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Wie man heute mit Wissen umgeht: Eine Ausstellung über YouTube

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jetzt.de: Ihr habt eine Ausstellung über YouTube konzipiert. Warum das? Maximilian: Uns interessiert, wie das Internet den Umgang mit Wissen verändert. Wer schafft Wissen? Welche Form hat es? Wie wird es verbreitet, archiviert oder welche Möglichkeiten habe ich, auf Wissen zuzugreifen? Und dabei verändern sich ja auch die Spielregeln zum Beispiel was den Umgang mit Urheberrechten angeht. Für YouTube haben wir uns letztlich entschieden, weil wir glauben, dass hier all das beispielhaft zusammenfließt, was das Internet im Umgang mit Wissen möglich macht. Aber es geht nicht nur um das Internet. Richtig, wir fangen bei der Keilschrift an. Aus dem Tresor der Niedersächsischen Landesbibliothek haben wir viele Schätze geholt, alles einmalige Originale, die davon erzählen, wie Menschen zu anderen Zeiten mit Wissen umgegangen sind. Ein Exponat ist die Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz, der vor über dreihundert Jahren den binären Code entwickelt hat, 0 und 1. Jeder Computer auf der Welt funktioniert heute nach diesem System.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und diese Exponate sind abgefilmt worden und man kann sie jetzt auch online ansehen? Man kann sie jederzeit auf Bookmarks2009 ansehen. Hier darf man sogar in den alten Büchern blättern, die im Ausstellungsraum natürlich nicht berührt werden dürfen. Manche Exponate haben wir auch abgefilmt und es ist erstaunlich, welche Details sich mit der Kamera entdecken lassen, wie zum Beispiel die großformatige Zeichnung einer Stadtkarte richtig lebendig wird. Hier schult also ein neues Medium den Blick für ein altes Medium. Im Untertitel der Ausstellung heißt es „von der Keilschrift bis zu YouTube“. Ist diese Entwicklung als Niedergang zu bewerten? Absolut nicht, eher als evolutionäre Entwicklung. Außerdem ist es sehr kurzsichtig beispielsweise YouTube so kulturpessimistisch zu sehen. YouTube ist keine vier Jahre alt und trotzdem für 13 Millionen Menschen allein in Deutschland längst kulturelle Praxis. Sie können es bedienen. Sie finden darüber Öffentlichkeit, um ihre Sicht der Dinge anderen Menschen mitzuteilen. YouTube ist Realität und damit muss man sich auseinandersetzen. Zugegeben, der Anteil des Bilderschrotts auf YouTube ist sehr hoch. Aber sehen wir es mal so, hier trainiert eine ganze Generation neue Kulturpraktiken. Die meisten YouTube User sind nicht älter als 25 und die Frage ist, ob nicht die Kulturpessimisten, die sich am lautesten über YouTube aufregen, besser tun, sich an YouTube zu beteiligen, um mit den jüngeren gemeinsam den zukünftigen Umgang mit Wissen auszuhandeln. Warum das? Wir glauben, YouTube - und das Netz überhaupt - ist eine Art Trainingslager für zukünftige Rezeptions- und Produktionsmethoden. Und was heute noch trainiert wird, ist zukünftig vielleicht Maßstab. Juli Zeh spricht von den Netzneandertalern und meint uns, wie wir banalsten, privatesten Müll ins Netz stellen. Aber sie sieht eine Chance für uns, wenn wir den „aufrechten Gang“ üben. Was das Internet jetzt braucht, ist Qualifizierung - vor allem vor dem Hintergrund unserer Frage nach dem Umgang mit Wissen heute. Es gibt trotzdem jede Menge kritische Stimmen. Das Medium ist in einem absoluten Frühstadium, es wird sich bald zivilisieren und die Frage ist, wer sich daran beteiligt. Und mit der Ausstellung wollt Ihr auch das klassische Kulturpublikum auf YouTube locken? Ja, unbedingt. Unser Stammpublikum sind die klassischen Bildungsbürger zwischen 40 und 60 Jahren. Und das sind genau die Leute, die einiges mitgestalten könnten. Und gerade ihnen wollen wir YouTube vermitteln. Deshalb gibt es den

, in dem User dazu aufgerufen sind, Führungen durch YouTube zusammenzustellen. Wie funktioniert das? Indem man auf YouTube Playlisten erstellt und sie uns mailt. Wir stellen sie dann auf unserem Channel als YouTube Tour online. In diesen Playlisten werden Clips zusammengestellt, die ein Thema, ein interessantes Phänomen auf YouTube illustrieren. Das Ganze kann man sich am besten als Führung vorstellen, wie man sie aus Ausstellungen kennt. Wer eine Auseinandersetzung mit dem Thema Ekel interessant findet, könnte beispielsweise eine Tour zu Two girls one cup zusammenstellen und durch Kommentare per Text oder Video reflektieren.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

YouTube freut sich vermutlich sehr über Eure Ausstellung – immerhin macht Ihr jede Menge Werbung für das Portal. YouTube begrüßt es natürlich sehr, dass sich mal jemand auf einem anderen Niveau mit der Plattform auseinandersetzt. Oft hat ja YouTube eher mit Anfeindungen zu kämpfen, wenn es um Nazifilme, Verleumdungen, Hetze geht. Aber wir haben mit YouTube einen Deal: Der Kommunikations-Chef von YouTube Deutschland ist einer unserer 23 Referenten, die zahlreiche Abendveranstaltungen bestreiten. Er wird in Hannover erstmals erzählen, wie YouTube hinter den Kulissen funktioniert. Das wird normalerweise ziemlich geheim gehalten. Und das kann man – wie die anderen Vorträge auch – dann anschließend im Netz anschauen? Ja, auf

. Und man kann die Beiträge natürlich kommentieren und seine eigene Sicht der Dinge als Videoantwort einstellen. Besser aber, man kommt vorbei und erlebt das Geschehen analog. Wissen macht immer noch am meisten Spaß, wenn man es in lebendiger Umgebung erfährt. Mehr zum Thema auf jetzt.de: Ein Interview mit dem YouTube-Professor Michael Wesch

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