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Schöne Menschen auf schönen Rädern

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In der Mozartstraße, gleich in Sichtweite der Wiesn, stehen in einem palais-ähnlichen Gebäude zehn Fahrräder aus deutschen Radmanufakturen auf Parkettboden. „Showroom“ nennen Michael Vogt, Andi Müller und Christian Mießner vom Radladen Stilrad (stilrad.com) ihren Verkaufsraum. Zu dem gehört, und da wird es interessant: keine Werkstatt. Warum? Ein Besuch in der Münchner Radl-Bohème. jetzt.muenchen: Christian, Michael, ihr habt einen Fahrradladen aber keine Werkstatt dazu. Wollt ihr euch nicht dreckig machen? Michael: Ganz genau. jetzt.muenchen: Seid ihr gelernte Zweiradmechaniker? Michael: Ich bin studierter Werber und habe hier auf dem Stockwerk eine Werbeagentur. Christian: Und ich mach seit 1995 Internetgeschichten. jetzt.muenchen: Wenn also eine Frage zum Schaltwerk eines Rades kommt . . . Michael: Könnte ich sie vermutlich nicht beantworten. Aber der Andi, der Dritte im Bunde, der kennt sich aus.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Christian (links) und Michael von "Stilrad". jetzt.muenchen: Wer repariert die Räder, nachdem sie bei euch gekauft wurden? Michael: Jedes unserer Räder hat eine Mobilitätsgarantie. Wenn du einen Platten hast, rufst du eine Nummer an und eine Stunde später kommt jemand zu dir und repariert dein Rad. Bei härteren Fällen bekommst du ein Ersatzrad. jetzt.muenchen: Wie kommt ihr als Fachfremde dazu, einen Radladen der gehobenen Kategorie zu eröffnen? Michael: In meiner Werbeagentur sollten wir für einen Kunden das Marketing in Sachen „Stadtfahrrad“ übernehmen. Beim Beschäftigen mit dem Thema haben wir gesehen, dass es keinen Ort gibt, wo man schöne Menschen auf schöne Fahrräder setzt und ihnen in schönem Ambiente schöne Räder verkaufen kann. Es gibt entweder Technik-Freaks, die Sporträder, Rennräder, Mountainbikes verkaufen oder Krattler – ölverschmierte Radlbauer. Wir haben recherchiert, wie der Markt funktioniert und gesehen, dass die meisten nur damit beschäftigt sind, Kisten zu schieben, also sehr viele Räder sehr schnell zu verkaufen. jetzt.muenchen: Fahrt ihr viel Rad? Christian: Der Andi lebt und atmet Radfahren. Für mich ist es ein Werkzeug. Ich will nicht basteln, ich will fahren. Michael: Und ich bin passionierter SUV-Fahrer – Benzin ist mein Leben. Aber die Zukunft wird anders ausschauen. Autofahren in der Stadt wird mühsamer werden und jeder Mensch bekommt ein CO2-Gewissen eingeimpft. jetzt.muenchen: Aber ist das der Impuls, sich bei Euch ein Rad zu kaufen? Ihr richtet euch doch wohl eher an den Münchner Schönwetterfahrer, der ein bisschen Eindruck schinden will. Michael: Genau. Wir wollen Räder verkaufen, mit denen man auch gut angezogen stilsicher fahren kann. Viele Leute legen Wert auf ihr Äußeres und fahren mit Schaumstofflenkern und Warnwesten durch die Gegend – das darf doch nicht sein! Und die Leute hier fragen sich, wie sie einen Reifen flicken sollen, wenn sie doch ihre Louis Vuitton-Tasche halten müssen . . . jetzt.muenchen: So schlimm? Michael: Naja, ich übertreibe. jetzt.muenchen: Ein Teil eurer Räder erinnert an das bequeme Hollandrad. Christian: Danach haben wir die Räder auch ausgesucht. Michael: Ein Stadtrad fahren bedeutet schweissfreies Fahrradfahren – mit Ballonreifen zum Beispiel. Die garantieren dir Laufruhe und eine gute Federung. jetzt.muenchen: Wie ticken eure Kunden? Kommen die einfach und sagen: Das Grüne bitte? Michael: Die meisten kommen tatsächlich und sagen: Das in Blau für mich und das in Gelb mit anderer Ausstattung für meine Frau. jetzt.muenchen: Sind eure Räder so bunt, damit man beim Radeln mehr damit auffällt? Michael: Na klar. Du willst ja in der Maximilianstraße fahren und parken und die Fußgänger beeindrucken. Die sollen dir doch einen bewundernden Blick zuwerfen. jetzt.muenchen: Selbst ohne schwarzes Sports Utility Vehicle. Michael: Aber mit Fahrrad!

Text: peter-wagner - Foto: Holly Pickett

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