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"Ich möchte ein junger Dad sein"

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jetzt.de: Ihr hattet Nummer-Eins-Hits, alle Awards, die man so kriegen kann und seid auf Welttournee gewesen - mit 23. Was soll da noch kommen? Matt Helders: Ja, es ist schon unglaublich, dass wir so viel erreicht haben und noch immer so jung sind. Aber das ist nicht ständig in meinem Kopf. So jung zu sein, macht es vielleicht sogar einfacher, damit umzugehen. Wir nehmen das alles einfach noch immer nicht sonderlich ernst. Klar, die Musik ist mein Job, aber sie fühlt sich nicht so an. Von Verantwortung keine Spur. Wir vergessen daher manchmal schon, dass das, was wir machen, nichts ist, was man normalerweise mit 23 macht: Da geht man geht nicht auf Tour, man geht ins Büro, baut sich eine klassische Karriere auf. So wie die meisten unserer Freunde daheim in Sheffield. Wie ist es, wenn ihr die jetzt trefft? Matt: Die Freundschaften sind noch genauso. Aber es ist seltsam, dass wir so viel verpassen. Wir kommen nach Monaten nach Hause und plötzlich sind dort alle erwachsen. Und so vernünftig! Aber wird man, wenn man so früh so viel erlebt, nicht sogar schneller erwachsen? Nick O‘Malley: Geht‘s darum, dass wir so viel unterwegs waren, viel von der Welt gesehen haben, dann fühle ich mich schon ziemlich alt. Zugleich muss ich aber nicht jeden Morgen früh aufstehen und zur Arbeit gehen. Und wer das nicht muss, bleibt automatisch irgendwie kindisch.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was ist denn das kindischste in eurem Leben? Matt: Die Dinge, über die wir lachen. Nick: Ich habe eine ziemliche Schwäche für Disney-Filme. Ich liebe Kungfu Panda. Den habe ich dreimal gesehen. Könnt ihr euch vorstellen, selbst Kinder zu haben? Nick: Nicht jetzt, aber schon in einem Alter, in dem ich noch ziemlich cool bin. Ich möchte ein junger Dad sein. Wie alt ist denn noch cool genug? Nick: 28. Matt: Das Alter, das mein Dad hatte. Er war 30, und so alt war auch sein Vater, als mein Dad geboren wurde. Wobei, wenn ich drüber nachdenke, vielleicht doch mit 27? Aber das wäre ja schon recht bald ... Was macht sonst noch einen coolen Dad aus? Matt: Dass ich mich lässiger anziehe. Dass ich mit meinem Sohn feiern gehe (lacht). Nein, aber ich fänd’s gut, wenn mich seine Freunde mögen. Und auch mit mir mal ein Bier trinken würden. Euer Sänger Alex ist gerade nach New York gezogen, aber der Rest von Euch wohnt weiter in Sheffield, einem ehemaligen Industrieort. Wird euch da nie langweilig? Matt: Nein, wir sind sehr glücklich in Sheffield. Es gab so eine Zeit, kurz nach dem ersten Album, da fragte uns jeder, warum wir nicht nach London ziehen, dahin, wo die meisten Bands sind. Ganz einfach: keine Lust. Musik haben wir doch so schon die ganze Zeit. Wenn man nach Hause kommt, ist es schöner, mal was anderes zu erleben. Dann macht mal ein bisschen Werbung für Sheffield! Matt: Ganz ehrlich: Wenn ich nicht von dort käme, würde ich niemals dorthin fahren. Da ist nicht viel los, es sieht nicht sonderlich toll aus und es gibt nicht annähernd so viele Bars wie beispielsweise hier in Berlin. Nick: Es ist einfach Zuhause! Ich lebe da, seit ich geboren bin, da sind alle meine Freunde und meine Familie. Würde ich nach New York ziehen, würde ich da ja nur maximal drei Leute kennen. Einer davon wäre immerhin P Diddy. Helders: Ja, ich habe ihn das erste Mal bei der Winter Music Conference in Miami getroffen, wir haben da zusammen gefeiert und noch ein paar Mal telefoniert. Und als wir in New York unser Album aufnahmen, rief ich ihn an und fragte: Bist du in New York? Er sagte ja, bin schon unterwegs. Und lernte so den Rest der Band kennen. Heißt aber nicht, dass wir bald mit ihm ‘ne Platte aufnehmen. Obwohl... Reagieren Amerikaner eigentlich anders auf Eure Musik als Europäer? Nick: Auf jeden Fall. In Amerika stehen die Leute bei Konzerten nur da und beobachten uns. Liegt vielleicht daran, dass sie weniger trinken. Aber in Deutschland ist das Publikum voller Energie, es ist den Engländern sehr ähnlich, sehr physisch, so, wie es sich auf die Sache einlässt, hoch und runterspringt, crowd-surft.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dabei heißt es immer, dass die Deutschen so zurückhaltend wären. Matt: Wirklich? Vielleicht haben wir sie dazu gebracht, aus sich raus zu gehen (lacht). Als wir in Japan tourten, meinte der Promoter jedenfalls, es wäre das erste Mal gewesen, dass er dort jemanden Crowd surfen sah. Was haltet ihr vom neuesten Hype Englands: Popmusik von Frauen wie La Roux oder Little Boots? Macht euch diese Mädcheninvasion nicht Angst? Matt: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich begrüße alle Mädels in der Musikwelt, das ist eine super Sache, wenn die mehr werden. Nick: Ich würde sogar gern mal mit einer Frau in einer Band singen, unsere Stimmen würden bestimmt gut harmonieren. Aber es heißt: Die Männer-Gitarrenband ist tot, die Zukunft ist elektronisch und weiblich – so stand es zumindest im Guardian. Nick: Das ist absolut wahr, ich denke, wir sollten aufhören! Matt: Nein, im Ernst: Ich mag Elektromusik. Aber Rock ist ja nicht nur ein kurzzeitiger Hype, den gibt’s ja schon eine Weile. Klar, verschiedene Wege Musik zu spielen, die kommen und gehen. Und durch die Technik gibt’s natürlich immer mehr Varianten an Elektromusik. Trotzdem bin ich der festen Überzeugung: Rock’n’Roll, den werden die Leute immer mögen. Das Album „Humbug“ erscheint am 21.08. bei Domino

Text: christine-ritzenhoff - Fotos: arcticmonkeys.com

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