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Wie der Künstler Johannes Kreidler gegen Überwachung demonstriert
jetzt.de: Heute morgen war deine Aktion offline. Dann war sie wieder da. Wie ist jetzt der Stand? Johannes: Rechtlich ist die Sache gerade unklar. Heute früh habe ich eine E-Mail bekommen, in der jemand behauptet, Staatsanwalt zu sein und mir nachweisen will, dass diese Aktion ein Straftatbestand sein könnte. Und da mir auch andere Leute geschrieben haben, habe ich die Aktion mal pausieren lassen. Du willst mit der Aktion aufmerksam machen auf die so genannte Vorratsdatenspeicherung, die am 1. Januar 2009 in Kraft tritt – und hast dafür zwei Computer miteinander verbunden. Was passiert da genau? Die Rechner sprechen automatisch miteinander, mit Hilfe einer Programmierung wird so automatisch Text generiert. Der ist zum Teil ganz unverständlich, zum anderen Teil ist er aber gespickt mit Wörtern, die für das Bundeskriminalamt interessant sein könnten. Was sind das für Wörter? Ich berufe mich dabei auf den relativ prominenten Fall des Berliner Soziologen Andrej Holm, der observiert und tatsächlich inhaftiert wurde, weil er ein paar Wörter verwendet hat, die angeblich Verbindung zu irgendwelchen terroristsichen Machenschaften darstellen können. Es handelt sich dabei um Begriffe wie „Prekarisierung“, „marxistisch-leninistisch“ oder „Reproduktion“. Das klingt nicht gerade gefährlich. Allerdings. Ich halte sie sogar für ziemlich harmlos. Der Fall hat aber tatsächlich gezeigt, dass so etwas reicht, um jemanden zu observieren und zu verhaften. Und ich will mit dieser Aktion die Öffentlichkeit für das Problem Vorratsdatenspeicherung sensibilisieren, denn ab 1. Januar 2009 sind alle Anbieter von Telekommunikationsdiensten verpflichtet, Kommunikationsdaten auf Vorrat zu speichern. Die Anbieter haben sich jetzt schon zu Wort gemeldet und beklagt, dass die Speicherung sehr teuer werden wird. Es ist anzunehmen, dass diese Mehrkosten, die für die Provider anfallen, auf den Kunden abgewälzt werden. Wir zahlen also auch noch dafür, dass wir überwacht werden. Du willst auf einen Missstand aufmerksam machen, der einerseits die Meinungsfreiheit einschränken wird und andererseits teuer wird. Siehst Du eine Chance, dass sich da bis zum 1. Januar noch was ändert? Dass ich alleine daran was ändern werde, glaube ich nicht. So mächtig ist die Kunst wohl nicht. Aber es gibt ja zum Beispiel den Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, der sehr aktiv ist und sich massiv wehrt. Wie war das Feedback auf Deine Aktion bisher? Überwiegend positiv. Das Thema scheint die Leute zu beschäftigen und zu polarisieren. Und den meisten gefällt diese Art der Kunst. So wie es bei der Gema-Aktion ja auch der Fall war. Wie ist die eigentlich ausgegangen? Nachdem ich erreicht hatte, was ich wollte, habe ich meinen Antrag zurückgezogen. Ich wollte Aufmerksamkeit auf das Thema Urheberrecht richten. Und das hat gut funktioniert. Außerdem hat die Gema eingestanden, dass sie für das Thema eine Lösung finden muss. Insofern bleiben meine Anmeldebögen Kunst. Jetzt legst Du Dich aber trotzdem nochmal mit der Gema an: Du forderst, dass die Gema für Dich tätig wird, denn bei den mitgeschnittenen Telefonaten läuft im Hintergrund auch Musik von Dir. Ich lege mich nicht mit der Gema an, sondern nutze sie als Inkassogesellschaft. Das ist wie bei anderen Mitschnitten auch. Wenn etwas kopiert wird, muss dafür doch auch eine Gebühr erhoben werden – auch wenn das BKA mitschneiden und kopieren lässt. Beim letzten Mal hast Du Dich zum Thema Urheberrecht engagiert, jetzt geht’s gegen die Überwachung. Was wird denn deine nächste Kunst-Aktion? Das weiß ich noch nicht. Aber mein allgemeines Betätigungsfeld sind die Errungenschaften der digitalen Revolution, die Leuten ermöglicht, leichter zu kommunizieren und zu remixen. Und dass diese neugewonnenen Freiheiten jetzt wieder stark bedroht werden, dagegen kämpfe ich mit künstlerischen Mitteln an. Mal sehen, was da als nächstes kommt. In diesem Video ist Johannes' Projekt ausführlich beschrieben:
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*** Weitere Infos zum Thema: Die Gema-Aktion erläutert Johannes im Interview mit jetzt.de. Mehr über seine Arbeit gibt es auf der Website kreidler-net.de. Den Themen Urheberrecht und Überwachung sind auch zwei Schwerpunkte auf jetzt.de gewidmet.