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Warum verlieren Männer so schnell das Interesse an Frauen?

Text: matthew
So gestellt diese Frage gestern von einer meiner Bekannten. Warum ist es nur so schwer die Aufregung und das Kribbeln am Leben zu halten?

Da sitzt mir also dieses liebenswerte Geschöpf gegenüber. Lächelnd. Bezaubernd versucht dieses Wesen Frau Ihre eigene Unsicherheit zu überspielen. Jedes der zahlreichen Fotos zeigt diese Frau mit diesem einen Lächeln. Ab und an ist die Augenbraue etwas höher, ab und zu der Kopf leichter, mal stärker geneigt. Alles in allem sehe ich diese Frau aber immer nur mit diesem einen Lächeln auf diesen Lippen. Dass Bilder die Wirklichkeit nur begrenzt wiedergeben ist eine Erkenntnis, welche sich mir nicht erst an diesem Tag erschließt. Der Blick in diese verunsicherten und fragenden, wenngleich wunderschönen Augen ist wie der Blick in einen Spiegel. „Warum verliert Ihr Männer an uns Frauen so schnell das Interesse, wenn wir den schweren Schritt machen und uns auf Euch einlassen?“. Verzweiflung schlägt mir aus dem Spiegel der Seele entgegen. Soll ich diese Frage ehrlich beantworten und die Verunsicherung in blanke Enttäuschung verwandeln? Ich wühle tief in mir und versuche all die Erinnerungen an ähnliche Erlebnisse in meinem Leben hervorzurufen. Zu meiner Schande muss ich nicht lange wühlen und mir erschließen sich nicht wenige Situationen aus eigener Erfahrung oder der Erfahrung meines direkten Umfeldes. Mich quält die Frage wie ich diese zarte Pflanze der Hoffnung, welche mir von Seiten dieses Mädels offenbart wird, nicht achtlos zertrete. Andererseits macht es wenig Sinn Dinge zu heucheln, welche so in der Realität nicht vorkommen.



Die Biologie muss wieder einmal herhalten, wenn es darum geht, tiefenpsychologische Erklärungen für dieses Phänomen zu finden. Die Biologie ist eine beliebte Ausrede für all die Dinge, die sich mit dem normalen Menschenverstand nicht richtig erklären lassen:



Also da ist der Mann, der auf die Jagd geht und das Mammut erlegen muss, da er sich und seine Sippe sonst nicht ernähren könnte. Hat der Mann das Mammut erlegt, sich an dem Fleisch erfreut und genügend frische Energie gesammelt, so zieht er mit seinem Speer aufs Neue los und sucht die Herausforderung beim nächsten Mammut. Die Frau sitzt derweilen in der Höhle und kümmert sich um die Erziehung des Nachwuchses. Im Gegensatz zum Mann ist diese Tätigkeit von einer weitaus tieferen Nachhaltigkeit. Mammut tot. Mammut gegessen. Nächstes Mammut. Zwischen Kind geboren und Kind erwachsen liegt etwas mehr Mühe und wesentlich mehr Arbeit.



Treffend der Vergleich? Schlagt mich nicht, aber ich habe mich bereits entschuldigt, bzw. gerechtfertigt, dass die Biologie für viele Dinge herhalten muss und im Zwischenmenschlichen sind unsere Fortschritte nicht gerade berauschend, verglichen mit anderen Fortschritten der menschlichen Rasse.



Wie sage ich es nun meiner lieben Bekannten, dass Männer Jäger und Sammler sind und es Männern mehr Spaß zu machen scheint, sich auf neue Kämpfe und Jagden einzulassen, als diese Energie in den Aufbau bestehender zwischenmenschlicher Beziehungen zu investieren? „Dann liebt er Dich nicht wirklich!“ wäre ungefähr so, wenn ich diese zarte Pflanze der Hoffnung unachtsam und unbarmherzig Ausreißen würde.



