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5. Dezember

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Mein Vater kann mir die Wünsche von den Augen ablesen. Dachte er. Das Ergebnis war oft, dass ich etwas bekam, von dem ich nicht wusste, dass ich es wollte. Und was war das nicht alles für pädagogisch-wertvolles Zeugs: Serien über die politischen Entwicklungen in Deutschland, Sprachtheoretisches, Komplexes und oft auch Komisches.  

Im Laufe der Zeit muss ihm allerdings aufgefallen sein, dass nicht jedes dieser Geschenke bei mir die Begeisterung entfachen konnte, die er sich wohl erhofft hatte. Er bemühte sich zunehmend, die Geschenke ins rechte Licht zu rücken und angemessen anzupreisen. Man soll immer das schenken, über das man sich selbst auch freuen würde. Diesen Grundsatz hatte er bei der Auswahl seiner Geschenke immer berücksichtigt und konnte deshalb viel über die Geschenke sagen.  

Zu irgendeinem Geburtstag dann der Schock. Ich machte das große, eckige Paket von meinem Vater auf und zum Vorschein kam ein Paket Videokassetten. Da kannst du dir jetzt immer selbst die Filme aufnehmen, die dich interessieren, lautete sein knapper Kommentar.  

Man kann vielleicht sagen, dass die Videokassetten eine Art Scherzgeschenk waren. Vor allen Dingen, weil er mir bei nächster Gelegenheit wieder Videokassetten schenkte. Mit einigem Abstand betrachtet, glaube ich aber, dass mir mein Vater eher mitteilen wollte, dass er meine eigenen Interessen respektiert und nicht weiter versucht, darauf Einfluss zu nehmen.  

So ist das oft mit den Scherzgeschenken: Wer keine Sammelleidenschaft für irgendetwas hegt und sich außerdem für Vieles, aber eben nicht Alles interessiert, der bekommt das Päckchen, über dessen Inhalt man sich auf jeden Fall amüsieren kann. Motto: Humor hast du, das weiß ich. Ob das Buch über artgerechte Aquarien noch angesagt wäre, kann ich dagegen nicht absehen.  

Das mit den Videokassetten ist mittlerweile Geschichte. Wenn ich zurückdenke, kann ich darüber lachen. Und ganz ehrlich: Geld ist auch nicht kreativer. 


Dieser Text stammt von jetzt-Userin magdalena-pemler

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