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RapRendezvous. Wir hören neue HipHop-Platten mit Kool Savas

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In dieser Kolumne geht es um einen Dialog. Um ein Zwiegespräch zwischen Rapper und Rezensent. Und wenn man über Rap aus Deutschland spricht, kommt man um den Inbegriff des vollkommenen MC nicht vorbei. Kool Savas ist nicht nur der unbestrittene „King Of Rap“, sondern auch Wortführer und Blaupause von Heerscharen junger HipHopper, die in Kool Savas ihren Meister gefunden haben. Nach der Veröffentlichung der „John Bello Story II“ und einer dazugehörigen Tournee, werkelt Savas derzeit in seiner neuen Wahlheimat Stuttgart mit Moe Mitchell und Melbeatz an einem R’n’B-Album unter dem Projekt-Namen MMS herum.

Aber jetzt geht es los mit dem Rap Review Rendezvous und Eminem - "Relapse"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Dein ehemaliger Label-Chef Markus Staiger hat zum Eminem-Album geschrieben: ‚Das Problem ist, dass alles schon einmal gemacht wurde. Und das Schlimmste daran ist, dass auch Eminem alles schon einmal gemacht hat. Mit anderen Worten: Das neue Eminem-Album ist großartig.’ Siehst du das ähnlich? Kool Savas: Es ist schwierig, so etwas in einen Satz zu packen. Ich kann so eine Platte mittlerweile leider nicht mehr nur als Konsument hören und fühlen, sondern gehe sehr analytisch an so ein Album heran – ein generelles Problem vieler Musiker. Und das Feeling, das Eminems „The Marshall Mathers LP“ seinerzeit bei mir ausgelöst hat, ist leider nicht reproduzierbar. Dennoch ist Eminem objektiv betrachtet einfach ein überkrasser Rapper mit einem super Flow und unglaublichen Reimschemata. Meine Lieblingssongs sind dahingehend vor allem „My Mom“, „Beautiful“ und „Crack A Bottle“ mit 50 Cent und Dr. Dre. Allerdings sind mir viele Sachen viel zu persönlich. „Crack A Bottle“:

Mit „The Marshall Mathers LP“ hat Eminem selbst die Messlatte denkbar hoch gelegt. Meinst du, er wird es im Laufe seiner Karriere überhaupt noch mal schaffen, einen ähnlichen Meilenstein zu kreieren? Man darf nicht immer jede Platte mit den Vorgängern vergleichen, denn jede Platte ist ein Produkt ihrer Zeit, und die bleibt eben nicht stehen. Außerdem entwickelt man sich als Künstler permanent weiter und möchte sich nicht wiederholen. Oft sind es auch gar nicht so sehr die Alben selbst, die einem nachhängen, sondern die Emotionen, die man an eine Platte knüpft. Du hast eben von Weiterentwicklung gesprochen. Hörst du bei Eminem denn eine Weiterentwicklung in bestimmten Bereichen heraus? Eminem ist immer ein Rapper gewesen, bei dem man sich sicher sein konnte, dass er mit jedem Album einen anderen Flow und einen neuen Swagger gefunden hat. Mit dieser Platte ist er wieder auf dieser Slim-Shady-Ebene mit der hohen Stimme gelandet und benutzt den Akzent, den er das erste Mal auf „All Like That“ verwendet hat. Aber Eminem hat 2006 seinen Homie Big Proof verloren, war pillensüchtig und ist mit seinem gesamten Leben nicht mehr klargekommen, sodass er wahrscheinlich auch nicht alles in dieses Album reinlegen konnte. Du hast gerade seine Drogenprobleme angesprochen, mit der er sich auf „Relapse“ in allen erdenklichen Varianten auseinandersetzt. Ist dir das inhaltlich irgendwann langweilig geworden? Ganz ehrlich: Wenn ich mir ein Album anhöre, setze ich mich am Anfang nur mit den Raps auseinander. Der hätte auch das Telefonbuch vorrappen können, das hätte für mich keinen Unterschied gemacht, weil ich mich lediglich auf seine Combies, Patterns und Reimschemata konzentriere. Das ist einfach mein Ding. Aber es gibt immer auch Songs, die man später noch inhaltlich für sich entdeckt – so geht es mir zumindest. Aber dieses Pillenkonzept selbst hat mich gar nicht so interessiert. Hauptsache, es ist geil gerappt. "3 a.m."

