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Open Rights Group demonstriert mit gläserner Toilette gegen neues Datengesetz
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Stell dir vor, du sitzt auf der Toilette und alle gucken zu. Eine Horrorvorstellung. Genau das ist Passanten in London aber passiert. Sie besuchten ein öffentliches Klo, das von außen völlig unscheinbar wirkte. Doch sobald die Tür geschlossen war, wurden die Scheiben des Klos durchsichtig. Alle Leute auf der Straße konnten die Toilettenbesucher sehen. Mit der Privatsphäre war es vorbei. Eine miese Aktion irrer Klofetischisten? Nein. Die Toilette wurde von der Open Rights Group installiert (die Scheiben wurden transparent, als die Hosen noch oben waren), einer gemeinnützigen Organisation aus Großbritannien. Hindergrund der Aktion: der Schutz der Privatsphäre.
Denn ein neues Gesetz, das "Investigatory Powers Bill", soll dafür sorgen, dass der Staat alle persönlichen Daten seiner Bürger sammeln und analysieren darf. Polizisten sollen beispielsweise private Handys und Computer hacken können. Dafür muss man nicht einmal ein Straftäter sein, das Ganze kann völlig grundlos passieren. Die Privatsphäre könnte also noch krasser eingeschränkt werden als bisher. Ende 2016 könnte das Gesetz bereits in Kraft treten, wenn die Parlamentarier dafür stimmen.
Die Open Rights Group findet, der Staat geht hier zu weit. Man könne auch ohne ein solches Gesetz Verbrechen aufklären "Wir hoffen, dass wir eine Debatte über den Wert unserer Privatsphäre auslösen, indem wir Leute an ihrer verletzlichsten Stelle treffen", sagte Jim Killock, Geschäftsführer der Organisation.
Eine Umfrage der unabhängigen Menschenrechtsorganisation Liberty zeigt, dass den Briten ihre Privatsphäre durchaus am Herzen liegt. Scheinbar informieren sie sich aber nicht über Gesetzesänderungen: 90 Prozent der Befragten finden Eingriffe in die Privatsphäre zwar blöd, aber 72 Prozent haben noch nie etwas von dem neuen Gesetz gehört.
Doch kann der neue Gesetzentschluss überhaupt noch aufgehalten werden? Die Aktivisten glauben: Ja, kann er. Wenn die Bürger aktiv werden. Auf der Open-Rights-Webseite gibt es verschiedene Aktionen, an denen man teilnehmen kann: Zum Beispiel einem Parlamentarier über die Open-Rights-Webseite tweeten und mitteilen, dass man gegen das neue Gesetz ist. Der Politiker erhält automatisch einen Link zur Infoseite der Organisation, auf der erklärt wird, warum Open Rights das Gesetz nicht gut findet. Jim Killock hofft, dass die Briten endlich aufwachen: "Jetzt ist die Zeit, eure Stimme zu erheben und dafür zu sorgen, dass wir nicht schlafwandelnd in einen Überwachungsstaat torkeln".
sob