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„Morgens versoffen in der miesen Unterhose ins Badezimmer stolpern“. Über Jungs-WGs
Axel, wie hast du Oliver Uschmann kennen gelernt? Oliver hat mal für die „VISIONS“ gearbeitet und mich interviewt, das ist jetzt vier oder fünf Jahre her. Das war ein gutes Interview, wir sind danach noch fünf Stunden lang sitzen geblieben, haben gegessen und getrunken. Das war auch die Zeit, in der er sein erstes Buch gerade fertig geschrieben hatte. Das hat er mir mit nach Hause gegeben, und ich fand’s gut! Dann sind wir uns öfter mal über den Weg gelaufen, und zu seinem zweiten Buch hat er mich angerufen und gesagt: „Komm, ich mach ein Hörspiel mit Bela B. und ein paar anderen - mach mit!“ Zu seinem letzten Buch haben wir uns dann in Oberhausen getroffen. Er wollte gerne wieder was mit mir machen, und wir planten, dass er einen Text und ich einen Song dazu schreibe. Ein paar Stunden später hatte ich den Text schon im E-Mail-Postfach, habe in einer Stunde den Song geschrieben und ihn im Wohnzimmer aufgenommen. Der Fischer Verlag hat das dann veröffentlicht. Oliver Uschmann ist durch seine Männer-WG-Romane berühmt geworden. Darin erzählt er aus der Ich-Perspektive von den Erlebnissen mit seinem Mitbewohner Hartmut. Hast du dich in den Geschichten selbst wiedergefunden? Ich bin eher das Ich. Ich bin ein optimistischer, ein unkomplizierter Typ. Ich glaube, Oliver und ich wären vielleicht sogar die perfekten Personen für die Bücher. Manchmal weiß man darin ja auch nicht, wer wer von beiden ist. Alle sind auf eine Weise „Hartmut und ich“ gleichzeitig. Heute lebst du mit deiner Frau und deiner Tochter zusammen in Hamburg. Hättest du dir vor ein paar Jahren vorstellen können, mit Oliver zusammenzuziehen? Ja, Oliver ist ja auch ein guter WG-Typ. Er kann gut kochen und ist ein gemütlicher Kumpan. Wir pflegen schon eine ganz gute Männerfreundschaft, da hätte man auch mal eine Männer-WG aufmachen dürfen. Wie muss ich mir deine letzte Männer-WG vorstellen? Ich bin eine ziemlich treue Seele, mit meiner Männer-WG war ich eigentlich schon fast verheiratet. Ich bin mit 16 von zuhause ausgezogen und habe in Braunschweig mit einem Typen zusammen gewohnt. Dann bin ich nach Berlin gezogen, er hinterher, und schon haben wir wieder zusammengewohnt, sind in Berlin später sogar zusammen umgezogen. Das heißt, ich habe wirklich nur mit einem Typen in einer Männer-WG gewohnt. Wir hatten allerdings auch immer große Wohnungen und viele Freunde zu Besuch, die dann auch mal für ein halbes Jahr dort gepennt haben. Wir hatten ein sehr intimes, inniges Verhältnis. Es war wirklich so, dass wir zu zweit im Bett lagen und Fernsehen geguckt haben. Und wenn uns kalt war, dann haben wir uns eben eine Decke drüber gezogen. Akustik-Version von "Irgendwo dazwischen"
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Was hat in deiner Männer-WG die größten Probleme gemacht? Gestritten haben wir uns nie! Und wenn doch, dann weil ich seine Zeitung geklaut und verbummelt habe. Also eher so Lappalien. Wir hatten nie dieses Spießige: „Du bist heute dran mit abwaschen!“ Auch keine anderen komischen Pläne, die es ja manchmal in größeren WGs gibt. Hast du dich denn ab und zu nach mehr Sauberkeit gesehnt, die du dem Klischee nach mit einer Frau als Mitbewohnerin hättest haben können? Ich fand das eigentlich immer ganz schön, dass ich morgens versoffen und in der miesen Unterhose halbnackt ins Badezimmer stolpern konnte. Das wäre mit einer Mitbewohnerin nicht gegangen. Aber ich kenne eine Menge Frauen, mit denen ich auch gerne zusammen gewohnt hätte. War dir eine 2er-WG groß genug? Zu zweit war es für uns echt perfekt. Weil wir ja auch immer Besuch hatten. Wir hatten auch eine Art Gästezimmer, wo die Wäsche drin lag. Und die beiden Zimmer waren eigentlich immer belegt mit Leuten, die bei uns gepennt haben. Wir waren gut ausgelastet, einer mehr wäre zu viel gewesen. Hat dich deine Männer-WG inspiriert, Songs zu schreiben? Der Typ, mit dem ich zusammen gelebt habe, ist Musikjournalist, auch Musiker aber vor allem Musikliebhaber. Ich kenne nur zwei Leute, die vielleicht noch eine größere CD- und Plattensammlung haben, als er. Für mich war diese Zeit total wichtig, weil er mich geschmacklich geprägt hat. Ich kenne mittlerweile ziemlich viel, jede HipHop-Scheibe die gut ist, ganz viel Heavy Metal und Sachen, die so in meine Richtung gehen. Weil er einfach alles zuhause hatte und jeden Song mitrappen konnte. Dafür, dass mich das WG-Leben motiviert hätte, Songs darüber zu schreiben, war ich aber damals schon zu oft weg. Ich hatte mein Zimmer auch nie richtig eingeräumt. Das ist bei Frauen ja anders. Die machen sich immer so einen Platz, wo sie sich total gerne und ganz gemütlich fünf Stunden mit einem Buch hinsetzen können. Ohne einmal aufzustehen. Das hatte ich damals nicht. Was vermisst du heute an deiner Männer-WG-Zeit? Damals hatten wir zwar immer große, aber nie gemütliche Wohnungen. Bei uns war es immer superunaufgeräumt, alles lag voll mit Musikmagazinen, und überall war es dreckig. Wir hatten nie einen Geschirrspüler und haben auch ungern abgewaschen. Das war so, wie man sich’s vorstellt. Ab und zu hatte mal einer von uns eine Freundin, dann war es etwas sauberer bei demjenigen im Zimmer. Aber trotzdem haben sich, glaube ich, alle immer ein bisschen geekelt. Jetzt habe ich eine coole Wohnung, ich fühle mich das erste Mal wirklich zuhause. Wir sind eine ziemlich vorbildliche Familie, null spießig, haben auch keine Putzfrau oder so. Das läuft einfach alles in besseren Bahnen ab, natürlich auch wegen unserer Tochter. Manchmal ist es aber auch zu relaxt. Dann freue ich mich, wenn ich aus Hamburg-Blankenese weg fahre und es auch wieder ein bisschen dreckiger wird. Und wenn man im Haus rauchen kann. „Taxi“ von Bosse ist auf Scoop Music/Rough Trade erschienen.