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Anzahl der Toten durch Schusswaffen in den USA ist höher als Zahl von Kriegsopfern

Illustration: Martin Grandjean

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Dass in den USA zu viele Menschen durch Schusswaffen sterben, ist nicht wirklich neu. Überraschend jedoch sind zwei simple Zahlenwerte, die in einer Grafik von Martin Grandjean gegenübergestellt werden: Seit 1775 war Amerika an sehr vielen Kriegen beteiligt. Die Amerikaner erkämpften sich ihre Unabhängigkeit, trugen zur Beendigung des Ersten und Zweiten Weltkriegs bei. Ihre Interventionen im Irak, in Vietnam, Afghanistan und anderen Ländern schufen zusätzliche Grabsteine auf den Friedhöfen des Landes. Bisher fielen durch diese und weitere bewaffnete Auseinandersetzungen insgesamt 1.396.733 Amerikaner. Aber allein in dem Zeitraum von 1968 bis 2015 starben 1.516.863 US-Bürger. Durch Schusswaffen. Zu Hause, auf amerikanischem Boden, ohne jegliche Kriegseinwirkung.

Spätestens jetzt, nach dem Attentat im Gay-Club "Pulse" in Orlando, ist die Diskussion um die Waffengesetze in den USA wieder in den Fokus gerückt. Die Befürworter sind sich sicher: Waffen stehen für Schutz und Sicherheit. Deshalb darf der Erwerb auf keinen Fall eingeschränkt werden. Und die Gegner wenden ein: Durch die stets griffbereite Schusswaffe werden noch mehr Menschen sterben. Deswegen braucht es eine Verschärfung der Gesetze.

Für seinen Amoklauf in Orlando benutzte Omar Mateen ein AR-15-Gewehr, das laut der Waffenlobby National Rifle Association (NRA) das "beliebteste Gewehr" in den USA ist. Das halbautomatische Sturmgewehr wurde insgesamt mehr als fünf Millionen Mal verkauft. Nach dem Attentat sank die Verkaufszahl verschiedenster Waffen nicht etwa – sie stieg, wohl bedingt durch die Angst der Käufer vor einer Verschärfung der Gesetze.

In Florida ist es bislang so: Es gibt kein Verbot von Sturmwaffen, man braucht keine Lizenz, auch eine Registrierung ist nicht nötig. Man kann sogar dann Waffen kaufen, wenn man auf der No-Fly-Liste steht. Donald Trumps Kommentar zu dem Vorfall in Orlando: "Wenn mehr Menschen in dem Club Waffen gehabt hätten, wäre das Ausmaß der Tragödie kleiner gewesen."

Einen Tag nachdem Mateen 49 Clubbesucher getötet und 53 verletzt hat, fuhr Helen Ubiñas, Journalistin des Daily News Columnist, nach Philadelphia. Dort ging sie in einen Waffenladen, um auszuprobieren, ob sie sich eine AR-15 kaufen kann. Ob sie einen Ausweis habe, wollte der Verkäufer wissen. Ob sie eine amerikanische Staatsbürgerin sei? Helen Ubiñas konnte sowohl die eine als auch die andere Frage bejahen. Das Einzige, was sie dann noch tun musste: Papierkram ausfüllen. Danach verließ sie das Geschäft wieder. Mit einer Schusswaffe. Das Ganze dauerte sieben Minuten.

mew

Mehr zu dem Attentat in Orlando gibt es hier:

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