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In Dresden wurden nach dem EM-Halbfinale türkische Läden zerstört - Kati hilft den Opfern

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Was ist genau passiert in der Dresdner Neustadt? Nach dem Halbfinale gegen die Türkei hat sich gegen halb 12 Uhr am Eingang zur Dresdner Neustadt eine Gruppe von ungefähr 30 Vermummten versammelt und ist – ohne laut zu rufen – wie auf Kommando direkt auf den ersten Döner-Stand zugelaufen. In den haben sie Tische und Böller geworfen. Da sind Menschen verletzt worden und es ist ein großer Sachschaden entstanden. Dann sind sie zum nächsten Döner-Laden gerannt, der Besitzer hat es gerade noch geschafft, die Tür zu verrammeln. Die versuchten sie auch einzuschlagen. Dann sind sie weiter zu einem Cafe gelaufen. Dort haben sie die Scheibe eingeschlagen und versucht, die Tür einzuschlagen. Als sie dann beim vierten Dönerstand ankamen, wussten die Besitzer schon, was auf sie zukommt und haben sich da drin versteckt. Aber vor dem Geschäft wurde jemand schwer verletzt. Und dann? Sie sind sofort wieder raus aus dem Viertel. Das Ganze war eine Sache von 15 bis 20 Minuten und es war ganz klar ein organisierter und geplanter Nazi-Angriff. Es war ja auch kein Zufall, dass dieser Angriff nach dem Türkei-Spiel stattgefunden hat. Die wussten, dass es da ein Angriffspotential gibt. Wie erklärst du dir, was da nach dem EM-Spiel gegen die Türken gelaufen ist? Ist das in diesem Stadtviertel an der Tagesordnung? Die Dresdner Neustadt ist ein alternatives Szeneviertel. Die Nazis haben sich da ja auch nur kurz reingetraut. Normalerweise gibt es hier keine Anfeindungen gegen Migranten und die Reaktionen danach haben das auch gezeigt. Die Leute waren sehr betroffen und wollten gleich helfen. Was bedeutet dieser Vorfall für die Stadt Dresden? Dresden ist eine Stadt, die eine sehr aktive Nazi-Szene hat. Hier gibt es jedes Jahr im Februar den europaweit größten Nazi-Aufmarsch. Das liegt aber nicht daran, dass es hier keine Zivilgesellschaft gäbe. Es wird nur in der Öffentlichkeit nicht so gerne thematisiert, wie es überhaupt im Osten gerne unter den Tisch gekehrt wird, dass es viele Nazis gibt. Ich glaube aber, dass man es thematisieren muss, um erfolgreich im Kampf gegen Rechtsextremismus zu sein. Wenn eine Stadt vermitteln kann, dass sie und die Bürger das nicht wollen, dann hält das die Nazis davon ab, herzukommen. Es ist ja zum Beispiel auch so für jeden Menschen mit einer anderen Hautfarbe eh klar, dass sie nicht in die sächsische Schweiz fahren sollten. Ich glaube, ein offensives Angehen dieses Themas wäre positiv. Aber die Städte haben eben Angst vor einem Image-Verlust. Wie hat die Öffentlichkeit danach reagiert? Am Abend selbst war es noch so, dass weiter viele Fans ins Viertel geströmt sind, die durchaus auch nationalistische und rassistische Parolen gerufen haben. Aber danach waren die Reaktionen sehr positiv. Der Spendenaufruf kommt zum Beispiel von Menschen aus dem Viertel und in den Tagen danach standen vor den zerstörten Läden Blumensträuße und Sektflaschen. Die Anwohner haben auch eine Bürgerinitiative gestartet und vor dem nächsten Spiel eine Aktion namens „Stoppt Nazis“ gemacht. Gut war auch, dass direkt danach der sächsische Wirtschaftsminister kam und ein Statement gegen rechte Gewalt abgegeben hat. Und auch die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass es ein fremdenfeindlicher Übergriff war. Das Problem am Abend selbst war nur, dass da keine Polizei war. Das geht nach einem solchen Spiel aber überhaupt nicht, wenn man weiß, wie viele Fans da sind. Die Polizei war erst nach einer halben Stunde vor Ort. Ihr habt nun zu Spenden aufgerufen für die Dönerimbiss-Besitzer. Wie ist die Resonanz im Moment? Wir hatten großes Glück, dass die Organisatoren des Dresdner „Public Viewing“ uns 500 Euro gespendet haben und wir durften dort auch kurz sprechen. Jetzt sind auch schon über 1000 Euro zusammengekommen. Wir geben das Geld direkt an die Betroffenen weiter, damit die wenigstens den Sachschaden nicht selbst bezahlen müssen. Wie kann man deiner Meinung nach präventiv dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert? Um es kurz zu fassen: Ich glaube, dass man drei Ebenen bedienen muss. Natürlich sind Bildung und Aufklärung wichtig. Man darf das auch nicht nur auf die Jugend beschränken und Rassismus als reines Jugendproblem betrachten. Außerdem braucht es ein engagiertes Bürgertum – auch wenn das wie eine Phrase klingt. Die Leute fragen ja nach, wo sie sich einbringen können. Die Stadt müsste zu Veranstaltungen einladen, Bürgerinitiativen müssten sich gründen. Und als dritte Maßnahme müssen solche Taten meiner Meinung nach schneller verfolgt werden. Das ist sowohl ein Signal an die Opfer, wie auch an die Täter. Dass nämlich alle merken, dass solche Taten nicht geduldet werden. *** Auf raa-sachsen.de kannst du dich über die Arbeit der Opferberatung in Dresden informieren und hier kannst du spenden: Die Nummer des Spendenkontos lautet RAA Sachsen e.V. Dresdner Bank AG Konto: 0643998600 BLZ: 850 802 00 Betreff (Wichtig!): Spende Übergriffe Halbfinale Kontaktadresse: spende.neustadt[at]googlemail.com

Text: christina-waechter - Foto: dpa

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