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"Schönen Tag, fette Arschkuh!" Ein Buch versammelt gefundene Zettel

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Angestrichen: Schönen Valintimstag du fette Arschkuh. P.S. Dachte mir, bei dem Arsch brauchst du keine Prahlinen mehr. Woher kommt dieses Zitat?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein kalter Winterabend in Chicago, Davy Rothbart geht aus seinem Haus und zu seinem Auto. An der Windschutzscheibe klemmt ein Zettel für „Mario“. Darauf steht: Mario, I fucking hate you said you have to work then whys your car HERE at HER place?? You´re a fucking LIAR. I hate you I fucking hate you. Amber. PS Page me later Rothbart zeigte den Zettel seinen Freunden, die wiederum ihm ihre eigenen Funde präsentierten. Man freut sich an der zufälligen Indiskretion und Rothbart dachte: Öha, muss man mehr draus machen. Er begründete die Internetseite foundmagazine.com samt gleichnamigem Magazin. Prinzip: Jeder, der Merkzettel, Bittbriefe, Entschuldigungsschreiben, Tagebuchseiten, Abschiedsgrüsse, Einkaufslisten oder Kühlschrankmitteilungen aufliest, schickt sie an Rothbart. Der veröffentlicht sie. Auf seiner Webseite freilich gibt er zu, sicher nicht zu den Ersten zu gehören, die ihre Begeisterung für Fundzettel entdecken. Immerhin aber gehört er zu denen, die den Gedanken müsste man mehr draus machen verhältnismäßig konsequent in die Tat umsetzten. Seit 2001 erscheint fast jedes Jahr das „Foundmagazine“, ein Sammelsurium mit teils mehr als 100 Seiten, ein Kompendium mit den besten Papierfetzen, die aufmerksame Finder dem Zettel-Paten Davy Rothbart überstellten. Der machte 2004 daraus auch das Buch “Found: The Best Lost, Tossed, and Forgotten Items from Around the World”, 2006 erschien Band zwei. Hm, dachte man sich beim Kein & Aber-Verlag in der Schweiz. Feine Idee, ein super sogenanntes Coffee-Table-Buch, in das man immer wieder reinblättern kann, in dem man stöbern kann. Weil stöbern und reinblättern tun ganz viele Leute ja lieber als richtig zu lesen. Also beschlossen die Schweizer, die Zettel zu übersetzen und auf deutsch nachzuschreiben. Simone Jakob übertrug die Texte samt Rechtschreibfehlern aus dem Amerikanischen ins Deutsche, der Grafiker Urs Freitag tat derweil drei Monate lang nichts anderes, als im Computer die Schriften von den Originalzetteln zu entfernen. „Dann haben 20 Leute die Schriften nachgeahmt und die Zettel auf deutsch neu geschrieben“, sagt Joachim Leser von Kain & Aber. Lettering nennt sich diese Übertragung von handgeschriebenem in eine andere Sprache, Comic-Fans kennen den Begriff. Freilich findet sich in dem Band auch viel maschinen-geschriebenes oder gedrucktes, jedoch: „Aus dem Verlag musste jeder ran und Schriften imitieren“, so Leser. Er selbst hat nicht mitgemacht. „Meine Handschrift kann keiner lesen.“ Der Reiz von „Absender unbekannt – Gefundene Zettel, Mitteilungen und Briefe“ muss nicht lange beschrieben werden: Jeder ist neugierig auf das Leben der Anderen, jeder hat einen kleinen Voyeur in sich. Die Fundzettel erlauben einen seltsam intimen Blick in das Leben fremder Menschen. Ein Brief beginnt mit „Lieber Weihnachtsmann, Sparen wir uns das Harmoniegesülze, und ich entlarve dich gleich als das männliche Pin-up, das von vielen Konzernen auf den Strich geschickt wird, damit ihre Verkaufszahlen am Heiligabend einen Höhepunkt erreichen.“ Auf einem Zettel steht nur „30.1.00. verwahrnt wegen krimineler machenschaften. Geht nach alaska + alask schwanzlutscher.“ Hie und da schleicht sich ein komisches Gefühl ein. Sind wirklich alle Zettel echt? Es ist ein bisschen wie bei den Pannenshows, in denen man glaubt, Fake-Pannen zu identifizieren. Womöglich ist der Gedanke aber auch einfach nur kleinkrämerisch, denn sehr vermutlich bringt die Wirklichkeit beknacktere Zettel an den Tag als man sie sich am Schreibtisch ausdenken kann. Im Buch sind viele davon versammelt: Schwachsinn neben Tiefsinn, Liebe neben Trauer. Mit freundlicher Genehmigung von Kein & Aber zeigen wir auf den Folgeseiten Auszüge aus „Absender unbekannt“ (160 Seiten, 14,90 Euro). Hinweis: Der Verlag plant eine deutsche Original-Ausgabe des Buches. Wer Zettel ähnlich den beschriebenen findet, kann sie, versehen mit Fundort und Beschreibung der Umstände, unter denen er gefunden wurde, per Post an Kein & Aber, Bäckerstrasse 52, CH-8026 Zürich schicken oder per Mail an j.leser@keinundaber.ch


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


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Illustration: Julia Schubert


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