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Betreff: Nigerianischer Astronaut will nach Hause

Foto: NSA/ESA/dpa

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Mein Gott! Da jammern wir über unsere Alltagswehwehchen, dabei gibt es Leute mit echten Problemen. Den nigerianischen Astronauten Major Abacha Tunde zum Beispiel. Seit 1990 fristet er in völliger Isoliertheit sein Dasein auf der geheimen russischen Raumstation Salyut 8T. Seit 1990!

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Blick von der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde.

Foto: NSA/ESA/dpa

Gerettet werden kann er nur, wenn genügend Spenden zusammenkommen. Und - das Beste - jeder von uns kann helfen! Einfach ein bisschen Geld überweisen. Voraussetzung wäre allerdings: dem Absender dieser derzeit kursierenden Spam-E-Mail zu vertrauen. Der Nigerianer Abacha Tunde, so steht es in dieser Mail, flog bereits 1979 das erste Mal heimlich zu der sowjetischen Station. Zehn Jahre später begab er sich erneut auf die heldenhafte Weltall-Mission. Und seit 1990 hängt er dort fest, weil die Sowjetunion aufhörte, zu existieren. Die russische Regierung hat zwar ihre Leute gerettet, nicht aber den nigerianischen Astronauten.  

Sein Bruder, Dr. Bakare Tunde, der Verfasser der Mail, will Abache nun endlich nach Hause holen. Das geht aber nur, wenn er es schafft, drei Millionen US-Dollar einzusammeln. Ein durchaus lächerlicher Betrag, nicht nur im Vergleich zu den Summen, die Raumfahrtprogramme sonst so verschlingen. Auch im Vergleich dazu, was dem Spender an Belohnung winkt. Denn obwohl die Russen Abache im Weltall versauern lassen, zahlen sie ihm seit 26 Jahren weiter zuverlässig sein Gehalt. Und weil er es im Weltraum schlecht ausgeben kann, haben sich mittlerweile 15 Millionen US-Dollar angesammelt. Und davon sind die Brüder bereit, nach Abzug der Rettungskosten eine Belohung abzudrücken. 

Post von der Nigeria-Connection

Tatsächlich stammt diese Mail, die gerade im Netz die Runde macht, nicht von Herrn Tunde, sondern aus dem fantasievollen Ideen-Reservoir der Nigeria-Connection – einer Betrügerbande, die Spam-Mail verschickt, um an Geld zu kommen. Auf der Homepage der Polizei Bayern wird explizit vor der Nigeria-Connection gewarnt, die schon seit 1988 aktiv ist. Angefangen haben sie mit Botschaften per Fax und Post, in denen sie die Adressaten baten, Geld ins Ausland zu überweisen. Im Laufe der Zeit haben sie sich angepasst und ihre Drohungen und Forderungen in E-Mails verpackt. "Die Geschichten, die dabei in diesen Mails erzählt werden, sind so phantastisch, dass es eigentlich sofort auffallen sollte, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht", ist auf der Homepage der Polizei zu lesen. 

Der Spendenaufruf für den Astronauten wurde das erste Mal 2004 in Umlauf gebraucht und taucht seitdem immer wieder auf. Wohl, weil Dr. Bakare Tunde immer noch keinen Geldgeber für die Rettung seines Bruders gefunden hat – und hoffentlich wird das auch noch sehr, sehr lange dauern.

mew

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