Was sagst du denn zu den Beats von Dr. Dre? Haben sie dich so umgehauen, wie man es von Dre-Beats erwarten müsste? Für mich ist Dre weder der beste, noch der kreativste Produzent der Welt. Der hat einen außergewöhnlichen Style, Stimmen und Beats zu mischen, sodass es am Ende klingt, als wäre es tatsächlich nur eine Spur – aber das ist nicht so meins. Sicherlich ist Dre ein großartiger Produzent, der schon wahnsinnig lange dabei ist und immer wieder Hits an den Start gebracht hat. Aber das Nonplusultra ist der für mich nicht. Nächste Seite: Busta Rhymes kriegt Hass ab.


Busta Rhymes - "Back On My B.S."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Busta Rhymes hat über dieses Album sinngemäß gesagt, dass er sich nun wieder aus den Klauen der Industrie befreit und zurück zur kreativen Herangehensweise früherer Tage gefunden hätte. Hast du das herausgehört? Ich muss dazu erst einmal sagen: Ich war noch nie ein Busta-Rhymes-Fan. Ich mag kein einziges Lied von dem. Gar nichts. Der ist mir nicht nur ein bisschen unsympathisch oder suspekt, ich finde seine Musik ätzend und hasse seine Stimme. Die erste Hälfte dieses Albums ist fürchterlich, die ist für mich persönlich unhörbar, die Beats sind alle Mist. Ich werd’ mir das nie wieder anhören. Die einzigen Songs, die im Großen und Ganzen ok waren, sind „Conglomerate“ und „We Want It“, wo die Produktion ganz in Ordnung war. Aber wenn mir diese Beats für mein nächstes Album angeboten worden wären, hätte ich davon keinen einzigen genommen. Du hast eben gerade gesagt, dass du seine Stimme nicht so magst... Nein, ich habe gesagt, ich hasse sie. Ok, aber gibt es denn sonst noch Dinge, die du an ihm überhaupt nicht leiden kannst? Von Busta Rhymes ist mir noch nie auch nur eine einzige Zeile im Kopf hängen geblieben, und ich finde, so etwas gehört auch zu einem guten Lyricist dazu. Busta Rhymes ist für mich einfach ein ultraprimitiver Typ, der ein bisschen schnell rappen kann, aber das war’s dann auch schon. Außerdem mag ich es nicht, wenn Leute die ganze Zeit krampfhaft auf witzig machen und Busta ist so ein Typ. Irgendwann gab es mal einen Bericht über Rapper und ihre Söhne und bei Busta hatte man den Eindruck, dass seine Söhne voll Angst vor ihm haben. Ich hab das Gefühl, dass der privat ein richtiges Arschloch und total herrschsüchtig ist. Ich habe auch mal gehört, dass Busta Rhymes, wenn er mit seiner Crew unterwegs ist, sich beim Catering zuerst an den Tisch setzt und isst, während ihm die anderen zuschauen dürfen. Und erst, wenn er fertig ist, dürfen die anderen essen. Wie in einem Löwenrudel. Und das passt so perfekt in das Bild, das ich von ihm habe. Das mögen alles Vorurteile sein, aber das ist so ein Bauchgefühl. Ich mag den Typen nicht. „Arab Money“

