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"Social Networking im wahrsten Sinne des Wortes"
Was ist RESET und was macht ihr? Wir sind eine Internetplattform und unser Ziel ist es, das Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung zu schärfen und gezielt an einer zukunftsfähigeren Welt zu arbeiten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Uta Mühleis ist die Gründerin von RESET.to Wie funktioniert das konkret? Zum einen informieren wir über ökologische und humanitäre Probleme. Im Aktionsbereich stellen wir Projekte in der Dritten Welt vor, an denen sich jeder mit Zeit, Geld- und Sachmitteln beteiligen kann. Wir geben auch Tipps, wie jeder sein eigenes Leben auf Nachhaltigkeit trimmen kann, zum Beispiel wie man Energie sparen oder umweltfreundlicher reisen kann. Im dritten Bereich veröffentlichen wir Petitionen, die an die große Politik appellieren. Es gibt schon viele gute Seiten im Netz, aber wenige, die wirklich proaktiv und User-bezogen sind. Wie entstand Idee zu der Plattform? Das ist wie so oft eine ziemlich persönliche Geschichte. Nach dem ich Umwelt- und Entwicklungspolitik studiert hatte, wollte ich auch in dem Bereich arbeiten. Es war leider schwierig in die NGOs reinzukommen und ich habe aber in der Szene nicht so richtig Fuß fassen können. Ich habe dann lange in den digitalen Medien für diverse Agenturen gearbeitet, bis ich dann an dem Punkt kam, an dem ich etwas Sinnvolleres machen und Dinge verändern wollte. Daraus entstand dann irgendwann die Idee zu RESET. Inzwischen arbeiten mehrere ehemalige Kollegen und Freunde mit. Wir haben natürlich nicht so viel Macht wie die großen internationalen NGOs, können uns aber dafür konkret auf einzelne Projekte fokussieren. Erzähl mal, wie das genau funktioniert – zum Beispiel mit dem Lazarettschiff „Lake Clinic“ in Kambodscha? Wir bemühen uns, so etwas wie ein Guide für Projekte zu sein. Jedes vorgeschlagene Projekt prüfen wir ganz genau auf Transparenz. Die Kalkulation muss offengelegt werden, und auch über den Fortschritt vor Ort muss ein Rechenschaftsbericht abgelegt werden. Jeder, der spendet, muss ganz genau wissen, wo sein Geld hin fließt. Im Fall des aktuellen „Lake Clinic“-Projektes in Kambodscha wollte ein englisch-deutsch-kambodschanisches Entwicklungshelferteam eigentlich ein Krankenhaus bauen, bis sie gemerkt haben, dass die Straße teurer wird als das eigentliche Krankenhaus. Daraus entstand dann die Idee, die Wege der Natur zu nutzen, um medizinische Hilfe an entlegene Orte zu bringen. Das mobile Lazarettschiff ist in der Form einzigartig, soweit wir wissen. Mit den Spenden haben wir jetzt ein kleines Lazarettschiff finanziert, mittelfristig soll noch ein großes gebaut werden. Wieviele „Resetter“ gibt es bisher und wer engagiert sich bei euch? Also genaue Zahlen haben wir leider noch nicht, da unsere Homepage erst seit Januar diesen Jahres online gegangen ist. Wir haben mehrere Hundert registrierte User, aber um sich einzubringen, muss man nicht zwingend registriert sein. Das kann jeder machen, der Interesse hat. Was kann man bei euch genau machen? In unserer Rubrik GlobayEyesTV kann jeder aus der ganzen Welt Videos einsenden. Wir wollen mehr Völkerverständigung, das Leben in anderen Ländern dokumentieren und vielleicht eine andere Wahrnehmung erzeugen. Damit wir nicht immer nur die Slumkinder mit den dicken Bäuchen sehen, sondern auch die coolen Chicks in Indien oder Hiphopper in Afrika. Ist von Seiten der Wirtschaft ein großes Engagement bemerkbar? Zeitweise hatte man ja das Gefühl, dass es den Firmen eher um Imagepflege geht – Kaufe einen Kasten Bier und rette damit den Regenwald. Also es geht nicht darum, dass die Unternehmen sich ihre Spenden auf ihre Fahne schreiben können. Aber das Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ funktioniert natürlich sehr gut. Der Spender wird bei uns mit Namen aufgelistet, allerdings ohne Logo. Neben finanziellen Spenden sind wir vor allem an Kooperationen mit Firmen interessiert, die uns Know-How und Technologien zur Verfügung stellen können. Bio-Smoothie schlürfende Lohas werden zum Massenphänomen – inwiefern kann aus Lifestyle-bezogener Konsumhaltung auch tieferes Interesse und Einsatz für politische und ökologische Themen werden? Generell finden wir alles gut, was aufmerksam macht, auch wenn der Zugang über Lifestyle und nicht über Inhaltliches gefunden wird. Gesellschaftliche Trends haben eine extreme Streukraft, und das ist in dem Fall natürlich gut. Früher war das so ein Nischenthema, dass jetzt ein Markt entstanden ist, macht es einem viel einfacher Position zu beziehen und öffentliches Interesse zu erzeugen. Das Internet wird immer relevanter, wenn es um die Vernetzung und Bündelung von Ideen geht. Wie sieht da die Zukunft deiner Meinung nach aus? Das Internet ist eine große Chance, etwas zu bewegen. Wir wollen auch mit Communities aus anderen Ländern zusammen arbeiten, zur Zeit planen wir eine Kooperation mit dem Good Magazine aus Los Angeles. Demnächst wollen wir uns in China und Indien engagieren, da wird es dann auch eine englischsprachige Version unserer Homepage geben. Wir hoffen, dass Social Networking in Netz sich nicht nur auf Myspace beschränkt, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes stattfinden wird.