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Bearpit-Karaoke: 50 Sänger in fünf Stunden

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Wie bist Du auf die Idee gekommen, mobile Karaoke zu veranstalten? Als Fahrradkurier kann man nicht ewig arbeiten. Und deswegen suche ich jetzt schon nach einer Alternative. Ich habe mir ein Lastenfahrrad gekauft, darauf Lautsprecherboxen und mein Laptop gebaut und fing an, Touristen in Berlin-Mitte zum Karaokesingen zu überreden. Ich filmte ihren Auftritt und schicke ihnen den Clip, damit sie eine Art Postkarte aus Berlin haben. Ich habe mich aber nicht getraut, nach Geld zu fragen und die Touristen verstehen erst später, dass das Video einen Wert für sie hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Aber etwas hat doch geklappt: Du lockst mittlerweile jeden Sonntag 1000 Menschen zu einer Karaoke-Party in den Mauerpark. Ja, ich wohne in der Nähe vom Mauerpark und wollte im März eigentlich nur ausprobieren, wie lange meine Akkus aushalten. Ich fing an, in dem kleinen Amphitheater dort Karaoke zu singen. Im Laufe des Tages kamen immer mehr Menschen. Mittlerweile stehe ich jeden Sonntag da. Wie animierst Du die Leute, aufzutreten? Ich singe zuerst selber und dann schlage ich den Zuschauern Songs vor. Wenn sich niemand meldet, sage ich: „Falls jemand glaubt, dass sein Nachbar gerne singen würde, der zeigt einfach mit dem Finger auf ihn.“ Wenn ich das sehe, dann sage ich: „Einen riesigen Applaus für den Herrn, der gleich singen wird.“ Das ist meistens genug Druck, um jemanden auf die Bühne zu jagen. Welche Songs eignen sich besonders für Karaoke? Das Lied sollte nicht länger als drei Minuten dauern und halbwegs bekannt sein. Gut ist auch, wenn es einen Part gibt, zu dem man Luftgitarre spielen kann oder die Leute involvieren kann. Also, wenn ich „Oahh“ schreie, dann antworten alle mit „Oahh“. So lange niemand egoistisch singt, sondern eher etwas für die Zuschauer leisten will, dann klappt es fast immer. Zur Zeit singe ich am Anfang „Rockabilly Rules“ von den Stray Cats. Kannst Du überhaupt singen? Meine Eltern würden sagen: Nein! Ich merke jedenfalls, wenn ein anderer schief singt. Und ich merke auch, wenn ich schief singe. Ich kann aber gut schreien. Warum werden die Sänger bei Deiner Show nicht ausgebuht? Das liegt an den Zuschauern, nicht an mir. Die Stimmung ist immer friedlich. Aber eigentlich habe ich den Namen Bearpit-Karaoke mit dem Ziel ausgesucht, dass man die Sänger schon mit Buhrufen vertreiben kann. Bearpit bedeutet Bärenzwinger. Da hat man früher einen Bären in ein Loch gesteckt und er wurde von den Zuschauern mit Stöcken gehänselt und gemoppt. Aber ich sage das den Zuschauern nie. Wenn ich aber merke, dass jemand sehr schlecht ist, dann fahre ich die Lautstärke langsam runter und sage: „Hey, super. Das wars. Klasse!“ Und dass niemand der Superstar wird, wie bei DSDS, ist auch von Dir gewollt? Ich bin kein Fan von Castingshows. Ich hoffe, dass die jüngeren Sänger nicht mit der Hoffnung kommen, dass jemand ihnen einen Plattenvertrag anbietet. Das Schöne daran ist, dass die Menschen ein Show für den Moment abliefern – und das ist genug. Also, sie nutzen Bearpit nicht als Sprungbrett für irgendetwas. Macht das Unkommerzielle den Erfolg von Bearpit aus? Bearpit ist erfolgreich, weil es groß genug ist, um ein Spektakel sein, aber klein genug, damit es intim bleibt. Die Menschen wollen Aufmerksamkeit und die Zuschauer geben ihnen das. Die Sänger gehen mit gutem Willen auf die Bühne und dafür bekommen sie von den Zuschauern etwas Positives zurück. Ist doch toll, wenn 1000 Leute gleichzeitig von etwas berührt werden. Danach geht der Sänger wieder in das Publikum und der nächste ist dran. Das schafft eine große Verbindung. Das suchen die Leute im Mauerpark. Außerdem: Man könnte nicht fünf Stunden lang nur einem Sänger zuhören, aber 50 verschiedenen Sängern schon. Die Vielfalt macht es spannend. Was war ein besonders lustiger Moment? Es gibt so viele, man muss sich nur auf

durchklicken. Einmal sind zwei Schwangere im Bikini aufgetreten und haben getanzt. Dann kam ein dicker Mann auf die Bühne, hat sein Shirt ausgezogen und mitgetanzt. Oder einmal hat ein Kumpel von mir einen Song von „Icke & Er“ gesungen und dann kamen plötzlich die echten Rapper auf die Bühne und lösten ihn ab.

Gibt es auch schreckliche Momente? Ganz am Anfang haben zwei Jungs eine schreckliche Version von Mrs. Robinson gesungen. Es waren nur sieben Leute da und die Hunde haben gejault. Generell schrecklich ist es, wenn jemand einen schweren Song, also Toni Braxton oder Michael Jackson, singen will. Dann sage ich: „Hey, willst Du nicht etwas anderes singen!“ Aber sie legen einfach los. Meistens ist es dann schlimm – vor allem, weil der Sänger sich sicher ist, dass er gut war. Ich habe gesehen, dass Du wieder nichts an Deiner Idee verdienst. Du hast so gut wie nie Zeit, mit Deiner Spardose durch die Reihen zu gehen. Ja, ich weiß. Ich habe auf der Bühne zu viel zu tun. Deswegen kommt auch nicht viel Geld rum. Ich will auch nicht aufdringlich sein. Das macht aber nichts, ich fahre ja noch als Fahrradkurier und ich warte, dass jemand einen Vorschlag hat, wo ich die Show im Winter weiter machen kann.

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