- • Startseite
- • Politik
-
•
Video zu US-Wahl: Wähler*innen tanzen in der Warteschlange
Warteschlangen sind selten eine erfreuliche Angelegenheit. Eigentlich nie. In einem Video, das auf Twitter am Wochenende viral ging, sieht das Warteschlangen-Dasein allerdings nach erstaunlich viel Spaß aus. Darin zu sehen: Wähler*innen vor einem Wahlbüro im US-Bundesstaat Philadelphia, die mit Sicherheitsabstand und Mund-Nasen-Schutz warten, um ihre Stimme für die US-Präsidentschaftswahl 2020 abzugeben – und dabei ausgelassen zum „Cha Cha Slide“ von DJ Casper tanzen.
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von x angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von x angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
Wer sich wundert, warum diese Menschen dabei sichtlich mühelos die gleichen Tanzschritte koordinieren: Zum einen handelt sich bei diesem Tanz thematisch passend um einen sogenannten „Line Dance“, also eine typisch US-amerikanische Tanzform, bei der man sich meist zu Country- und Popsongs neben- und hintereinander im Gleichschritt bewegt. Gerade die Choreografie zum „Cha Cha Slide“ ist in den USA gesellschaftlich weit verbreitet. Zum anderen ist die Tanzeinlage keine spontane Aktion.
Dahinter steckt die Initiative „Joy to the Polls“ (zu deutsch: „Freude für die Wahlen“), ein Zusammenschluss aus verschiedenen Organisationen und Freiwilligen, die die Menschen in den USA zum Wählen bewegen wollen (genannt: „Election Defenders“). In Partnerschaft mit örtlichen Künstler*innen aus der Umgebung versuchen sie, die Wähler*innen beim Warten auf die Stimmabgabe musikalisch zu unterhalten. Spotify-Playlists der jeweiligen Performances posten sie im Anschluss auf Social Media. Mit dabei im viralen Video vor dem Wahlbüro in Philadelphia waren zum Beispiel Mitglieder von „Resistance Revival Chorus“ (gekleidet in weiß), einem Kollektiv weiblicher und non-binärer Künstler*innen und Aktivist*innen.
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von x angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von x angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
Es geht aber bei der Aktion nicht allein darum, der Monotonie des Wartens etwas entgegenzusetzen. Wie der Name der Organisation „Election Defenders“ schon nahelegt, ist die Idee ernster: Es geht um Schutz und Deeskalation. Gegenüber Buzzfeed News erklärte die Vorsitzende der Organisation, Nelini Stamp, 32, sie wollten dafür sorgen, dass die Wähler*innen während der Wartezeit „sicher und gesund bleiben“. Neben Musik und Performance statten die Freiwilligen die Menschen in den Warteschlangen beispielsweise mit Wasser und Schutzmaterialien aus. Aufgrund der Corona-Pandemie haben weniger Wahlbüros geöffnet haben, was in manchen Standorten zu längeren Wartezeiten führen kann.
Nelini Stamp machte im Gespräch mit Buzzfeed News auch auf die sogenannte „Voter Suppression“ aufmerksam, eine Strategie, durch die bestimmte Menschengruppen in den USA davon abgehalten werden, vor Ort ihre Stimme bei Wahlen abzugeben.
In den meisten Bundesstaaten muss man sich vor der Wahl registrieren lassen, bevor man abstimmen darf
Laut The Atlantic habe jene „Voter Suppression“ Donald Trump zum Wahlsieg in 2016 verholfen. Die Recherche zu besagter Wahl ergab, dass besonders Schwarze und lateinamerikanische Wähler*innen von struktureller Ungleichheit und Barrieren bei den US-Wahlen betroffen seien. Zehn Prozent der befragten Schwarzen und elf Prozent der hispanischen Wähler*innen gaben dabei an, dass ihnen inkorrekterweise mitgeteilt worden sei, sie seien nicht für die Wahlen registriert.
Das Wahlsystem in den USA ist ohnehin kompliziert und durch allerlei Hürden gekennzeichnet: In den meisten Bundesstaaten muss man sich vor der Wahl registrieren lassen, bevor man abstimmen darf, in einigen am Wahltag selbst, in anderen muss das Wochen vorher passieren. In manchen braucht man einen Ausweis, in anderen nicht. Die Summe aus all den Hürden führte unter anderem zu niedriger Wahlbeteiligung: Bei der Präsidentschaftswahl 2016 ist fast ein Drittel der US-Bürger*innen zu Hause geblieben.
Laut Nelini Stamp verstärkten sich die Hemmungen und Hürden in Zeiten der globalen Pandemie und der Medienberichterstattung über die White-Supremacy-Bewegung (eine rassistische Ideologie, deren Anhängerschaft von der Überlegenheit weißer Menschen überzeugt ist) umso mehr. Auch, nachdem Präsident Trump seine Unterstützer*innen dazu aufgerufen hat, die Abstimmung zu bewachen und zu „verteidigen“. Deshalb sei es besonders wichtig, der Einschüchterung entgegenzuwirken, die Schwarze Menschen und People of Colour im Bezug auf den Wahlgang erleben. Eine wichtige Form der Deeskalation ist für Nelini Stamp die Musik, weil man damit „die Stimmung auf etwas anderes konzentriert“.
Und das scheint zu funktionieren: In dem Warteschlangen-Tanzvideo aus Philadelphia sind überwiegend Schwarze Menschen und People of Colour zu sehen. Auf Twitter schrieben die beteiligten Mitglieder von „Resistance Revival Chorus“ dazu: „Nichts und niemand kann unserer Freude und unserer Stimme in die Quere kommen!“
fsk