Wir leben in einer Zeit der Individualisten. Gut, da so die Gefahr geringer ist, einem schnauzbärtigen Kunstmaler bis zum totalen Krieg zu folgen, schlecht für die Liebe, da mein eigener Individualismus es nicht zulässt, meine Welt jemanden zu öffnen, dessen eigener Planet gänzlich anders im Vergleich zu meinem eigenen zu sein scheint. Hübsch, intelligent, witzig, einen guten und starken Charakter, Idealgewicht, Idealfigur, die richtige Haarfarbe, den korrekten Musikgeschmack. All das sollte mindestens passen, um sich ernsthaft auf einen anderen Menschen einzulassen, zumindest denken wir das. Sind die oberflächlichen Werte scheinbar kompatibel, so lassen wir uns Männer, getreu dem Motto: Probieren geht über Studieren, auf Euch Frauen ein. Wir durften im Kindergarten nur sehr selten in der Puppenecke spielen und wurden stets in die Bauecke verwiesen. Wahre Männer spielen nicht mit Puppen. Wahre Männer sind Cowboys und Mädels sind hübsche Prinzessinnen. Daher ist vielleicht auch die mangelnde Fähigkeit der Männer zu erklären, über Emotionen zu sprechen. Mit dem besten Freund wird eher das Ergebnis des letzten Länderspieles ausdiskutiert und die „Emotionen“ beschränken sich auf die Zahl der Frauen, welche man glaubt „glücklich“ gemacht zu haben. Körperlich versteht sich. Wir Männer werden nicht erst seit „Harry und Sally“ von Euch Mädels an der Nase herumgeführt („War ich gut, Schatz?“). Wie also sollen wir Jungs über Gefühle reden, wenn wir im Fasching stets den Cowboy und im Schulhof den starken Mann raushängen lassen mussten?



Junge trifft Mädchen. Junge verliebt sich in Mädchen. Junge heiratet Mädchen trifft heutzutage immer seltener zu. Getreu der „Trial and Error“-Methode probiert man sich heute aus und tauscht sich bei „Nichtgefallen“ in der Reklamationsabteilung des Lebens wieder ein. „Könnte ich vielleicht etwas mehr Witz haben und etwas weniger Selbstgefälligkeit? Sonst passt alles!“.



Was sage ich also meiner Bekannten, wenn ich diese das nächste Mal in entspannter Atmosphäre sehen? „Du ich finde Dich Klasse! Darf ich Dich einmal glücklich machen? Oh Du willst mehr? Lass mich Dich erst mal glücklich machen. Danach sehen wir dann weiter! Einverstanden? Ok, gut, da hinten ist ein ungestörtes Eck, da können wir schon mal anfangen!“



Wir kann man die Flamme des Begehrens nach der ersten Nacht, der ersten Woche, des ersten Monats oder des ersten Jahres am Lodern halten? Könnte ich diese Frage beantworten, so wäre in meinem Herzen diese Flamme nicht erloschen. Schafft Ihr es, diese Flamme im Männerherz zu entzünden, so weitet sich das Feuer nicht selten zum Flächenbrand aus und mit diesem gewonnenen Selbstbewusstsein macht das Jagen und Sammeln wieder mehr Spaß. Die „Lucky Loser“ sind allemal besser als die strahlenden Sieger, da die Sieger das Ziel erreicht haben und es an neuen, erstrebenswerten Zielen mangelt, während die Loser (mit einem oder zwei „O“s???) weiter kämpfen und weiter und weiter und weiter ... und wenn sie nicht gestorben sind, dann kämpfen sie noch heute. Wenn nur alles so einfach wie im Märchen wäre. „Wär´s einfach, dann könnte es jeder!“. Irgendwann können wir es auch und beherrschen die Spielregeln. Dazwischen gibt es noch einige Enttäuschen welche uns aber lediglich auf unserem Lernprozess unterstützen.



„Macht nix. Schieß den Typen in den Wind! Der liebt dich nicht wirklich. Würde er Dich wirklich lieben, dann gäbe es kein Wenn und kein Aber. Kein „Ich brauch mehr Zeit für mich“ und kein „Du engst mich ein!“. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“



So ungeschminkt wie die Wahrheit nun mal ist entlasse ich Dich in die Weiten des Weltalls, auf dass Du noch viele Planeten entdecken kannst. Nur der, der viele Planeten gesehen und für sich entdeckt hat, weiß die Kleinigkeiten zu schätzen, die das Leben lebenswert machen und die vielleicht die Liebe liebenswert.



Mit deiner Erlaubnis gehe ich jetzt kurz in die Puppenecke! Einverstanden?

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