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Wie lebt es sich in ... Leipzig
Mein liebster Platz in Leipzig ist der Clara-Park, der sowohl im Winter, als auch im Sommer ein schöner Ort zum Ausspannen ist. An jeder Ecke stehen Leute und machen Musik. Man trifft immer jemanden zum Spielen oder zum Sport machen. Manchmal denke ich aber auch, Leipzig ist übertrieben sportlich, zum Beispiel wenn die Ski-Langlauftrainingsstrecke noch im Sommer genutzt wird. Ich selbst treffe mich im Park vor allem mit Freunden zum picknicken oder gehe mit meiner Tochter auf den Spielplatz.
Manchmal bin ich von Leipzig irritiert, etwa wenn ich Nachrichten über Kriminalität lese. Dann denke ich oft erstaunt: Huch, so etwas passiert also auch? Ich merke dann, das Leipzig doch recht groß ist. In der Kleinstadt, aus der ich komme, gab es das nicht. Hier aber wurde bei mir selbst schon eingebrochen, mir wurde eine Tasche geklaut und vielen Freunden von mir sind ähnliche Dinge passiert.
Gewohnt habe ich lange Zeit in der Südvorstadt. Nun, da ich es aber ein bisschen ruhiger haben mag, möchte ich gerne ins Waldstraßenviertel umziehen. Das ist sehr zentral gelegen, in den Gründerzeithäusern dort gibt es sehr schöne Wohnungen und zudem liegt es direkt am Park.
Nachts bin ich vor allem im Süden unterwegs, wo ich das Café Puschkin oder das Mc Cormacks sehr gerne mag. In Plagwitz beziehungsweise Lindenau gehe ich am liebsten ins Tante Manfred, das ist die Bar im Neuen Schauspiel. Wenn ich tanzen will, bin ich oft im Elipamanoke. Ansonsten ist dort in der Gegend auch die Baumwollspinnerei ein schöner Ausgehort.
Ich frühstücke meist unterwegs, aber wenn ich mich mit jemandem treffe, dann im Café Maître auf der Karl-Liebknecht-Straße.
Ist das Wetter richtig schön, bin natürlich auch ich gerne an den Seen, also am Kulkwitzer- oder Cospudener See. Wenn wir einen Ausflug mit dem Fahrrad machen wollen, fahren wir bis zum Störmthaler See. Der ist noch ein bisschen weiter weg aber für reine Radtour sehr geeignet. Bei Regen bleib ich am liebsten zu Hause. Und wenn es wirklich kalt ist, ist die Tropenhalle Gondwanaland im Zoo ein gutes Ausflugsziel, denn darin ist es schön warm.
Marie, 28, studiert in Leipzig Englisch und Ethik auf Lehramt
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ich bin ich vor 10 Jahren nach Leipzig gekommen, um BWL zu studieren. Nach dem Studium habe ich in der Stadt einen Job gefunden. Zum Ausgleich zu meiner Büroarbeit gehe ich gern raus in die Natur - und da hat Leipzig mit seiner Sieben-Seen-Landschaft einiges zu bieten. Im Süden und Norden der Stadt gibt es insgesamt sieben künstliche Seen. Früher wurde dort Braunkohle abgebaut, später wurden die Tagebaulöcher geflutet und nach und nach miteinander verbunden. Alle Seen haben eine sehr gute Wasserqualität und bieten von Wassersport über Rundweg zum Spazieren, Joggen, Fahrradfahren und ruhige Ecken (fast) alles, was das Herz begehrt. Vom Stadtzentrum aus sind der Kulkwitzer, der Cospudener und der Markkleeberger See am besten erreichbar.
An die ständigen Baustellen in der Stadt kann ich mich allerdings nicht gewöhnen. Leipzig verändert sich laufend. Neubau, Umbau, Ausbau, Straßensperrung, Umleitung. Aber die Leipziger sind im Allgemeinen sehr anpassungsfähig.
Wenn es warm ist und die Sonne scheint ist der Clara-Zetkin-Park einer der schönsten Orte hier. Man holt sich ein Eis am Musikpavillion, läuft über die Wiesen und spielt eine Runde Mölky (ein skandinavisches Wurfspiel, bei dem man Hölzer mit Zahlen treffen und am Ende genau 50 Punkte erreichen muss). Dann schlendert man am Elsterflutbecken entlang, kauft einen Kaffee vom Kaffeefahrrad, sucht sich ein schattiges Plätzchen schaut dem Treiben rund um die Sachenbrücke zu, wo sich im Sommer die halbe Stadt trifft.
Im Winter sollte man unbedingt den Leipziger Weihnachtsmarkt in der Innenstadt meiden. Dort zwängt sich eine einzige wabernde, quasselnde Menschentraube zwischen den Buden und Fahrgeschäften hindurch und es riecht überall nach billigen Glühwein, Bratwurst und Backwerk. Wer nach Geschenken sucht, sollte vielleicht lieber auf den alternativen Weihnachtsmarkt ins Werk 2 am Connewitzer Kreuz gehen.
Wenn es regnet, gehe ich am liebsten in eines der vielen Museen, ins Asisi-Panometer, in die Sachsen-Therme oder in den Leipziger Zoo. Dort kann man im beispielsweise im Pongoland Menschenaffen in ihren sehr geräumigen Gruppengehegen beobachten und bleibt dabei trocken.