Die Veröffentlichung des Songs „Arab Money“ hat eine kleine Kontroverse hervorgerufen, weil man Busta vorgeworfen hat, in der Hook den Koran zitiert und damit ein muslimisches Tabu gebrochen zu haben. Wie ist deine Meinung dazu? Ich kann Respektlosigkeiten generell nicht leiden, auch wenn es natürlich solche gibt, die manchmal sein müssen. Aber er ist eben sehr locker mit dem Thema umgegangen und hat nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Ich hätte es cooler gefunden, wenn er sich aus bestimmten Gründen dafür entschieden und dazu gestanden hätte, und dann eine Kontroverse darüber losgebrochen wäre. Wie bei Kaas und „Amokzahltag“. Das war eine Kontroverse, die ich richtig fand, dafür konnte man kämpfen oder auch nicht, aber man kam miteinander ins Gespräch. In diesem Fall war das einfach eine Nachlässigkeit und irgendwie dumm. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Speech Debelle - "Speech Therapy"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie fandest du das Album? Ich fand es interessant. Das hatte durchaus Anspruch mit der Live-Instrumentierung, wobei mir dabei ein bisschen der Druck in der Bassdrum gefehlt hat. Aber wenn man auf so einen Sound steht, ist man damit gut bedient. „The Key“

Wie findest du Speech Debelle als Rapperin? Ihr Problem ist, dass ihre Betonungen immer recht gleich klingen, aber man hört ihr auf jeden Fall an, dass sie es ernst meint, gerne rappt und auch nicht erst seit gestern dabei ist. Sie weiß, was sie tut – und das ist ein Kompliment. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die sich irgendwo hinstellt und freestylet, aber es ist jetzt nicht sonderlich krass ausgearbeitet. Technisch gesehen ist es ein eher einfacher Rap-Style. Irgendwo wurde die Platte mal als „Kleinmädchen-Rap“ beschrieben. Trifft es das deiner Meinung nach? Ja, so ein Feeling kommt auf jeden Fall rüber. Sie geht mit einer gewissen Naivität an die Sache heran, die aber auch schön ist, und die man ja auch bei Old School-Stücken mag, wo die Leute ihre Sachen auch noch in recht einfachen Reimen erzählt haben. Manche Leute wünschen sich so eine Einfachheit ja sogar. Und ich persönlich finde es viel schlimmer, wenn jemand einfach denkt und versucht, komplex zu sein, als wenn er tatsächlich was im Kopf hat und das simpel formuliert. „Go Then Bye“

Auf dem Album sind sehr viele Live-Instrumente zu hören und du meintest eben, dass dir dabei ein wenig der Druck fehlt. Das heißt, Rap mit Live-Instrumentierung ist generell nicht so deins? Doch, das kann auch cool sein. Es kommt immer darauf an, auf welchem Film man gerade ist. Ich muss sagen, dass mein Musikgeschmack im Moment extrem primitiv ist. Ich höre fast nur Plastik-R’n’B. Auf eine gewisse Art und Weise bin ich momentan sehr anspruchslos, stehe andererseits aber absolut auf Hits, geile Melodien, geile Konzepte und geile Lines. Am Ende zählt eh nur das Gefühl und die Seele. Hierzulande sind ja mittlerweile viele Rapper mit Band unterwegs wie Curse oder Samy. Das wäre für dich in Zukunft aber keine Option? Doch, auf jeden Fall. Aber ich würde auf der Bühne nicht mit Live-Drums arbeiten, weil dieser rockige Vibe den Songs immer ein bisschen Feeling raubt und das Ganze oft keinen richtigen Bumms hat. Aber für mich ist das durchaus eine Option, ohne da jetzt näher drauf eingehen zu wollen (grinst). Nächste Seite: Scratch und Wu-Tang-Songs im neuen Gewand


Scratch - "Loss 4 Wordz"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wenn ich richtig informiert bin, hattest du selbst mit Beatboxer Scratch für dieses Album zusammengearbeitet, ohne dass der Song auf der Platte erschienen ist. Ja, das stimmt. Aber der Beat war so 08/15, das mir der Track am Ende überhaupt nicht gefallen hat. Aber Scratch selbst ist supercool, voll relaxt und ein absolut bodenständiger Typ. Gab es denn Beats oder Songs auf dem Album, die dich mehr umgehauen haben? Ich muss leider sagen, dass mir das Album nicht so gefallen hat. Das tut mir auch voll Leid, weil ich Scratch wirklich voll nett finde. Ich fand „If Our Love Was A Song“ mit Daniel Bedingfield ganz gut, der wurde dann allerdings irgendwann stressig. „I’ll Be There For You“ mit Jonas Myron fand ich auch ganz in Ordnung, genauso wie „So Hard To Find My Way“ feat. Elmore Judd, weil der so arabische Elemente hatte. “Ready To Go” mit Kanye West und Consequence fand ich ok, hat mich aber nicht überkrass geschockt, genauso wenig wie „Let’s Go“ mit Peedi Crakk. Mir ist das Gebeatboxe irgendwann total auf den Sack gegangen und ich habe mich gefragt: Wieso hat er dieses Album gemacht? Musste das wirklich sein? „Ready To Go“

