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Wir retten die Welt im Späti

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Am 13. Juni 2009 punkt 16 Uhr kauften 400 Menschen in einem bestimmten Spätkauf in Berlin-Kreuzberg ein. Sie waren der erste deutsche "Carrotmob". Der Ladenbesitzer hatte sich vorher bereit erklärt, 35 Prozent der an diesem Nachmittag erzielten Einnahmen für energiesparende Maßnahmen in seinem Geschäft zu investieren. In den Wochen nach der Aktion wurden immerhin 700 Euro für Energiesparlampen, Wärmeschutzfolien und den Umstieg auf einen Ökostrom-Anbieter verwendet. Die Berliner Organisatoren des Carrotmob planen ähnliche Aktionen nun in ganz Deutschland. Den Namen ihrer Aktion leiten sie vom englischen Sprichtwort „Carrots and sticks“, Zuckerbrot und Peitsche ab: Nur durch entsprechende Motivation ändert sich etwas zu Gunsten der Umwelt. Die Idee zur Förderung des nachhaltigen Wirtschaftens stammt aus San Francisco. In diesem Video erklärt der Amerikaner Brent Schulkin, wie es dazu kam:

Carrotmob Makes It Rain from carrotmob on Vimeo. Micha Dettbarn, 26, und Alexander Steinhart, 25, studieren in Berlin. Gemeinsam mit anderen riefen sie den ersten deutschen "Carrotmob" ins Leben. Wie das war, sagen sie im Gespräch mit jetzt.de. jetzt.de: Wie lief die Kommunikation mit den Spätkaufbesitzern? Haben die überhaupt verstanden, was Ihr vorhattet? Micha: Das war ganz unterschiedlich. Mancher dachte: Super, mit der Kohle kann ich mir die Theke neu machen. Speziell in Kreuzberg gab es auch einfach Sprachprobleme. Ob die immer alles verstanden haben, was wir zu erklären versucht haben? Auch ein bisschen Misstrauen bleibt natürlich bei den Besitzern hängen: Was wollen die von mir, wer steckt dahinter? Alex: Beim niederländischen Carrotmob gab es einen erklärenden Comic. Das wäre vielleicht hilfreich gewesen. Oft kommt die Frage: 35 Prozent? Ist das der Rabatt? Wie funktioniert das? 400 Leute und 2000 Euro Einnahmen sind aber ein stolzes Ergebnis. Micha: Klar, zwischendurch hat man Angst, dass niemand kommt. Und manchmal träumt man auch von 1000 Leuten. Aber wir sind schon sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es hat einfach funktioniert, das war das wichtigste.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine Aufnahme vom Berliner Carrotmob. Wo soll der nächste Carrot Mob stattfinden? Micha: Konkret geplant wird gerade in Basel, Bonn, Bielefeld und Wien. Alex: In Hamburg zum Beispiel braucht es noch Unterstützung. Wir haben über die Homepage Kontakte in mindestens zehn Städte, die gerne etwas starten wollen, aber noch Mitstreiter suchen. Die sind nicht immer einfach zu finden. Micha: Philipp, der Initiator, hatte im Januar schon angekündigt, einen Carrot Mob machen zu wollen. Das hat dann auch bei uns ein bisschen gedauert, bis ein Team zusammenkam, das dann einen Termin festsetzte. Funktioniert solch eine Aktion auch in Bielefeld? Alex: Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Ich glaube, dass es klappt. Micha: Die Intervalle zwischen den Mobs werden kleiner, das ist wichtig. Der allererste ist 2008 in San Francisco gelaufen, jetzt gab es den ersten in Deutschland, und in einem Monat finden wiederum wir unsere Nachahmer. Irgendwann gibt es dann vielleicht größere Projekte, egal von wo aus. Welche könnten das sein? Alex: Klassisches Beispiel ist immer die „ökologische Zahnbürste“. Man könnte eine Million Leute aktivieren, eine bestimmte, nachhaltig produzierte Zahnbürste zu kaufen. Micha: Bei so einer Größenordnung müsste man den Prozess wahrscheinlich umdrehen und erst einmal diese Leute hinter sich wissen. Oder andersherum eine Firma von Anfang an mehr einbeziehen. Der Event-Charakter würde dann zurücktreten. Alex: Da gibt es unzählige Stellen, an denen man ansetzen könnte - je nachdem, was man erreichen möchte: Die Konsumenten, den Händler, die ganze Produktionskette? Mehr Infos auf carrotmobberlin.com

Text: friedemann-karig - Foto: privat

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