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„Wenn du ein Seriengesicht bist, kannst du auch ganz schnell verbraten werden“

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jetzt.de: „Türkisch für Anfänger“ geht am 18. November in die dritte Runde. Wie erklärst du dir als Hauptdarstellerin den Erfolg der Serie? Josefine: Ich glaube, dass wir den Fans unglaublich viel zu verdanken haben. Als der ARD die Quoten nicht gefallen haben und eine Absetzung drohte, gab es damals eine riesige Unterschriftenaktion im Internet. Tausende Fans haben Briefe an die ARD geschrieben, so dass der Sender gezwungen war, eine zweite Staffel zu machen. Das Gleiche war auch nach der zweiten Staffel der Fall. Wir sind froh, dass wir eine dritte machen konnten. Warum haben zwei Staffeln eigentlich nicht gereicht? Wir hatten das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt war. Wir wollten mehr, und der Stoff gibt auch einfach so viel her. Dieses multikulturelle Miteinander in einer deutsch-türkischen Patchworkfamilie gab es so – bis auf einen Versuch bei RTL - im deutschen Fernsehen vorher noch nicht. Bei Familie Schröder-Öztürk leben zwei Kulturen unter einem Dach, sie repräsentiert in der Serie das Patchworkfamilien-Modell mit Migrationshintergrund. Wie viele Berührungspunkte hast du zu diesem Thema, bevor die Dreharbeiten für „Türkisch für Anfänger“ begannen? Ich selbst bin in einer ganz stinknormalen Familie groß geworden. Mama, Papa, ich und Hund – also keine Patchworkfamilie. Was den Migrationshintergrund angeht, hatte ich vorher schon viele türkische Freunde in meinem Bekanntenkreis. Aber nicht so, dass ich großartige kulturelle Unterschiede festgestellt habe, weil die schon seit mehreren Generationen hier leben. So viele Berührungspunkte gab es eben für mich nicht, gerade deswegen hatte ich großen Spaß, als ich die ersten Drehbücher gelesen habe. Ich musste mich da erst einmal reinarbeiten. Wie leben türkische Menschen? Was denken die? Was ist der Unterschied zwischen deutsch und türkisch? Das war schon eine große Herausforderung, bis heute immer noch. Du hast ja jetzt quasi zwei Staffeln in einer „deutsch-türkischen“ Familie gelebt. Gibt es deiner Meinung nach Schnittstellen zwischen den Kulturen? Man sagt uns Deutschen ja immer nach, wie hätten keinen Humor und bei den Türken gibt es eben andere Vorurteile. Und damit spielen wir bei „Türkisch für Anfänger”. Wir erzählen Klischees, stellen sie überspitzt dar und lachen darüber. Und das ist auch das Wichtige an der Serie. Wir deuten nicht mit dem Zeigefinger und sagen, so muss es laufen, sondern so kann es laufen. Es kann ein witziges Zusammentreffen sein zwischen zwei Kulturen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Deutsch-türkisches Patchwork Kann die Serie auch ein bisschen zwischen den beiden Kulturen vermitteln? Ich kann da nur sagen, dass es eben nicht um den Zeigefinger geht, der auf die Kulturen zeigt, sondern eher darum, dass man sich abends vor den Fernseher setzt, lacht und Spaß an der Serie hat. Alles andere wäre zu hoch gegriffen. „Türkisch für Anfänger“ spricht ja einen großen Zuschauerkreis an und stellt auch eine Art Generationsfernsehen dar. Was glaubst du denn, wer überwiegend eure Zuschauer sind? Mir liegen keine Statistiken vor und ich interessiere mich auch nicht so für Einschaltquoten. Ich hoffe einfach, dass es gleichermaßen von vielen Deutschen und Türken gesehen wird. Wir nehmen allerdings ja nicht nur Deutsche und Türken auf den Arm, sondern auch Griechen, Polen und Amerikaner. Jeder bekommt sein Fett weg, das ist ja genau das, was „Türkisch für Anfänger“ ausmacht. Jeder sollte über sich selbst und auch seine Kultur lachen können. Als Lena neckst du gerne auch mal deine Stiefschwester Yagmur, die streng nach dem islamischen Glauben lebt. Meinst du, dass es neben Fans auch Menschen oder Zuschauer gibt, die dieses Format falsch verstehen und sich dadurch angegriffen fühlen könnten? Jetzt nicht mehr, aber nach der ersten Staffel gab es eine Sache, die hat mich sehr schockiert. Da sind Briefe von einer islamistischen Gruppe bei unserem Produzenten eingegangen und die fanden meine Rolle eben nicht so gut. Weil ich Dinge wie „Schleiereule“ oder „Anatolischer Milchbauer“ gesagt habe. Daraufhin bekam ich Drohungen, die meine private Person betroffen haben. Wie bist du denn mit dieser Resonanz umgegangen? Ich habe versucht, darüber zu stehen, denn wenn die Leute nicht verstehen, dass das geschriebene Drehbücher sind und gecastete Schauspieler, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, dann stufe ich die auch nicht als intelligent ein. Wir machen Fernsehen und ich verkörpere nur eine Rolle. Aber das war auch die einzige negative Resonanz während der letzten beiden Staffeln. Davon mal ganz abgesehen, darf man eines auch nicht vergessen: Ich verliebe mich ja als Lena in einen Türken! Wie hast du das Ende der Dreharbeiten zur dritten Staffel erlebt? Einerseits ist es toll, dass wir so viele und schöne Folgen machen konnten, anderseits ist es echt traurig. Ich kann mich noch an den letzten Drehtag erinnern: Da standen wir alle da und dachten, das kann es doch jetzt nicht gewesen sein. Das Studio war so leer und die Kostüme lagen noch herum, wir könnten doch einfach noch 20 Folgen hinterher drehen… Das hört sich so an, als würdest du dir eigentlich wünschen, dass es noch eine vierte Staffel gibt? Ich denke mir, wir haben jetzt drei Jahre diese Rollen gespielt und wir hatten die Möglichkeit, durch die Serie ein großes Publikum zu erreichen. Auf Grund dessen haben wir alle neue Jobangebote bekommen, was toll ist und nicht selbstverständlich in dieser Branche. Denn wenn du ein Seriengesicht bist, kannst du auch ganz schnell verbraten werden und keiner will dich mehr für eine andere Rolle besetzen. Ich würde mich aber natürlich sehr freuen, wenn es weitergeht. Aber dann müsste es so knackig und lustig weitergehen wie bisher. Aber ich bin auch der Meinung, wenn die Serie zu lange dauert, bekommt sie irgendwann einen Soap-Charakter – soweit sollte es nicht kommen.

Text: nicola-jansen - Fotos: RichardHübner/ARD, josefinepreuss.com

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