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Horror-Party: Die Schlange im Pool
Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de!
Horrorstufe: 9 von 10
Center of Attention: Ein Tier, dem man lieber nicht begegnen würde
Trinkverhalten: zu durstig
Es war der letzte Abend meines Auslandsjahres in Australien. Die Regeln für Austauschschüler waren recht streng, zumindest was Feiern und Alkohol angeht. Insbesondere für mich als 16-Jährigen. Und so hatte ich mich das ganze Jahr über tendenziell immer zurückgehalten und wilde Partys und Exzesse gemieden. Wie ein braver Austauschschüler aus Deutschland das eben so macht. Auch meine Gasteltern hatten ein wachsames Auge darauf, dass ich ihnen keinen Ärger mache. Bis auf diesen einen letzten Abend.
Ich war auf eine große Poolparty eingeladen worden und wollte mir die definitiv nicht entgehen lassen. „Was soll schon passieren?“ dachte ich mir. „Aus dem Programm rausschmeißen können sie mich eh nicht mehr, wenn ich morgen abreise“. Ich schlich mich also gegen 21.30 Uhr an meinen Gasteltern vorbei und radelte zu besagter Party. Dort angekommen, wurde ich euphorisch von meinen Freunden mit einem Cocktail begrüßt. Ich freute mich sehr, sie noch ein letztes Mal zu sehen. Wir schworen uns, dass die Nacht legendär werden würde. Das war nicht nur ein wenig klischeehaft, sondern fast schon hellseherisch, wie sich später herausstellen sollte. Tatsächlich war der Abend sehr lustig, überall entspannte Leute, gute Musik, es wurde gegrillt, Leute spielten Trinkspiele. Von letzteren hatte ich dann irgendwann wohl etwas zu viel und trieb ziemlich dicht und glücklich in einem Schwimmreifen über den Pool. Bis auf einmal jemand diesen Satz schrie, der sich bei mir eingebrannt hat: „Watch out, snake!“
Mein Puls war inzwischen bei 180 und ich bekam leichte Schnappatmung
Die Musik ging sofort aus und alle, die noch einigermaßen bei sich waren, wirkten plötzlich sehr angespannt. Ich wusste noch gar nicht genau, was eigentlich los war, bis mir auffiel, dass alle Leute auf mich schauten. Dann spürte ich etwas an meinem Bein. Tatsächlich schwamm dort eine mindestens einen Meter lange Schlange direkt neben mir im Wasser. „No worries, it’s okay!“ riefen mir manche zu – vom sicheren Poolrand aus natürlich. Andere schienen die Situation als nicht ganz so entspannt zu bewerten und die Schlange als eher giftig einzustufen. Jedenfalls gestikulierten sie alle wild. Mir wurde ganz schwindelig. Das ganze Jahr über hatte ich es geschafft, keiner Schlange zu begegnen, was in Australien schon eine Leistung ist. Und ausgerechnet an dem einen Tag, an dem ich zum ersten Mal gut einen sitzen habe und entspannt in einem Pool flacke, passiert mir das! Ich hatte bereits die enttäuschten Gesichter meiner Gasteltern vor Augen, wie sie mich morgen aus dem Krankenhaus abholen würden.
Währenddessen diskutierten zwei gut angetrunkene Aussies lebhaft darüber, wie man nun mit der Situation umgehen sollte, denn das Vieh machte keine Anzeichen, sich von mir zu entfernen. Mein Puls war inzwischen bei 180 und ich bekam leichte Schnappatmung. Was ist, wenn das verdammte Tier wirklich giftig ist? Und dann machte ich genau das, was man unter keinen keinen Umständen tun sollte, wenn man wegen einer Schlange in Gefahr ist: panisch werden und sich schnell bewegen. Mit einem großen Satz stieß ich mich vom Schwimmreifen ins Wasser und schwamm so schnell es ging, mit extra viel Geplätscher, zum Beckenrand. Einige, die anscheinend noch immer nicht den Ernst der Lage verstanden hatten, jubelten mir zu, während die meisten anderen mit versteinerten Blicken genauso wenig eine Hilfe waren.
Ich musste mich dann jedenfalls erst einmal beruhigen, was unter Alkoholeinfluss gar nicht so einfach war. Den Rest der Nacht verbrachte ich drinnen mit Billard und Kartenspielen. Am nächsten Morgen hatte ich trotz aller Trauer um den Abschied einen Grund mehr, ins giftschlangenfreie Deutschland zurück zu fliegen.