Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Klingelingeling!

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



Vergangene Woche, jetzt.de-Redaktionskonferenz. Das Telefon klingelt. Wir sind gerade mitten in einer Diskussion, die wir nicht unterbrechen wollen. Wir gehen also nicht ran. Das Telefon klingelt weiter. Nicht drei Mal, nicht vier Mal und auch nicht fünf Mal. Sondern zehn Mal, mindestens. Beim späteren Rückruf stellt sich heraus: War gar nicht so wichtig.

In einem Büro gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten, wenn ein Telefon klingelt. Erstens: Es ist jemand am Platz. Dann geht er normalerweise ran, und zwar innerhalb von fünf Klingeleien. Er sitzt ja direkt neben dem Gerät, muss also nicht erst von weitem in Richtung Telefon hasten. Zweitens: Er ist nicht am Platz. Dann kann er das Telefon nicht hören und folglich nicht rangehen. Wenn ein Kollege im selben Raum ist, und damit wären wir bei der dritten Möglichkeit, übernimmt der das Gespräch, und das üblicherweise auch nach nicht allzu langer Klingelzeit. So gesehen ergibt es kaum Sinn, als Anrufer zwei Minuten lang zu warten, ob nicht doch jemand abhebt.

Komplizierter wird das Ganze bei Privatanrufen, auf dem Handy oder zu Hause. Da ist es unter Umständen sinnvoll, es klingeln zu lassen. Vielleicht ist der Empfänger ja gerade in der Küche und muss erst zum Telefon sprinten? Vielleicht findet er das drahtlose Sprechstück auch nicht so schnell, weil es in irgendeiner Couch-Ritze liegt? Wenn man bei Opa zu Hause anruft, kann man während der Tut-Geräusche mit dem inneren Auge mitrechnen, wie Opa sich gerade aus dem Sessel erhebt, in seinem gemächlichen Tempo zum Telefontischchen schlurft. Man weiß dann genau, wie lange es sich zu Warten lohnt.

Bei Anrufen auf dem Handy ist die Lage noch komplizierter. Man denke zum Beispiel an Mädchenhandtaschen, die das Telefon geschickt verstecken. An zu leise eingestellte Klingeltöne oder zu laute U-Bahn-Geräuschkulisse. An eine Highspeed-Fahrradfahrt, die erst gebremst werden muss, wenn das Telefonat nicht zu einem Sicherheitsrisiko werden soll. An Einkaufstüten, die abgestellt werden müssen. Hier kann sich etwas mehr Klingelgeduld lohnen. Genau weiß man das aber auch nicht. Kann ja sein, dass der Angerufene gerade in einem Restaurant sitzt und der Höflichkeit halber nicht telefonieren möchte. Dann wäre ihm das Vibrieren in seiner Tasche wahrscheinlich unangenehm.

Wie hartnäckig bist du als Anrufer? Wie lange lässt du es klingeln? Immer gleich lang? Oder entscheidest du situationsbezogen? Wie lange wartest du mit dem nächsten Versuch, wenn jemand nicht abhebt? Bist du ein Telefonterrorist oder ein Rücksichtsanfrufer?

Text: christian-helten - Foto: theelectriclowrider / photocase.com

  • teilen
  • schließen