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Protestaktion mit Tigern gegen Flüchtlingspolitik
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"Mama, warum kommen die Flüchtlinge nicht einfach mit dem Flugzeug?" Die Frage, die auch wir uns im vergangenen Jahr in einem Interview gestellt haben, steht grade auf einem riesigen Transparent vor dem Berliner Maxim Gorki Theater. In Kurzfassung lautet die Antwort: Weil die Fluggesellschaften gemäß einer EU-Richtlinie mit Geldstrafen rechnen müssen, wenn sie Menschen ohne gültige Visa in die EU befördern.
In Deutschland schlägt sich die EU-Richtlinie in Paragraf 63 des Aufenthaltsgesetzes nieder. Und sorgt indirekt dafür, dass Flüchtlinge für eine unsichere Überfahrt über das Mittelmeer viel Geld an Schleuser zahlen, anstatt sich einfach in ein Flugzeug zu setzen. Über eine Abschaffung dieses Paragrafen könnte der Deutsche Bundestag am 24. Juni abstimmen. Auf der Tagesordnung stehen Anträge von den Grünen und der Linken. Inhalt: Flüchtlingschutz und eine Umkehr der EU-Asylpolitik.
Um die Aufmerksamkeit von Medien und Gesellschaft auf die Debatte zu lenken und den Druck zu erhöhen, hat die Aktionskünstler-Gruppe Zentrum für Politische Schönheit gestern eine Website mit dem Namen Flugbereitschaft der Deutschen Zivilgesellschaft (vermutlich in Anlehnung an die Flugbereitschaft der deutschen Luftwaffe) gelauncht und darauf ein fast fünfminütiges Video veröffentlicht. Darin wird der Flug der Joachim 1 angekündigt, mit dem am 28. Juni einhundert in der Türkei lebende syrische Flüchtlinge mit verifizierten Pässen von Izmir nach Berlin gebracht werden sollen.
Mit übergrellem Zynismus den Zynismus der Welt entlarven
Doch ob der Flieger mit den Flüchtlingen an Board landen darf, ist bisher noch unklar. Um ihre Forderung durchzusetzen, hat sich die Gruppe daher ein außergewöhnliches Druckmittel ausgedacht: vier lebende "libysche" Tiger (behauptet das Video – eigentlich kommen sie aber aus dem Saarland), die für den Fall, dass das Gesetz bestehen bleibt, am 28. Juni öffentlich vier Flüchtlinge fressen sollen. Auf der Website können sich dafür Freiwillige melden, die "verzweifelt über die europäische Flüchtlingpolitik" sind.
Auf der Seite kann man ebensfalls dafür abstimmen, welche syrischen Flüchtlinge an besagtem Datum mit im Flieger nach Deutschland sitzen dürfen, und welche, laut Video, "im Mittelmeer etrinken sollen". Mit übergrellem Zynismus den Zynismus der Welt entlarven also. Ganz neu ist das freilich nicht mehr. Aber ganz schlecht ja auch nicht.
Die vier Tiger befinden sich derzeit in einem einer Arena nachempfundenden Käfig, der zusammen mit dem eingangs erwähnten Transparent vor dem Maxim Gorki Theater steht und jederzeit besichtigt werden kann. Zudem findet täglich eine Fütterung statt. Gäste wie die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt sind für die angekündigt. Wir waren gestern schon mal dort und haben live per Snapchat (Account: @jetzt_de) berichtet.
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Trotz oder grade wegen unseres Besuches der Tiger-Arena blieben einige Fragen offen. Zum Beispiel, ob das Zentrum den Asylstatus der syrischen Flüchtlinge, die am 28. Juni in die Joachim 1 steigen sollen, tatsächlich klären konnte. Und wenn ja: wie aufwendig oder einfach das war. Ob es tatsächlich ein Flugzeug gibt und wo dieses steht. Und welche Airlines bereit wären, in Zukunft Flüchtlinge zu transportieren, falls Paragraf 63 tatsächlich gekippt würde. Denn genau darum geht es ja letztendlich. Also, wahrscheinlich. Ganz sicher sagen lässt sich das noch nicht.
Denn Philipp Ruch, Leiter des Zentrums für Politische Schönheit, rief auf unsere Anfrage hin zwar tatsächlich zurück, blieb dann aber inhaltlich – vorsichtig formuliert – eher nebulös. Statt Antworten gab es so etwas wie Ankündigungen: "Weitere Enhüllungen" würden kommen (er benutzt in so einem Fall gerne auch mal den Medienbegriff "Scoops"; im Plural) – und kamen dann aber leider vorerst doch nicht.
Mit übergreller Kunst-Rhetorik ernstgemeinte Fragen nicht beantworten also. Ganz neu ist auch das freilich nicht mehr. Aber ganz schlecht ja auch nicht.