerwenigsten, wenn überhaupt von irgendeinem Jugendlichen benutzt werden, scheint Mattel nicht gewärtig zu sein. Pressesprecherin Anne Polsak erklärt den „mutigen“ Schritt zur Namensänderung deshalb so:

„Heutzutage wird in der Gesellschaft teilweise ganz anders gesprochen als noch vor 70 Jahren und das liegt nicht zuletzt an den vielzähligen Jugendlichen mit ihren kreativen Wortkreationen. Als Herausgeber von Scrabble beobachten wir diese Entwicklungen natürlich mehr denn je und haben uns letztlich dazu entschlossen, zeitgemäß zu agieren und vielleicht den ein oder anderen der Generation Y von der Spielekonsole zurück zum Säckchen mit den Buchstaben zu holen.“

Am Spiel selbst soll sich nichts ändern

Heißt konkret: Das Spiel verkaufte sich zuletzt wohl nicht mehr so gut, eine Änderung muss her – oder wie Mattel schreibt: „eine Verjüngungskur“. Am Spiel selbst, beispielsweise der Buchstabenzusammensetzung, wird sich zunächst aber nichts ändern – es sollen lediglich einige Jugendwörter, die der Duden bereits führt, im Regelwerk ergänzt werden und so als legbare Wörter gelten. Die Zahl „1“ beispielsweise soll aber weiterhin nicht in den Säckchen Platz finden. Obwohl die ja mittlerweile auch schon längst zu dieser Jugendsprache zählt, von der sich Mattel offensichtlich so viel erhofft.

Wir hoffen währenddessen, bei aller Liebe zum Fortschritt, dass wir uns hier sehr vertuen und die Pressemeldung doch ein Werbegag ist – denn zum „Scrabblen“ haben wir uns immer gerne getroffen, es hat unsere nostalgischen Sehnsüchte befriedigt. Zum „Buchstaben-yoloen“ werden wir uns vermutlich aber nicht verabreden wollen.

lath

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