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„Die meisten männlichen Schauspieler wollen keine Nebenrolle spielen“

Foto: Jean-Baptiste Lacroix / AFP, Ian West / dpa

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Eine sogenannte No-Asshole-Politik hat Regisseurin Olivia Wilde eingeführt. Das erzählte sie kürzlich in einem Gespräch mit Vulture. Was das ihrer Beschreibung nach bedeutet: Wilde arbeitet nach dem Prinzip, dass alle am Set auf dem gleichen Level stehen, also Hierarchien – vor allem zwischen Regisseur*innen und der restlichen Crew – aufgebrochen werden sollen. Außerdem toleriere sie kein „Diva-Verhalten“, niemand dürfe sich daneben benehmen oder aufspielen, kurz: Wilde will keine Assholes, also Arschlöcher, am Set. Wer deshalb durch das Raster fiel: Schauspieler Shia LaBeouf. Den hatte Olivia Wilde nämlich ursprünglich für eine Rolle in ihrem neuen Film „Don’t Worry Darling“ gecastet. Mitte Dezember vergangenen Jahres aber verklagte Ex-Freundin und Musikerin FKA Twigs LaBeouf, denn er soll sie psychisch und physisch missbraucht haben. Olivia Wilde feuerte ihn daraufhin. Stattdessen bekam Sänger Harry Styles die Rolle. 

Kinobesucher*innen schauen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Filme mit einem männlichen Protagonisten

Mit dieser Entscheidung scheint die Regisseurin nun mehr als zufrieden zu sein. Am Montag postete sie auf Instagram eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von Styles in einem Oldtimer. Sie schrieb dazu: „Was viele nicht wissen: Die meisten männlichen Schauspieler wollen keine Nebenrolle in Frauen-fokussierten Filmen spielen.“ Damit meint sie Filme mit weiblichen Hauptrollen, die zudem von Frauen geschrieben, inszeniert und produziert sind. Der Grund: Die Filmindustrie vermittle den Eindruck, dass es die Macht der Männer (z.B. den finanziellen Wert) beeinträchtigte, wenn sie solche Rollen annehmen. Auch deshalb sei es so schwer, die Finanzierung für einen Film zu bekommen, der sich auf weibliche Geschichten fokussiert. „Kein Witz, es ist so schwer, einen Schauspieler zu finden, der versteht, warum es wertvoll ist, wenn die Frau im Rampenlicht steht“, schrieb Wilde. Es folgte eine Lobeshymne auf Harry Styles. Denn er sei einer der wenigen Männer, die dem Hollywood-Patriarchat zum Trotz genau so eine Rolle spielen. 

Der umfangreichen Studie „It's a Man's (Celluloid) World“ der San Diego State University zufolge, sollen zwar im Jahr 2019 mehr Filme mit weiblichen Protagonistinnen als im Vorjahr veröffentlicht worden seien – der Anteil lag insgesamt bei 40 Prozent. Dennoch habe sich bei Haupt- und Nebenrollen mit hohem Sprechanteil wenig verändert. Und: Kinobesucher*innen schauen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Filme mit einem männlichen Protagonisten. Die Filme mit weiblichen Hauptrollen werden weniger geschaut. Das wiederum könnte eine Erklärung für das Finanzierungsproblem sein, das Olivia Wilde in ihrem Post thematisierte. 

„Jeden Tag haut er uns um mit seiner Wärme, seinem Talent und seiner Fähigkeit, rückwärts zu fahren“

Nach Wildes Regie-Debut „Booksmart“ erzählt ihr neuer Thriller „Don't Worry Darling“ die Geschichte einer unglücklichen Hausfrau der späten 50er Jahre, gespielt von Florence Pugh – Harry Styles spielt den liebenden Ehemann mit dunklem Geheimnis. Auf Instagram schwärmte Olivia Wilde von der Zusammenarbeit am Set. Harry Styles sei mit Bescheidenheit und Anmut dazugestoßen: „Jeden Tag haut er uns um mit seiner Wärme, seinem Talent und seiner Fähigkeit, rückwärts zu fahren“, schreibt sie. Der Post kam ziemlich gut an. Kanadische Autorin Elizabeth Plank kommentierte beispielsweise: „Wenn Mädchen beim Aufwachsen lernen sollen, dass sie eine Hauptrolle spielen können, müssen auch Jungs lernen, dass sie die Nebenrolle spielen können!“ 

Es ist nicht das erste Mal, dass Sänger Harry Styles als Vorbild für moderne, progressive Männlichkeit gepriesen wird – zum Beispiel wegen seines (hehe) – Styles. Auf der Met Gala erschien er mit Perlenohrringen, er erzählte dem Magazin Rolling Stone, Pink sei für ihn die „die einzig wahre Rock-'n'-Roll-Farbe“ und, nicht zu vergessen: Er war im Ballkleid auf dem Dezember-Cover der Vogue zu sehen – und wurde dafür im Netz gefeiert. 

Angeblich sollen Olivia Wilde und Harry Styles sich am Set von „Don't Worry Darling“ auch verliebt haben – etwas, das die beiden bislang allerdings nicht offiziell bestätigt haben. Aber ob private Beziehung hin oder her – für die Regisseurin Olivia Wilde scheint jedenfalls klar zu sein: Harry Styles ist in der Zusammenarbeit alles andere als ein „Asshole“. Und das ist heutzutage wohl immer noch gar nicht mal so selbstverständlich. 

fsk   

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