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Studie: Junge Deutsche leben immer prekärer

Foto: Miss X / photocase

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Was verbindet man als junger Mensch mit „dem Prekariat“? Viele würden dabei wohl an einen biertrinkenden Unterhemdenträger aus einer RTL2-Realitysoap denken – aber an sich selbst? Laut einer neuen Studie der Leeds University Business School beschreibt bereits jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 30 Jahren seine Lebensumstände als prekär, über die Hälfte der 15 bis 24-Jährigen arbeitet unter „atypischen Arbeitsverhältnissen“, also ohne klassische Festanstellung und effektive soziale Absicherung – mit steigender Tendenz. Die Sache ist nur: So wirklich wahrhaben wollen das offenbar die Wenigsten, weswegen sie sich trotz ihrer geringen Einkünfte lieber mit der Mittelklasse identifizieren als mit „denen da unten“.

„Prekarisierung ist unter jungen Menschen Normalität“, sagt Vera Trapmann, die die Studie durchgeführt hat. Sie hat auch untersucht, inwiefern sich das prekäre Leben auf die politischen Einstellungen auswirkt. Sollten miese Arbeitsverträge, astronomisch hohe Lebenshaltungskosten und eine unplanbare Zukunft nicht automatisch dazu führen, dass die Jugend sich verbündet, aufsteht und protestiert?

Laut der Studie ist genau das nicht der Fall. Der Großteil der Befragten bezeichnet sich entweder als unpolitisch oder rechnet sich der politischen Mitte zu – Ausreißer nach links und rechts sind selten. „Es gibt außerdem fast kein Bedürfnis nach Zusammenschluss, Solidarität oder Protest“, sagt Trapmann.

Diese Ergebnisse verwundern. Klar: Man sollte sich freuen, dass die prekär lebenden Menschen nicht in Scharen der AfD in die Arme laufen. Aber was hält die Leute davon ab, sich über ihr de facto ziemlich beschissenes Leben aufzuregen?

Laut Trapmann hat diese Ruhe drei Gründe: Erstens die bereits genannte Annahme, dass der prekäre Zustand für die junge Altersgruppe eben normal ist. Zweitens: Die Hoffnung, dass die miesen Finanzen und die Spaghetti-mit-Pesto-Diät-Wochen eben nur eine Übergangsphase darstellen, die am Ende doch noch in einen guten Job mit geregeltem Einkommen mündet. Und drittens: Der gute alte protestantische Glaube, dass sich mit echter Anstrengung bestimmt alles zum Besseren wendet, dass die Schuld am prekären Leben nicht bei der Politik, sondern bei sich selbst zu suchen ist.

Über all dem stehe eine hyperindividuelle Wahrnehmung der Befragten, die Forderungen an die Politik oder ein Gemeinschaftsgefühl untereinander gar nicht erst aufkommen ließen, sagt Trappmann. Und den Glauben, dass ihre Stimme etwas bewirken könne, haben ganze 40 Prozent der Befragten sowieso verloren.

qli

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