Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Neuseeland in 14 Tagen. Heute: Erstmal Wellington

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Tag 1.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ist eigentlich Tag 2, aber Auckland haben wir nach 26 Stunden Flug nur als schwülwarmen Schlafsack in Erinnerung. Air New Zealand bringt uns heute sehr früh nach Wellington, wobei mir endlich einmal das passiert, wovor seit Hunderttrillionen Jahren gewarnt wird: Mir fällt etwas aus dem Gepäckfach an der Decke auf den Kopf! Und zwar ein knallharter Erste-Hilfe–Koffer, an dem die Stewardess herumnesteln musste. Die war dann auch sehr amtlich zerknirscht, während ich sie unter Schock mit österreichischem Akzent zu beruhigen versuchte. Leicht zerdellt also Ankunft in Wellington, das genau so ist, wie man es sich unbewusst vorgestellt hat: Tausend niedliche Häuser stehen am blauen Meer, dazwischen ulkige Bäume und viele kurzhosige Menschen auf Skateboards. Als wir ankommen, scheint die Sonne, eine halbe Stunde später regnet es wie wild, danach wieder Sonne. Wetter in Neuseeland, das versichern uns alle Neuseeländer, ist interessanter als Fernsehen. Kajak fahren steht heute auf der Superliste und wir tragen ein Häufchen Angst zum Hafen, denn Kondition haben wir nicht im Gepäck, nur Poloshirts&Bücher.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Mensch, dem die Kajaks gehören heißt Ian Ferguson und hat sehr viele Olympiamedaillen gewonnen. Unser kleiner Guide an diesem Vormittag hat aber, wie er erzählt, nur eine Freundin aus Hamburg, die beim After-Schul-Neuseeland-Jahr an ihm kleben geblieben ist. Wir paddeln mutig hinter ihm durch den Wellingtoner Pazifik und verständigen uns per Brüllfunk: Guide: "Do you see the red house?" Wir: "Äh, which one jetzt?" Guide: "It’s a brewery. You can have a good beer there." Wir: "Ah, fine!" Neuseeländer sind ja glänzende Biertrinker, dazu später mehr. Auf dem Rückweg müssen wir unter einen großen Steg paddeln und ganz leise sein, hier solle es „Stingrays“ geben, sagt der Guide. Wir wissen gar nicht, was das ist und suchen gleichzeitig im Wasser und zwischen den Holzbohlen. Es sind aber keine Stingrays, nirgendwo, deswegen wissen wir bis heute nicht, was wir da unterm Steg verpasst haben. Oben auf den Stegen und Wegen jedenfalls, gibt es sehr viele Jogger.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wo sind die Stingrays? Später treffe ich mit nassen Hosenbeinen noch den Bassisten der Band Black Seeds zum Interview. Die sind tatsächlich so eine Art Seeed für Neuseeland und Australien. Der Laden, in dem wir sitzen heißt „Matterhorn“ und soll mörderisch angesagt sein, es ist aber noch nicht viel los. Beim Bestellen der Getränke gibt es Nettes zwischen Musiker und Kellnerin zu hören: Er (unsicher): "Is it already beer o’clock?" Sie (sicher): "It’s always beer o’clock!" Nach dem Interview bietet der nette Bassist noch an, mich zum Hotel zu fahren. Ich lehne ab und will lieber zurück spazieren, wie man das eben so macht, in fremden Gestaden – um das echte Leben zu erschnuppern. Stattdessen werde ich aber beinahe über den Haufen gefahren: Links, Links, Linksverkehr soll auf meinem Grabstein stehen.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So wohnt man hier. Es gibt auch nicht mehr allzu viel zu sehen, die Geschäfte schließen hier gerne mal um fünf, damit sich das an den Strand gehen noch lohnt. Ist ja auch richtig so - genau wie die hiesige Idee, Hunde zu gewissen Zeiten in der Innenstadt zu verbieten. Die Pinscher hätten eh keinen Platz, denn die Gehsteige quellen über vor lauter Jungmenschen in Röhrenhosen und langen T-Shirts. Dieses schicke Gewusel vor dem sauglatten Meer neben den alten weißen Häusern und mit freshem Antarktiswind im Haar, das sieht schon sehr gut aus. Eigentlich sogar so gut, dass man hier gleich bleiben möchte. Aber die Reise geht ja erst los.

Text: max-scharnigg - Fotos: Julia Strauß

  • teilen
  • schließen