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In den Schuhen (und Pullovern) von Evo Morales
Was sind das für Schuhe? Was für eine Frage, werden die Kleingeister jetzt sagen – lasst uns froh und munter sein, dass der Mann überhaupt Schuhe an hat! Evo Morales, der neue Präsident Boliviens, hat in seiner ersten Woche im Amt ungefähr jedes diplomatische Protokoll gebrochen, das existiert, vor allem in Sachen Kleidung. Vor seiner Amtseinführung liess er sich in Kleid nebst Haube und bekränzt von Blumen den Stab des “Jacha Mallku” überreichen, des Grossen Kondors, Vorsteher aller Stämme Boliviens. Während seiner Amtseinführung trug er ein extra angefertigtes Sakko mit Motiven der Anden, “aber ohne Revers und ohne Krawatte”, wie die Presse entsetzt vermeldete, ebenso trat er bei der Vereidigung seines Kabinetts am Montag auf, bei der diverse Minister nach der neuen Mode gingen –so trug der Minister für Bergbau den Helm eines Bergarbeiters.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wo kommen diese Schuhe her? Aus Bolivien, ganz sicher. Vielleicht sogar aus Oruro. Dort ist Morales, ein Indegino der Aymara, vor 46 Jahren geboren worden. Es gibt wenig Jobs, die Morales in seiner Jugend nichts ausgeübt hat (so war er z.B. Musiker und Strassenverkäufer), Karriere machte er aber als Cocabauer. In der Organisation der “Cocaleros” stieg er rasch auf, wurde zu ihrem Sprecher und bald darauf zur Hoffnung der indigenen Bevölkerung Boliviens. Mit seiner Partei “Movimiento al Socialismo” gewann er nun die Präsidentschaftswahlen und ist damit der erste Präsident Boliviens, der zu den indianischen Ureinwohnern gehört. Wo gehen diese Schuhe hin? Wenn das soweitergeht, um die ganze Welt. Morales, der bei seiner Amtseinführung eine Schweigeminute für “alle Maertyrer” einlegte, die wie Che Guevara für die Freiheit gestorben seien, hat nicht nur bei der Linken seines Landes für Begeisterung gesorgt. Vor allem, nachdem Morales betont hat, dass es ihm darum gehe, einen Gegenentwurf zum Neoliberalismus zu versuchen. Den durchschlagendsten Erfolg hat Morales aber bislang mit seiner Mode: Egal ob bei der Amtseinführung oder auf Besuch bei den Staatsoberhäuptern Frankreichs oder Japans – immer trug Evo Morales für das diplomatische Parkett seltsam anmutende Pullover oder Jacken. So befremdlich das in der Welt wirkte, in Bolivien zieht es weite Kreise: Dort ist jetzt die “ModaEvo” ausgerufen worden, die Evo-Mode – und erste Kleidungshersteller haben angefangen, die bunten Pullover Morales` im grossem Massstab zu produzieren. “Unsere neue Linie ,ModaEvo' richtet sich an die Jugend”, sagte Raul Valda von der Modefirma “PuntaBlanco”, der sich davon grosse Erfolge in aller Welt verspricht. Der Preis eines Pullovers: acht Dollar. Fotos: dpa, ap. Morales trägt auf dem zweiten Bild eine Krone aus Brot zu Ehren der Quechua Indians