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Motor aus, Film ab

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Autokinos erinnern an Promqueens, perfekte erste Dates und überdimensional große Burger zu jeder Tageszeit – Dinge, die es eigentlich bloß in den Leben amerikanischer Teeniefilmcharaktere gibt. Jedenfalls rechnet man nicht mit ihnen während einer Fahrt über die Kuhweiden, Maisfelder und Kieswerke des oberbayerischen Umlands. So romantisch und andersartig die Vorstellung ist, mit dem eigenen Auto gewissermaßen direkt in den Kinosaal zu fahren, hat die Kultur des Autokinos bei genauerem Hinsehen doch etwas Absurdes: Da fahren lauter kleine Autos auf einen scheinbar endlos weiten Asphaltplatz mitten auf dem Land und reihen sich eins nach dem anderen vor einer riesigen Leinwand auf. Ihre Insassen starren dann Popcorn futternd auf den laufenden Hollywood-Blockbuster, während im Hintergrund Rehe vorbeispringen und Hasen um die Leinwandpfeiler hoppeln. Dieses Spektakel erinnert aber auch ein bisschen an das so erfolgreiche Geschäft der allsommerlichen Open-Air Kinos – ein Grund mehr, sich darüber zu wundern, warum von der Kultur des Autokinos trotzdem so selten die Rede ist. Liegt es daran, dass tatsächlich nur die wenigsten wissen, dass es sie hierzulande überhaupt gibt? Schließlich haben sie in Deutschland nie ihren Durchbruch erlebt – während ihrer Blütezeit in Amerika tobte hier der zweite Weltkrieg. Kurze Zeit später bestimmten dessen Nachwehen das Land, Vergnügungskultur stand beim Wiederaufbau von Orten und Städten nicht gerade an erster Stelle. Und so gibt es heute gerade einmal gut 15 Autokinos in ganz Deutschland. Nur mehr fünf betreiben ihren Betrieb ganz nach amerikanischer Art, sie gehören zur Kette der Drive-in Autokinos – das Autokino Aschheim, im Osten Münchens, ist eines von ihnen. Man findet es, wenn man von der Autobahn Richtung Mühldorf auf eine Landstraße nach Aschheim fährt. Leicht übersieht man die Scheinwerfer, die auf der linken Seite der Fahrbahn in der Ferne vor sich hin leuchten. Und auch die große, weiße Leinwand ist zwischen Schutthaufen und Kränen des Kieswerk Radmers nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Einmal dort angekommen öffnet sich jedoch ein eigener Mikrokosmos. Ob die Atmosphäre dort unserer verklärten Vorstellung aus amerikanischen Teeniefilmen nahe kommt und ob es die „Lovelane“ – die berühmt berüchtigte hinterste Reihe, in der hinter beschlagenen Autofenstern heimlich geknutscht und gefummelt wird – eigentlich wirklich gibt: wir wollten dem Gefühl Autokino einmal auf den Grund gehen. Und welcher Zeitpunkt könnte besser dafür geeignet sein, als der des Sommerbeginns? Einen ganzen Abend haben wir also auf dem großen Lichtspielplatz des Autokinos Aschheims verbracht. Dabei ist eine Audioslideshow entstanden, die du hier sehen kannst:

Text: mercedes-lauenstein - Fotos: Juri Gottschall

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