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Horror-Nebenjob: Panikattacken bei der Promo für eine Autowerkstatt

Unsere Leserin Jana hat schlimme Erinnerungen an diesen Nebenjob.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Manche Jobs sind schlimmer als andere – in dieser Serie erzählen wir von unseren und euren schrägsten  Nebenjobs. Diese Geschichte hat unsere Leserin Jana erlebt und uns am Telefon erzählt. 

Chef: Typ in billigem Anzug Mitte 30

Horrorstufe: 7 von 10

Bezahlung: Nicht nach Stunde, sondern Provision. 

Skills: Gute Frage. 

„Dass der Job, für den ich mich da bewerbe, vielleicht etwas zwielichtig ist, hätte mir bereits beim Bewerbungsgespräch klar sein müssen. Das ‚Office‘ der ‚Promotion-Agentur‘, wie sie sich nannte, lag umringt von Fastfood-Restaurants und Baumarktketten auf einem großen Parkplatz in irgendeinem Industriegebiet außerhalb von Auckland. Aber was soll ich sagen: Ich war 19 Jahre alt, hatte gerade mein Work and Travel in Neuseeland gestartet und brauchte Geld. Ich kam im Frühjahr an, es gab noch nicht so wahnsinnig viele Jobs, und ich wollte etwas Spannenderes machen, als mit anderen Backpacker*innen rumzuhängen und Deutsch zu reden. Also bewarb ich mich.

In der Promotionagentur zumindest war ich die einzige Reisende und auch die einzige Frau – auch das ließ bei mir komischerweise keine Alarmglocken läuten. Ich bekam den Job, freute mich und sollte künftig per Provision dafür bezahlt werden, täglich acht Stunden von Haustür zu Haustür zu laufen und die Menschen der Auckländer Vorstadt davon zu überzeugen, ihre nächste Autoreparatur oder Autowartung in einer Werkstatt namens „Pitstop“ durchzuführen. Da sollte ich auch einen Vertrag unterschreiben lassen. Noch heute habe ich schwierige Gefühle, wenn ich das Logo dieser Firma sehe. Dann fühle ich mich unwohl. Denn der Job war alles andere als das, was ich erwartet hatte. 

Letztenendes habe ich es genau drei Tage und zwei Panikattacken lang durchgehalten, an fremde Haustüren zu klopfen

Der Kollege, den ich zur Einarbeitung ,shadowen‘ – also begleiten – sollte, sagte mir, dass es angemessen wäre, mir einen Blazer und Lippenstift zuzulegen, ,der Seriosität wegen‘. Da sowas nicht zu meinem Gepäck gehörte, ging ich erstmal einkaufen. Am nächsten Tag bekam ich in der Morgenkonferenz sogar Applaus – was im Nachhinein, unter rein männlichen Kollegen, wirklich absolut grenzwertig war. Der Applaus allerdings half ohnehin nicht dabei, den Job auch nur ansatzweise akzeptabel zu finden. Mit meinen Kollegen hatte ich kaum zu tun, ich war bei meiner Tour also auf mich gestellt.

Meine Karriere als Vertreterin von ,Pitstop‘ währte nicht besonders lange. Denn sagen wir mal so: Die Menschen in Auckland hatten nicht unbedingt auf mich gewartet. Letztenendes habe ich es genau drei Tage und zwei Panikattacken lang durchgehalten, an fremde Haustüren zu klopfen, manchmal zu stottern und manchmal auch direkt, bevor ich etwas sagen konnte, die Türe wieder vor der Nase zugeknallt zu bekommen. Nicht zu wissen, wie die Menschen auf mich reagieren, konnte ich zu der Zeit nicht gut aushalten.

Für mich war das der Horror: Auf einer fremden Sprache und in einem fremden Land Menschen von einer Autowerkstatt zu überzeugen, von der niemand Werbung wollte. Verträge schloss ich in den ersten beiden Tagen keine ab. Wohl aber an meinem letzten: Da sammelte ich immerhin drei Vertragsunterschriften – ich glaube, ich tat den Leuten leid. Am Abend ging ich ins Büro des Chefs, einem Typen im billigen Anzug Mitte 30, der in seinem Leben wahrscheinlich noch nicht so viel geschafft hatte – es aber dennoch hinbekam, mir Respekt einzuflößen –, und holte meine Provision ab. Am nächsten Morgen ging ich nicht mehr hin. Ich habe mich nicht einmal getraut, offiziell zu kündigen. Kurze Zeit später fing ich bei einer Pizzeria als Kellnerin an. Dort erst merkte ich, dass ich durch meine Arbeit bei Pitstopgenau das Geld verdiente, das ich zuvor für mein seriöses Outfit und die Fahrten ins Industriegebiet ausgegeben hatte.“

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