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Moviacs: Wieder Kino im Fernsehen
Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich hab bei dem Gedanken „Kinomagazin im Fernsehen“ immer als erstes zwei ganz klare Bilder im Kopf: Erstens Sabine Sauer, die Freitagabends erzählt, was gestern angelaufen ist und zwar immer mit akkurater Dauerwelle und jederzeit gleichwarm (im positiven Sinne!) bleibendem Charme, egal ob sie „Drei Männer und ein Baby“ oder „Nightmare on Elm Street“ ankündigt. Auf die Sendung hab ich mich immer gefreut.
Weil man aber auch sonst nie das Vergnügen hatte, irgendwo Trailer oder Ausschnitte zu sehen. Dann gab es die „Kinohitparade“ nicht mehr, aber das neu (und vor allem endlich über die normale Hausantenne zu empfangende) gestartete Kabelfernsehen beschloss, die Lücke zu schliessen. Und hat damit, vermutlich, Deutschlands bekanntestes Stirnband geprägt: Isolde Tarrach und „Action“, das Kinomagazin auf RTL Plus. Auch hier, charmantmöglichste Moderation und alle Highlights in der Sendung. Aber auch hier: Der Versuch doch noch „mehr“ aus der Formatidee „Kinomagazin“ herauszuholen scheiterte, nachdem man die Show plötzlich von Thomas Ohrner vor Publikum moderieren liess. So viel Charme der Gedanke auch hat, aber eine Kinosendung vor Publikum? Sinnvoller könnte nur noch „Tagesschau – live aus der Stadthalle Böblingen“ sein.
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Und was dann kommt, ist ein grosser Bruch in der Kinoberichterstattung im deutschen Fernsehen. Ich hab damals, Mitte der 90er sogar mal an einem Casting für eine Show teilgenommen, in der man mit drei Laienkritikern zusammensitzt und über Neustarts diskutiert. Ist aber auch nie was draus geworden, denn in deutschen Sendern beschloss man: Filmmagazine sind Quotengift. Ob das aus dem selbst herbeigeführten Debakel bei RTL kam, weiss ich leider nicht. Aber hinter vorgehaltener Hand hörte man immer wieder: Kinosendung? Schön, aber nicht bei uns.
Ich war mittlerweile bei Viva gelandet, hab da sogar auch den Piloten für eine Kinosendung gemacht, in dessen Rahmen ich mit meinen 19 Jahren den grossen Harald Juhnke interviewen durfte (Ein für mich unvergessener Moment, das Interview begann so: "Harald, wir sind ja beide jetzt schon alte Showhasen...."; "DU bist ein alter Showhase! Ich nicht!"), aber aus der Sendung wurde auch nichts. Kein Platz im Programm. Später gab es den aber dann zum Glück doch, mit dem Glücksgriff Simon Gosejohann als perfektem Moderator. Da hat endlich mal jemand Film auch geliebt! Das ging bis 2003. Und dann wurde es wieder ganz leise. Denn Trailer guckte man mittlerweile über das Internet. Und ehrliche Filmkritik bekam man da auch, nicht zuletzt auf dem von mir, mit vier weiteren filmverrückten gegründeten Blog "Fünf Filmfreunde". Wer brauchte da noch eine Kinosendung?
Als ich dieses Frühjahr über Facebook angeschrieben und gefragt wurde, ob ich Bock auf ein Kinomagazin habe, musste ich keine Sekunde überlegen. Jetzt würde ich sogar mein Filmstudium mit in die Waagschale werfen können (vor allem die Filmtheorie, die ich bei meiner geliebten Medienwissenschaftsprofessorin gelernt habe), das musste was werden! Nach diversem hin und her geschreibe, gebrainstorme und gedrehe war das Baby fertig: Moviacs! (Ein erster, früher Favorit von uns für den Titel war übrigens "Spule", da müssen wir noch heute drüber kichern...)
Damit sind wir dann im TV Lab bei ZDFneo gelandet: Zehn Formate treten in einem Wettstreit gegeneinander an und die Zuschauer dürfen online abstimmen, was ihnen am Besten gefallen hat. Eine Sendung besser als die Andere, alle nur davon beseelt, endlich wieder richtig gutes Fernsehen zu machen. Anderes Fernsehen. Fernsehen, das sich irgendwie keiner (mehr) traut. Wir hatten eine starke Konkurrenz, der wir uns auch ganz klar geschlagen geben mussten. "Moviacs" wurde im Zuschauervoting Vierter. Ich hab in der Woche des Votings kein Auge zugetan. Mal waren wir vorne, dann wieder hinten. Mich hat das fertig gemacht. Ich bin für solch ein Voting offensichtlich nicht geboren. Als wir dann Vierter wurden, war ich zwar sehr traurig darüber, aber auch glücklich, diesen Abstimmungsterror endlich hinter mir zu haben. Ich hab die Seite mit den Abstimmungsergebnissen am Tag bestimmt 300mal gerefresht. Schlimm.
Nun ließ aber die Sendung weder mich, noch die Produktion, noch ZDFneo und auch ihre neu gewonnenen Fans nicht los, die mich hin und wieder auf Twitter oder Facebook fragten, ob man mit Moviacs nicht doch noch irgendwas machen könnte. Einen Podcast oder so. Und bei neo hat man von Anfang an gesagt, dass man für mehrere Formate offen sei, nicht nur für den Sieger des TV Labs. Und dann hiess es plötzlich: "Nilz! Wir müssen drehen! Ende November gehen wir auf Sendung!"
Dass das alles so schnell ging, haut mich immer noch ein bisschen um. Dass das ganze überhaupt passiert, haut mich auch um. Dass wir diese Chance bekommen zu zeigen, das ein cooles Filmmagazin kein Widerspruch in sich sein muss, freut mich total und ich kann es kaum erwarten, dass heute Abend die erste Sendung über den Bildschirm flimmert. Da steckt so viel mehr drin, als die ganze Arbeit eines großartigen Teams. In Moviacs steckt Herzblut und Liebe und die Überzeugung, dass es doch einen Platz für Kino im Fernsehen gibt. Und für eine klare Meinung über Film. Und so ist es doch irgendwie ein schöner Einfall der Geschichte, dass ich, der ich mit der "Kinohitparade" im ZDF aufgewachsen bin, dann mit "Moviacs" bei(m) ZDF(neo) gelandet bin.
Ich werde alles tun (und mein Moderationskollege Donnie O'Sullivan mit Sicherheit auch), Sabine Sauer nicht zu enttäuschen. Promise.
Die erste reguläre Folge von Moviacs mit Nilz Bokelberg (links) und Donnie O'Sullivan läuft am heutigen Dienstag um 21.45 Uhr auf ZDFneo.