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Produktbiografie: Meine Videoclips

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1. Smashing Pumpkins „1979“ (1996, Regie: Jonathan Dayton & Valerie Faris)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

-Link Schon wieder Rumrasen zu Fuß und Körperteile aus dem Autofenster halten, schon wieder nordamerikanische Weite, schon wieder bunte Schlabberklamotten. Verrückte Neunziger. Meine Faszination für amerikanischen High-School-Fun zwischen nächtlichem Pool, leeren Supermarktparkplätzen und dem Hügel über der verhassten Kleinstadt war immer noch ungebrochen, wie ein Junkie saugte ich das alles via MTV und VHS-Kopien von „Breakfast Club“ und „Ferris macht blau“ auf. Und in einem wunderschönen „Life Imitates Art“-Moment lief – als ich in jenem Jahr zum ersten Mal die Turnhalle einer (wenn auch kanadischen) High School betrat – tatsächlich und ungelogen „1979“ über die Lautsprecher. Oberkürbis Corgan hält das Video nach wie vor für das beste, das seine Band je gemacht hat – angeblich musste es zweimal gedreht werden, da jemand die Bänder nach dem Dreh auf einem Autodach liegen ließ. Endlich jemand, der noch verpeilter war als man selbst. Wie hätte man nicht Fan sein können?


2. Air „All I Need“ (1998, Regie: Mike Mills)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

-Link Vielleicht naiv, zum Studium in eine westfälische Mittelstadt aufzubrechen und zu hoffen, dass das Leben dort sein würde wie in dieser wundervollen Kurzdokumentation über die große Liebe von Werbefilmer, Spielfilmmacher, Marc-Jacobs-Stoffdesigner, Covergestalter und Skateboard-Tausendsassa Mike Mills. Die nächsten Jahre verbrachte ich statt mit coolen Skategirls und Fugazi-Postern mit Wohnheim- und Verbindungspartys, überfüllten Hörsälen, „Feuerzangenbowle“-Screenings und anderem studentischen Amusement. Selber schuld.


3. Wu-Tang Clan „Gravel Pit“ (2000, Regie: Joseph Khan)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

-Link Ähnlich wie bei den elektronischen Beats von Massive Attack stand ich als Gitarrenjunge auch dem Phänomen Hip-Hop immer mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Was hatte das mit meinem Leben zu tun? Offenkundig nichts. Aber das hatten Skateboarden in Kalifornien und Liebesdramen in der High School ja auch nie gehabt. Und beim Wu-Tang Clan durfte man ja auch als weißer Gymnasiast mit dem Kopf nicken. Hier ging es vielleicht zum ersten Mal in meiner Videowelt nicht mehr um Teenage Angst, Bands in Wohnzimmern, Sehnsucht und den neugierigen Blick auf eine große weite Welt, sondern um gute Laune, Dekadenz, Bikinis, Spieltische, Ninjas und solche Sachen. Man kann sich’s ja nicht immer aussuchen, was einen wie erwischt.


4. Junior Senior „Move Your Feet“ (2003, Regie: Shynola)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

-Link Ein Ausflug nach Italien mit Freunden, die noch Spitznamen trugen und mit denen man sich nahezu blind verstand. Das kleine dunkle Apartment verfügte über einen Fernseher und das italienische Musikfernsehen verfügte noch über etwas, was dem deutschen gerade abhanden kam: Musikvideos. Freund eins schulte danach sofort zum Grafikdesigner um, wir beiden anderen hüpften einfach weinbeschickert zur Musik umher und freuten uns über das Eichhörnchen.


5. UNKLE „Heaven“ (2009, Regie: Spike Jonze)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

-Link Die Momente, in denen man heute überhaupt noch Musikvideos zu sehen bekommt (wenn man nicht bei YouTube gezielt danach fahndet), sind rar geworden: In einem Flughafencafé in Ägypten tanzt Beyonce ohne Ton und bei „Singstar“ auf der Playstation stelle ich fest, dass die Pipettes ein sehr lustiges Video zu „Pull Shapes“ gemacht haben. Aber auf MTV läuft nur noch „Flavor of Love“ und bei den Plattenfirmen hat wohl niemand mehr Geld für dreieinhalb Minuten Kurzfilmkunst, über die dann doch keiner mehr spricht. Nur manchmal versteckt sich in den Hunderten „Heyho, guck dir mal den Link an“-Mails zwischen Fotos von niedlichen Tieren und anderen Internetschockern noch ein Musikvideo wie dieses hier. Spike Jonze hat es gedreht , dessen Werk von „Drop“ und „Buddy Holly“ über „Sabotage“ und „Weapon of Choice“ bis zu „Praise You“ und „Elektrobank“ eh eine ganz eigene Produktbiografie verdient hätte. Skateboardfahren, Sonne und Explosionen. Gänsehaut und Nostalgie. Und der Wunsch, das eigene Leben möge doch auch bitte von jemandem wie Spike Jonze permanent in Zeitlupe abgefilmt werden.

Text: christoph-koch - Illustration: Dominik Pain

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