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Ode an das Dosenbier

Illustration: Federico Delfrati

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Die Alkolumne handelt vom Trinken. Von den schönen und schlechten Seiten dieses Zeitvertreibs und den kleinen Beobachtungen und Phänomenen an der Bar. Aber egal, worum es grade geht, lieber Leser – bitte immer dran denken: Ist ungesund und kann gefährlich sein, dieser Alkohol.

Es begann in New York. Dort, wo es verboten ist, Alkohol auf offener Straße zu trinken, entdeckte ich meine Liebe zu einem Getränk, das viele wahrscheinlich als „ranzig“ bezeichnen würden. Für andere ist es eine Notfalllösung, wenn nichts anderes verfügbar ist. Wieder andere verschmähen es komplett. Es geht ums Dosenbier.

Dosenbier war in New York das einzige alkoholische Getränk, das man unkompliziert am Kiosk kaufen konnte. Wir steckten unsere Dosen in kleine braune Papiertüten und konnten so auch nachmittags im Park oder auf dem Weg zur Party immer wieder einen diskreten Schluck nehmen. Mit Flaschen wäre das undenkbar gewesen – zu schwer, zu klirrend, zu rutschig.

Dosenbier hingegen ist diskret. Man kann es in New Yorker U-Bahnen trinken, mit in die Uni nehmen, zum Familientreffen oder auf ein Konzert schmuggeln, ganz ohne verräterisches Glasklirren. Außerdem ist Dosenbier viel leichter und man kann deutlich mehr davon auf einmal transportieren. Überhaupt eignet es sich hervorragend zum mitnehmen, denn: Bier bleibt in Dosen sehr lange kalt, viel länger als in Flaschen. Auch die Angst, dass das Gefäß mit der wertvollen Fracht beim kleinsten Aufprall sofort kaputt gehen könnte, kennt der Dosenbier-Fan nicht. Dosenbier überlebt auch einen Fahrradsturz. Dosenbier ist robust.

Dosenbier schmeckt nach Freiheit

Dosenbier ist ein großartiger Begleiter – auf Festivals, Partys, am See oder im Urlaub mit den besten Freunden. Und deshalb trägt mich jeder Schluck Bier aus der Dose an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, zu einem anderen Gefühl.

Dosenbier schmeckt nach Freiheit. Nach Sommer und nach Leben ohne Plan. Nach Musik und Lichterketten auf Dächern, nach nachts durch die Stadt schlendern und sich schwindlig philosophieren. Es schmeckt danach, die Lieblingsband live zu sehen und sich dabei in die unbekannte Vorband zu verlieben. Nach mit alten Sneakers durch den Matsch hüpfen, nach so lange wachbleiben, dass man den Sonnenaufgang sehen kann. Dosenbier schmeckt nach billigem Eis am Stiel und Mückenstichen und Kopfweh, weil man in der Hitze zu schnell zu viel getrunken hat. Es schmeckt nach beschwipst nebeneinander Radfahren und nach auf dem Heimweg die letzte Zigarette teilen. Und für mich schmeckt es ganz besonders nach braunen Papiertüten und dem Gefühl, heimlich etwas streng Verbotenes zu tun.

Ja, die Umweltbilanz von Getränkedosen ist mies. Nein, ich bringe meine leeren Bierdosen nicht immer alle zum Supermarkt zurück. Aber abseits der praktischen Vorteile macht Dosenbier, dass ich mich verwegen fühle. Das ist kindisch? Klar. Es ist auch ein bisschen lächerlich und armselig? Vielleicht. Trotzdem: Dosenbier ist nunmal meine Schwäche. Außerdem macht es einfach verdammt viel Spaß, die Dosen zusammenzuknüllen, nachdem man sie leergetrunken hat. So. Viel. Spaß.

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