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"Das Beste: Ich muss keine Noten verteilen"

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jetzt.de: In vielen Rap-Videos posieren die Akteure vor teuren Autos und machen auf dicke Hose. In einem deiner Videos sieht man dich Fahrradhelm tragend auf einem Drahtesel durch die Gegend fahren. Es gibt Leute, die würden das uncool nennen. Asher Roth: Das mag sein. Aber ich fände es viel uncooler, wenn ich mit den fetten Schlitten nach dem Videodreh zum Autoverleih fahren müsste, um sie wieder abzugeben. Das Fahrrad ist wenigstens meins. Und was den Helm angeht: Sicherheit geht vor!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das ist nur eines von vielen Beispielen, mit denen du den gängigen HipHop-Klischees etwas entgegensetzt. Als weißer Mittelklasse-Rapper bleibt dir wahrscheinlich nichts anderes übrig, oder? Genau, denn alles andere wäre nur schlecht kopiert und ziemlich peinlich gewesen. Ich will den Leuten aber zeigen, dass es da draußen weit mehr gibt als das, was man gemeinhin als authentischen HipHop verkauft bekommt. Ich möchte, dass die Menschen endlich ihre Scheuklappen abnehmen und nicht mehr alles bloß mit einem Tunnelblick betrachten. Ein Buch kann man schließlich auch nicht nur nach seinem Einband beurteilen. Du hast Grundschulpädagogik studiert, allerdings nicht abgeschlossen. Gibt es Parallelen zwischen dem Job als Lehrer und als Rapper? Sehr große sogar. Zwar ist das Publikum eines Rappers etwas größer und im Lehrplan tauchen andere Themen auf, aber man spricht genauso zu den Kids wie ein Pauker und hofft, ihnen ein bisschen was mit auf den Weg geben zu können. Und das Beste von allem: Man muss keine Noten verteilen. Beide Berufsgruppen haben den Jugendlichen gegenüber eine gewisse Verantwortung. Auf deiner Platte geht es unter anderem auch um Drogen, Sex und Alkohol. Als Lehrer könntest du dir das in dieser Form nicht erlauben. Das stimmt sicherlich. Aber es ist auch nicht so, dass ich die Kids dazu ermutigen würde, sich besoffen ans Steuer zu setzen, ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben oder sich ins Koma zu saufen. Doch diese Dinge spielen im Leben nahezu aller Jugendlichen eine Rolle – auf welche Art und Weise auch immer. Und sie hören einem einfach besser zu, wenn man über Dinge spricht, mit denen sie etwas anfangen können, die ihrer Lebenswelt entspringen und über die sie sich austauschen können. Und ganz im Ernst: Weder ein Joint noch ein Bier bedeuten das Ende der Welt. Die Leute, die das denken, die sind das eigentliche Problem.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Raekwon vom Wu-Tang Clan hat kürzlich in einem Interview gesagt, dass HipHop, der nicht von der Straße komme, kein richtiger HipHop sei. Dein HipHop-Entwurf weist außer dem Aspekt des Fahrradfahrens mit Helm keinerlei Straßenbezug auf. Was hältst du also von dieser Aussage? Es ist das gute Recht jedes Einzelnen, dazu eine eigene Meinung zu haben. Und sicherlich ist es richtig, dass HipHop seinen Ursprung auf der Straße hat. Aber wie viele andere Dinge auch ist die HipHop-Kultur einem ständigen Wandel unterzogen – und das ist gut so. Denn meiner Meinung nach wäre HipHop eine ziemlich langweilige Angelegenheit, wenn es nur um die Kleinkriminalität in den Häuserschluchten von New York ginge. Das wäre mir zu wenig. Das hier, das kennt man von Asher:

Ich habe kürzlich mit einem deutschen DJ über dein Album gesprochen, und der sprach davon, dass die Black Community durch Leute wie dich einen Eindruck davon bekommt, welchen Einfluss Rap-Musik auch auf die weiße Bevölkerungsschicht hat. Siehst du dich in irgendeiner Form als Bindeglied zwischen schwarz und weiß? Auf jeden Fall – auch wenn ich sicherlich nicht derjenige bin, der damit angefangen hat. Aber ich glaube schon, dass jemand wie ich Brücken schlagen kann zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen und ihnen zeigen kann, dass wir weit mehr gemeinsam haben, als uns unterscheidet. Denn letztlich geht es in der Musik vor allem um Gefühle, um Wünsche, um Träume. Es geht darum, Mensch zu sein – und das sind wir schließlich alle, völlig unabhängig von der Hautfarbe. Wenn man sich bei amazon.com ein Album ansieht, findet man dort eine Rubrik, in der es heißt: „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch“. Bei deiner Platte erscheinen dort die aktuellen Tonträger von Rick Ross, Jadakiss, Chester French, Keri Hilson und Green Day. Bist du erstaunt oder klingt das für dich nachvollziehbar? Das ist eine Bandbreite von Rap über Pop bis hin zu Alternative Rock – das entspricht doch genau meiner musikalischen Denkweise. In Zeiten des Internets und dem damit verbundenen Zugang zu jeglicher Art von Musik, werden einzelne Genres immer unwichtiger. Man versteift sich nicht mehr nur auf eine Musikrichtung, sondern schaut auch nach links und rechts, kollaboriert szeneübergreifend und sprengt die Ketten traditioneller Genre-Konventionen. Ich finde das gut, denn Genres interessieren mich nicht. Mich interessiert lediglich gute Musik.

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