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Facebook wird dich sehr bald noch genauer analysieren

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Wenn ich mich in meiner Facebook-Timeline umsehe, entdecke ich neben News, Urlaubsfotos und lustigen Gifs ziemlich viel Werbung. Für Brillen, obwohl ich gar keine brauche. Für Reisen, die ich mir gerade nicht leisten kann. Oder für Schwangerschaftstest, obwohl ich momentan noch keine Kinder möchte. Facebook überschwemmt meine Startseite mit Dingen, die ich nicht brauche und die mich von relevanten Posts ablenken. Und das soll sich ändern. Verspricht das Unternehmen zumindest. Ein neues Tool namens Deep Text soll bald den Inhalt von Nachrichten, Posts und Kommentaren analysieren, inhaltlich verstehen und basierend drauf aus den Werbeangeboten herausfiltern, was mich wirklich interessiert.

Das wäre zumindest die positive Auslegung. 

Die andere Auslegung wäre, dass Facebook einen weiteren Weg gefunden hat, seine Nutzer noch genauer zu analysieren und zu scannen. Also noch gläserner zu machen. Was die jetzt schon extreme Machtposition des Konzerns noch festigt.

 

Das neue Programm soll dafür Texte in 20 Sprachen erfassen können. Sogar Slang und Zweideutigkeit kann das Tool angeblich erkennen. Es unterscheidet also, ob mit "Blackberry" die Frucht oder das Smartphone gemeint ist. Oder es weiß, dass "bro" dasselbe wie "Bruder" bedeutet. "Zu verstehen, wie Text auf Facebook benutzt wird, kann uns helfen, das Nutzererlebnis unserer Produkte zu verbessern, egal, ob wir mehr Inhalte zeigen, die Nutzer sehen wollen, oder unerwünschte Inhalte wie Spams herausfiltern", versprechen die Facebook-Mitarbeiter Ahmad Abdulkader, Aparna Lakshmiratan und Joy Zhang in einem Blogeintrag, in dem sie das neue Tool vorstellen.

 

Wie funktioniert das Ganze?

 

Facebook nutzt nach eigenem Bekunden "neuronale Netzwerkarchitekturen", um seinem Programm verschiedene Wort- und Buchstabenebenen beizubringen. Man kann sich das Ganze angeblich wie bei den miteinander verknüpften Neuronen im menschlichen Gehirn vorstellen, die zusammen ein funktionierendes Nervensystem ergeben. Beim neuen Facebook-Tool wird dieses System einfach als künstliches neuronales Netz nachgebildet.

 

Getestet wird Deep Text bereits beim Messenger. Und es funktioniert tatsächlich. Das zeigt ein kleines Beispiel: Ein Nutzer erwähnt in einem Chat, dass er nach einem Taxi sucht. Das Tool muss jetzt unterscheiden zwischen den Sätzen "Ich steige gerade aus dem Taxi aus" und "Ich benötige ein Taxi". So weiß es, was der User will und kann ihm, falls gewünscht, ein Taxiunternehmen in der Nähe vorschlagen. 

 

Wir können also künftig bestimmte Dinge über Facebook einfacher erledigen. Zum Beispiel ein Fahrrad verkaufen. Oder ein WG-Zimmer suchen. Auf folgenden Post würde Deep Text beispielsweise sofort anspringen: "Suche WG-Zimmer in München, am besten zentrumsnah, nicht teurer als 500 Euro". Das Programm würde erkennen, dass es in dem Eintrag darum geht, eine Wohnung zu finden, es würde die wichtigen Informationen, wie das gesuchte Objekt und den Preis extrahieren und auf Möglichkeiten aufmerksam machen, welche die Wohnungssuche erleichtern. Und wäre ich ein Promi, sagen wir Mario Götze, könnte Deep Text von einem Post zur anstehenden Europameisterschaft alle Kommentare filtern und die besten und wichtigsten an den Anfang stellen – egal in welcher Sprache der Kommentar verfasst ist.

 

Was Deep Text damit auch macht: Wahrscheinlich richtig viel Kohle für Mark Zuckerberg. Denn plötzlich bekomme ich tatsächlich nur noch Dinge angezeigt, die ich vielleicht tatsächlich wirklich haben will – und wahrscheinlich auch kaufe, weil ständig ein Bild davon in meiner Timeline aufploppt und mich daran erinnert, dass ich das Teil unbedingt brauche. 

 

Deep Text ist noch gar nicht draußen, doch Facebook hat natürlich bereits den nächsten großen Clou auf Lager: Gemeinsam mit der Forschungsgruppe für künstliche Intelligenz sollen bald auch Bilder und Videos analysiert werden. Facebook will nämlich nicht nur wissen, wie wir schreiben, sondern auch, wie wir sprechen. Es will uns verstehen und sagen, wie wir uns verhalten sollen. Klingt ziemlich gruselig. Aber wahrscheinlich werden wir uns daran genauso schnell gewöhnen, wie an die Tatsache, dass Facebook alles über uns weiß.

 

sob

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