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Michael kämpft für freie Felder
Wie hoch ist die Strafe ausgefallen? Man hat mich zu 20 Tagessätzen verurteilt. Ich werde aber in Berufung gehen. Ich plädiere auf Freispruch, da ich ein größeres Übel beseitigt habe. Bist Du froh über das Strafmaß? Naja, sagen wir so: Der Konzern Monsanto hat mir im Vorfeld eine zivilrechtliche Strafe von 250.000 Euro und ein halbes Jahr Gefängnis angedroht. Das wurde aber abgemildert auf zwei Tage Gefängnis oder 1.000 Euro. „Feldbefreiung“ klingt ziemlich martialisch. Wie läuft so eine Aktion ab? Eigentlich ist der Name an die „Freiwillige Feuerwehr“ angelehnt. Wir sind freiwillige Feldbefreier. Wir befreien Felder von genmanipulierten Pflanzen. Ihr schleicht Euch nachts auf Felder und reißt dann Pflanzen aus? Nein, nein, das findet tagsüber statt. Wir kündigen die Aktion vorher an und stehen mit unseren Namen dafür ein. Vor jeder Feldbefreiung erwartet uns ein Riesenaufgebot von Presse und Polizei. Aber die versuchen, euch daran zu hindern. Ja natürlich, aber bei einem Feld von mehreren Hektar Größe finden sich immer Lücken, durch die man hindurch schlüpfen kann.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Michael ist gelernter Agraringenieur und sieht seine Zukunft als Imker durch genveränderte Pflanzen gefährdet. Findet Ihr denn keine andere Möglichkeit, um gegen den Anbau von genveränderten Pflanzen zu protestieren? Naja, ich habe wirklich alles probiert. Ich habe Unterschriften gesammelt, Podiumsdiskussionen organisiert, Bundestagsbeauftragte angeschrieben und Großdemos veranstaltet – nichts hat geholfen. Wir werden hier vor vollendete Tatsachen gestellt. Wieso? Weil die Pollen der genveränderten Pflanzen auf die anderen Felder hinüber wehen. Ein Feld mit genmanipuliertem Mais lässt sich ja nicht isolieren. Das ist wie wenn man Wolf und Schaf zusammensperrt und dann mal schaut, was passiert. Verbraucher können bald nicht mehr entscheiden, ob sie Gentechnik auf den Teller bekommen oder nicht. Aber mal ehrlich – ein paar Pflanzen ausreißen ist doch eher ein symbolischer Akt, als dass es wirklich etwas verändern würde, oder? Ja, das ist richtig. Aber gerade Zeichen zu setzen ist wichtig. Dadurch, dass wir unsere Aktionen vorher groß ankündigen, wird die Presse und damit mehr Menschen auf die Gefahren genmanipulierter Pflanzen aufmerksam. Letztens wurde sogar im Bundestag darüber verhandelt, wie man mit uns umgehen soll. Wer selbst Pflanzen ausreißen möchte, muss also mit mindestens zehn Tagessätzen Gefängnis rechnen? Zumindest sind die Strafen für die freiwilligen Feldbefreier bis dato immer so ausgefallen. *** Michael ist aufgrund seines Engagements für den Panter Preis der taz nominiert. Hier ein Video von seiner ungewöhnlichen Protestform:
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Text: philipp-mattheis - Foto: privat