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Der Film, der alles erzählt - "Wild Style" ist die Basis des HipHop

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Charlie Ahearns Dokudrama "Wild Style" war 1982 der erste Film, der diese Bilder der noch junge HipHop-Revolution in die Welt trug - und auch in Deutschland viele Jugendliche mit dem Sprüher-Virus infizierte. Heute abend (0.40 Uhr) bringt das ZDF den Klassiker auf den Bildschirm zurück. Jetz.de sprach aus diesem Anlass mit ihm.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Sie haben 1980 als weißer und weitgehend ahnungsloser Amateur angefangen, sich für die Beats, Raps und Graffiti-Zeichen in den schwarzen Ghettos New Yorks zu begeistern. Charlie Ahearn: Ich war damals Teil einer Bewegung von Künstlern, die raus wollte aus den schicken Downtown-Galerien. Eines Tages folgte ich mit meinem Bekannten Fab Five Freddy in einen Park in der North Bronx den Bässen eines Soundsystems. Wir hörten Bruchstücke von James Brown-Songs und Sprechgesang. Ein DJ stand auf der Bühne und mit ihm der Rapper Busy Bee. Später gestand er mir, ihm sei der Angstschweiß ausgebrochen, weil er mich für einen Undercover-Cop gehalten hatte. Als ich erklärte, ich sei Filmemacher, holte er mich auf die Bühne: "Das ist mein Filmproduzent", rief er der verblüfften Menge zu. "Und wir machen zusammen einen Film über die Rapszene." Das war mein erster Geschmack von HipHop: Sie waren hungrig. Sie haben mit Wild Style das Selbstverständnis des noch jungen HipHop entscheidend geprägt. Würden Sie den Film heute genauso drehen? Mein Ko-Regisseur Fab Five Freddy und ich waren damals hoffnungslos naiv: Gingen mit Sprühern wie Dondi in die U-Bahn-Depots und dachten überhaupt nicht an eine ernsthafte Dokumentation. Es sollte Spaß machen, den Protagonisten ihre drei Minuten Ruhm sichern, aber niemanden belehren. Erst im Nachhinein, als wir merkten, wie viel von der ursprünglichen HipHop-Kultur für immer verschwinden würde, bekam der Film eine andere Bedeutung. Sie meinen, als die Stadt New York begann, U-Bahn-Graffiti mit chemischen Waschanlagen den Garaus zu machen? Genau. Als ich anfing, fuhren Woche für Woche noch dutzende frisch besprühter Waggons durch die Stadt . Kaum jemand hat diese Kunstwerke dokumentiert. Schon ein paar Jahre später wurden nur noch gereinigte Züge aus den Depots gelassen. Da bedauerte ich, welche Chance ich verpasst hatte. Besonders beeindruckte mich ein Graffiti mit gereckten Fäusten und dem Spruch "Wascht das nicht ab! Stoppt die Zerstörung der U-Bahnen!" Für mich einer der größten Momente der Kunstgeschichte. Hat Sie die internationale Wirkung von Wild Style überrascht? Ja, ich plante den Film ursprünglich als lokales Ereignis für ein paar Kinos am Times Square. Aber dann stiegen deutsche und englische Fernsehredaktionen in die Produktion ein, selbst aus Japan kamen Anfragen. Da ahnte ich, dass HipHop sich zu einer Weltkultur entwickeln würde. Wild Style hatte zum ersten mal Graffiti, Breakdancing, DJing und Rap zu einer gemeinsamen und vor allem positiven Bewegung stilisiert. Damals gab es bestenfalls lose Überschneidungen. Es war Fab Five Freddy, der diese damals radikale Vision von einer vereinigten Front hatte: Mit der visuellen Komponente des Graffiti. Der Musik der DJs. Dem Tanz der B-Boys und dem MCing. Der Film forcierte deren Gemeinsamkeiten, und versuchte, dem Wunsch der Bronx-Bewohner Rechnung zu tragen, nicht als diese wilden, gefährlichen Tiere stereotypisiert zu werden. Es sah dort zwar aus wie nach dem zweiten Weltkrieg, aber ich habe mich, bis auf eine Überfallszene, auf die wuchernde Kreativität konzentriert: Schließlich ist der Enthusiasmus meiner Protagonisten alles andere als gespielt.

Text: jonathan-fischer - Illustration: katharina-bitzl

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