Ich merke schon, du bist kein großer Fürsprecher von Beatbox auf Albumlänge. Nein, zumindest nicht in diesem Fall. Denn nur, weil jemand etwas gut kann, heißt das noch lange nicht, dass es gleich massentauglich und interessant sein muss. Es gibt doch auch diese Teller-Jongleure. Ich würde auch nie auf die Idee kommen, mir eine DVD zu holen, auf der ich sehe, wie jemand eine Stunde lang mit Tellern jongliert, nur weil der das geil kann. Es reicht mir, wenn ich so etwas 10 Sekunden lang sehe. Mehr brauche ich nicht. Und bei Beatboxing geht es dir ähnlich? Ja, definitiv. Wenn jemand in einem zweiminütigen Beatbox-Set alles zeigt, was er kann, dann reicht mir das. Ich weiß, dass ich jetzt den Hass der gesamten HipHop-Gemeinde auf mich ziehen werde, aber das heißt ja nicht, dass ich es deshalb nicht respektiere. Ich habe größten Respekt davor, wenn Leute ihr Handwerk gut beherrschen, aber das muss dann nicht zwangsläufig immer die ganze Welt zu sehen oder zu hören bekommen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ El Michaels Affair - "Return To The 37th Chamber"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auf der Platte hat sich eine Band alte Wu-Tang Clan-Songs geschnappt und diese live nachgespielt. Hat dir das gefallen? Das war nett, so Easy-Listening-Lounge-Mucke. Das ist sicherlich nichts, worauf ich mein Leben lang gewartet habe und nichts, was ich in dreißig Jahren unbedingt meinen Enkeln vorspielen werde, aber das was ok. „Cream“

Ist das denn ein Album, das du dir privat auch noch mal anhören wirst? Zusammen mit dem Eminem-Album wäre das wahrscheinlich das Einzige, das ich auf meinen iPod ziehen und dann im Auto hören könnte. Da ist ja auch gar kein Gesang drauf, oder? Doch, auf „Shimmy Shimmy Ya“ gibt es einen Kinderchor. Ach, das habe ich noch gar nicht gehört, schade. Prinzipiell mag ich auf jeden Fall so Nebenbei-Mucke und finde es gut, wenn Musik nicht zu belastend ist und sich permanent in den Vordergrund drängt. Ich persönlich fand die Idee, sich ein klassisches Rap-Album zu schnappen und in so ein orchestriert wirkendes Soundgewand zu hüllen, sehr geil. Von der Umsetzung her fand ich es jedoch leider etwas belanglos. Meiner Meinung nach hat man daran ganz gut erkennen können, dass Rap eben Vocals braucht. Wahrscheinlich kann man das gut laufen lassen und dann selbst etwas dazu schreiben oder heraussamplen. Aber ich hätte auch nicht das erste Wu-Tang-Album für so etwas genommen, weil es für mich wegweisendere Platten gibt wie „Illmatic“ von Nas oder „Reasonable Doubt“ von Jay-Z. Technisch haben die das auf dem Album zwar gut umgesetzt, aber mein Engineer hätte gesagt: „Das hat keine Eier.“ Genauso klingt das für mich. Nächste Seite. Die ewigen Top-Sieben-Platten von Kool Savas


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Alltime-Album-Top-Seven von Kool Savas: Jamiroquai – Emergency On Planet Earth Nas – Illmatic Too Short – Short Dog’s In The House Comptons Most Wanted – Music To Driveby Souls Of Mischief – ’93 Til Infinity Isley Brothers – Bodykiss R. Kelly – R.

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