Die Südvorstadt und Plagwitz sind meiner Meinung nach die besten Viertel in der Stadt. Beide Gegenden haben eine bunte Bewohnermischung, bieten unzählige Restaurants, Bar und Clubs zum Nachtschwärmen, sind wohn- und verkehrstechnisch gut gelegen – aber dennoch in Architektur und Stil sehr unterschiedlich.
Wenn ich zum Frühstücken ausgehe, dann am liebsten ins Plagwitzer Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal. Das ist ein schickes und etwas teureres Restaurant mit ruhigem Ambiente, aber sonntags gibt es dort ein großes Brunch-Buffett, das zehn Euro pro Person kostet und damit recht günstig ist. Wochenendbrunch ist ohnehin sehr beliebt in Leipzig, fast jede Bar und jedes Cafe bietet eins an. In beliebten Locations sollte man mindestens eine Woche vorher reservieren.
Wenn ich ausnahmsweise mal in ein Café gehe - was eher selten vorkommt, weil ich mehr der Bar-Typ bin - dann geh ich gern in die Luise in der Gottschedtstraße. Das ist gemütlich, man trifft dort eine Menge Künstler und Schauspieler vom benachbarten Schauspielhaus, es ist gemütlich und es gibt mit leckeren Kuchen und Kaffee.
Gehe ich mit Freunden essen, dann am liebsten in den Casablanca Salon in Plagwitz. Sie kochen dort marokkanisch, haben eine wechselnde Tageskarte und wenn es warm ist, gibt es einen schönen Freisitz an der belebten Karl-Heine-Straße.
Kommen meine Eltern zu Besuch, nehme ich sie mit ins Don Giovanni in der Schwartzestraße. Das ist ein Italiener mit anständiger Küche und einem etwas kitschigen Interieur aus Tischen, Palmen, Olivenbäumen, Springbrunnen und Vogelvolieren. Meine Eltern finden das sehr abwechslungsreich. Und was Kinos angeht, kann ich den Regina Palast im Leipziger Osten empfehlen. Der hat zwar nur sechs Säle, ist aber gemütlich und die Ticketpreise sind von sechs, beziehungsweise acht Euro für 3-D-Vorführungen sind für Studenten angemessen. Dort gibt es manchmal auch Filme abseits des einschlägigen Mainstreams.
jetzt-User Thunnus
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zur Zeit ärgere ich mich vor allem darüber, dass die Theaterwissenschaft an der Leipziger Uni geschlossen werden soll, genau wie die Archäologie. Die Kürzung ganzer Institute, das ist falsch. Eines Tages haben wir hier keine Volluniversität mehr.
Was aber die Stadt angeht, kann ich mich kaum auf einen liebsten Ort festlegen. Ich hab schon immer in Leipzig gelebt und es gibt hier einfach so viele schöne Plätze. Einer davon ist aber auf jeden Fall das Rosenthal, ein richtiger Wald und damit Natur pur. Dort gibt es den Wackelturm. Das ist eine stählerne Aussichtsplattform, die lustig hin und her schwingt, wenn man oben drauf steht.
Niemals gewöhnen werde ich mich dagegen an die unheimlich vielen Menschen auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt. Das ist jedes Jahr aufs neue ein grausames Erlebnis. Entweder du folgst den Massen oder du wirst niedergetrampelt. Glühwein finde ich trotzdem super, aber da empfehle ich eher den auf dem Campus. Der Becher kostet dort nur einen Euro. Der Geschmack ist zwar, naja, aber dafür ist die Wirkung ordentlich.
Eutritzsch ist definitiv mein liebstes Wohnviertel, dort leben vor allem alte Menschen und Kinder. Es ist nicht so angesagt, wie die Karl-Liebknecht-Straße oder Plagwitz, folglich hat man seine Ruhe.
Wenn ich nachts unterwegs bin, gehe ich am liebsten in Irish-Pubs. Die besten sind das KCP oder das Morrisons. Beide liegen mitten in der Innenstadt. Und auch beim Frühstück bevorzuge ich irische Kost. Die bekommt man zum Beispiel im Spizz, wo es irish Breakfast mit schönen, dicken Bohnen, Tomatensauce und Rührei gibt.
Wenn es im Sommer richtig warm ist, lauf ich am liebsten zum Theklaer Bagger, einem See im Nordosten der Stadt. Der Weg dorthin führt nur durch grüne Parks, das ist wunderschön und am Ziel kann man prima baden gehen. Wenn es nasskalt ist, rolle ich mich am liebsten zu Hause ein. Ist es dagegen warmes Regenwetter, spaziere ich am liebsten durch den Arthur-Bretschneider-Park, der ist gleich bei mir um die Ecke.
Was Cafés angeht, muss ich ein bisschen überlegen. Ich geh so selten in eines. Die beste Touristenfalle ist auf jeden Fall das Café Riquet, das im Kolonial-Stil eingerichtet ist. Dort trifft man zwar kaum auf Studenten, sondern vor allem auf alte Leute. Das macht es aber besonders großartig. Im Hintergrund läuft meist klassische Musik, dazu kann man sehr gut die Menschen beobachten, die draußen auf der Straße an den großen Fenstern vorbei laufen.
Patrick, 24, studiert in Leipzig Theaterwissenschaften
Text: clemens-haug - Bild: oH