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Die Black Stars gehen, der Tinnitus kommt
Vorm Stadion droehnt Reaggae aus den Boxen der Fressbuden, auf dem Stadiongelaende spielt kurz vorm Anpfiff noch eine Liveband mit Marimbaphonen und die Leute schuetteln ihre Hinterteile wie nichts gutes. Wenn jemand von ohrenbetaeubendem Laerm spricht, ist das meist metaphorisch gemeint. An dieser Stelle ist es bitte mal woertlich zu nehmen. Der Hauptsponsor MTN hatte sich wieder mal nicht lumpen lassen und jedem , der wollte, zwei aufblasbare Plastikhaende in die Hand gedrueckt. Geuebte Menschen koennen damit sehr sehr laute Geraeusche erzeugen. Will Mobilfunkunternehmen MTN seine zukuenftigen Kunden ertauben lassen? Dazu kamen die Fantroeten. Ich habe mir auch eine gekauft. Ich wollte zu WM Zeiten schon immer eine haben, jetzt konnte ich sie kaufen, und auch ich wollte Ghana lautstark unterstuetzen. Zehn Minuten lang troete ich hinein wie bloede, danach ist mir schwindelig.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Fans haben zum Teil aufwaendige Verkleidungen. Ein Mann ist komplett bemalt und taegt eine als Sarg bemalte Kiste auf dem Kopf. R.I.P. Cameroon. Ruhe in Frieden Kamerun. Der Durchschnittsfan traegt Ghana-Shirt, Fane und irgendwas zum Krach machen. Ghana spielt ganz gut. Und trifft nicht. In der zweiten Halbzeit stehen sie eine ganze Weile vorm Kameruner Tor. Spielen eine Ecke nach der anderen. Aber der Ball will einfach nicht hinein. In der 71. Minute geht Kamerun in Fuehrung. Die Ghanaischen Fans werden leiser. Die Stimmung ist angespannt. Staendig drehen sich die Leute um und schauen zur Anzeigetafel. Wie lange noch? Gibt es noch ein Chance? Unten vor der ersten Reihe laufen aufgeregte Jungs, reissen die Arme hoch und animieren die Fans, nochmal ordentlich Laut zu geben. Es wird auch nochmal getroetet und geklatscht, allerdings nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn des Spiels.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Kurz vor Ende des Spiels kommen Kinder herein und fangen an, alles moegliche einzusammeln: Becher, Fanmuetzen und auch die unzahligen gelben Haende. Nach dem Schlusspfiff enttaeuschte Gesichter ueberall. Manche weinen, die meisten stehen aber nur da und gucken traurig. Einige sind wuetend, insgesamt geht es aber ziemlich ruhig und gesittet zu. Vielleicht hat der Voodoopriester irgendetwas falsch gemacht. An der mangelnden Unterstuetzung der Fans hat es jedenfalls nicht gelegen.